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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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neueste Modell, ein zweirädriger Rennwagen, mit doppelten Lederschlaufen zur Federung, einfach genial.«
    »Bist du sicher, dass du damit fertig wirst?«
    Das hohe Gefährt und der ungeduldig tänzelnde Braune weckten ihr Misstrauen, aber Kaye wischte ihre Bedenken mit einer großzügigen Handbewegung beiseite.
    »Keine Sorge, ich hab' ihn fest im Griff, aber steig schnell ein, er liebt es nicht, allzu lange auf einer Stelle zu stehen.«
    Kaum hatte sie sich auf das zerbrechliche Gefährt geschwungen, preschte der Braune so unvermittelt los, dass sie unsanft auf das gepolsterte Sitzbrett fiel. Kaye hatte alle Hände voll zu tun, das Tier auf eine mäßige Geschwindigkeit zu zügeln, aber er fand Zeit, ihr wohlgemut zuzurufen:
    »Du brauchst keine Angst zu haben, auf dem Wagenzug habe ich uns doch auch kutschiert.«
    »Eben«, murmelte sie und klammerte sich fest, »und da waren es nur Ochsen!«
    Aber als sie auf die breite Allee einschwenkten, die zum Stadtgraben führte, zeigte sich, dass er tatsächlich nicht schlecht fuhr, und auf den langen Sandwegen des Stadtgrabens beruhigte sich der Braune so weit, dass sie miteinander reden konnten.
    »Es scheint dir recht gut zu gehen«, meinte Ninian mit einem Blick auf den eleganten Wagen und das edle Pferd.
    Kaye nickte stolz.
    »Ja, ich bin zufrieden. Das Pferd gehört mir allerdings noch nicht, ich leihe es nur ab und zu, aber ich hoffe, dass ich es schon bald kaufen kann.«
    »Die Damen schätzen deine Kunst also?«
    »Diejenigen, die Geschmack haben«, erwiderte er ohne falsche Bescheidenheit. »Doch, ich darf sagen, dass ich einen guten Eindruck auf die Gesellschaft gemacht habe. Ich hoffe, es wird noch besser, nachdem mir jetzt auch Lady Sasskatchevan ihr Vertrauen schenkt. Diese Haltung, dieses sichere Empfinden für Form und Farbe – das erwirbt man nur über viele Generationen hinweg ...«
    »Über Generationen?«, unterbrach Ninian seine Schwärmerei. »Wie ich gehört habe, war Thalia Sasskatchevans Urgroßvater eine Art Seeräuber.«
    Kayes lange Nase zuckte hochmütig.
    »Wer redet von Thalia? Ich meine natürlich die neue Lady Sasskatchevan, Sabeena. Ich werde sie zur elegantesten Frau der Stadt machen, die Fürstin wird vor Neid grün werden.«
    Er runzelte die Stirn. Offenbar war es ihm nicht gelungen, die Gattin des Patriarchen für sich einzunehmen.
    »Sabeena? Sabeena Castlerea ist deine Kundin?«
    »Ja, erstaunt dich das? Sie ist vielleicht nicht so schön wie Thalia, aber sie hat Stil und Würde, erstaunlich für eine so junge Frau.«
    Ninian glaubte ihm. In diesen Dingen war Kaye weise wie Lalun, aber es versetzte ihr einen Stich, dass er, genau wie Jermyn, etwas in Sabeena sah, das ihr entging. Mit einem Schlag kehrte das Unglück zurück, das sie für einen Augenblick vergessen hatte. Kaye warf ihr einen Seitenblick zu und fragte vorsichtig:
    »Und du? Geht es dir gut?«
    Sie zuckte die Schultern. »Es geht so«, erwiderte sie ausweichend und war froh, dass Kaye seine Aufmerksamkeit eine Weile dem Braunen widmen musste, der beschlossen hatte, keinen anderen Wagen neben sich zu dulden. Aber kaum hatte Kaye ihn wieder im Griff, fragte er weiter.
    »Hast du ihn nicht gefunden, deinen Dieb? Wegen dem du hergekommen bist?«
    »Doch«, sagte sie knapp und presste die Lippen zusammen.
    Kaye schüttelte seufzend den Kopf.
    »Ja, ja, die Männer. Nichts als Kummer machen sie. Man weiß wirklich nicht, warum man sich mit ihnen abgeben soll!«
    Er verdrehte die Augen und trotz ihres Jammers musste Ninian lachen.
    »Das klingt so, als wüsstest du, wovon du sprichst. Aber du hast recht – Männer sind eingebildet, rücksichtslos ...«
    »... grundlos eifersüchtig, selbstverliebt ...«
    »... hartherzig und treulos!«
    »Ja, treulos, vor allen Dingen treulos!«, wiederholte Kaye nachdrücklich und nun war es an ihr, ihn forschend anzusehen.
    »Du hast also auch nicht das gefunden, was du hier gesucht hast?«
    Kaye hob die Schultern bis zu den Ohren und ließ sie mit einem Seufzer fallen. »Ach, weißt du, so kann man das nicht sagen. Ein schnelles Abenteuer – doch, das geht hier wahrhaftig leicht. Sucht man jemanden, auf den man sich verlassen kann, sieht es anders aus. Aber ich gebe nicht so schnell auf.«
    »Wer sagt, dass ich das tue?«, fragte Ninian heftig, von seinen Worten getroffen.
    »Das hab ich nicht gesagt, mein Herz«, antwortete Kaye nachgiebig, »aber du wirkst niedergeschlagen und – wenn ich das sagen darf, wo wir solange einen Wagen

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