Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
er verkündete, sie Ninian zu nennen, ihren Spott, nachdem Quentin es ihm heimgezahlt hatte. Nur ihm hatte sie von dem Band zwischen der Erdenmutter und sich erzählt und zuletzt dachte er an ihre Tränen, als er von den geschändeten Kindern gesprochen hatte, an ihre Schultern unter seinem Arm und an den unwiderstehlichen Drang, der ihn zu ihr zog.
    Zum ersten Mal gab er dem Verlangen nach, das er solange bekämpft hatte, es erfüllte ihn wie ein glühender Strom und machte sein Herz beben.
    Aber die Glut wärmte nicht, sie verbrannte ihn. Welche Hoffnung hatte er schon? Wieso sollten sich die Bilder in Donovans Kopf nicht erfüllen? Wie sie ihn angestrahlt hatte, als sie tanzten! Vielleicht waren ihre Eltern nur gekommen, um eine Heirat auszuhandeln und selbst wenn es nicht so war – Ninian war die zukünftige Herrscherin ihres Landes, was sollte sie mit einem kleinen Gauner, einem Dieb und Betrüger? Er konnte und wollte nur für sich selbst sorgen, egal was sie hier aus ihm machen wollten. Vor allem aber war sie vor ihm zurückgewichen, hatte sich vor seiner Berührung gescheut.
    Aber warum kam sie trotzdem zum Turm? Sie hatte seine Augen so oft gesucht wie er die ihren, hatte kein Treffen abgelehnt. Warum, wenn er ihr zuwider war? Warum hatte sie nur ihm von der Erdenmutter erzählt?
    Die Gedanken begannen sich in seinem Kopf zu drehen. Er war unrettbar in den Kreislauf von Hoffnung und Verzweiflung geraten und drehte sich darin wie eine Ratte im Laufrad, bis er endlich im Morgengrauen in den Schlaf der Erschöpfung fiel.
     
    Donovan war aufgewacht, nachdem die Väter die Erinnerung an die Schmerzen ausgelöscht hatten. Ava war gekommen, um ihn zu besuchen, aber er fühlte sich gehemmt und verlegen in ihrer Gegenwart. Alle anderen Erinnerungen hatten die Väter ihm gelassen und er fragte sich bange, ob sie ahnte, was ihm vor Jermyns Angriff durch den Kopf gegangen war. Es war dem widerlichen Kerl zuzutrauen es hinauszuschreien.
    Er betrachtete sie verstohlen, mit niedergeschlagenen Augen saß sie an seinem Bett, das Gesicht verschlossen, von seiner strahlenden Tänzerin war nichts mehr zu sehen. Aber auch die heitere, stets gleichmütige Mitschülerin war verschwunden und von den Heiratsplänen seines Vaters wagte er kein Wort zu sagen. Vielleicht wusste sie schon etwas und war deshalb so schweigsam. Sie fühlten sich nicht wohl miteinander und Donovan war geradezu erleichtert, als sie die Krankenzelle mit einem kurzen Gruß verließ.
    Ava hatte durchaus den Verdacht, dass der Vorfall mit ihr zusammenhing. Seit Jermyn in die Klausur geschickt worden war, dachte sie an nichts anderes und ständig ertappte sie sich bei der Frage, wie es ihm ergehen mochte. Mit heißem Schrecken merkte sie schließlich, dass ihre Gedanken viel häufiger bei ihm weilten als bei Donovan, der doch ihr Mitgefühl viel mehr verdiente. Aus Reue hatte sie ihn in der Krankenstube besucht, aber sie wusste kaum, was sie mit ihm reden sollte und seine schüchternen Blicke reizten sie.
    Sobald der Anstand es zuließ, verabschiedete sie sich und schlich sich in den äußeren Garten, aufgewühlt wie sie war, mochte sie keinem Menschen begegnen. Eine ganze Weile haderte sie mit sich, aber endlich stand ihr Entschluss fest.
    Wenn Jermyn am nächsten Tag freikam, würde sie sich ein letztes Mal mit ihm am Turm treffen, um ihn zur Rede zu stellen. Dann war sie fertig mit ihm. Die Zeit im Haus der Weisen war bald zu Ende, sie würde nach Hause gehen und alle Verwirrung vergessen, die sie hier quälte.
    Sie suchte sich einen sonnenbeschienenen Flecken Erde und ließ sich mit gekreuzten Beinen darauf nieder. Sie legte die Hände auf den warmen Boden, schloss die Augen und senkte ihren Geist in die Erde. Tief und immer tiefer. Hier waren die Wurzelspitzen im lockeren Mutterboden, die dichten, seifigen Lehmschichten, die uralten, harten Felsen. Sie erreichte die Schichten der lebendigen Erde, sah die glühenden Adern, die sanften, unbestimmten Bewegungen der Erdgeister und immer noch tiefer sank sie hinunter. Hinunter in die warme, dunkle Höhle, bis das Wesen der Erdenmutter sie liebevoll umfing.
    »Mutter«, hauchte ihr Geist und die freudige Antwort durchströmte und wärmte sie.
    »Geliebte Tochter!«
    »Mutter, gib mir deine Ruhe. Ich brauche sie.«
    »Meine Stärke ist deine Stärke, wo immer du bist. Du weißt, die Erde liebt dich. Spüre ihre Kraft und meine Liebe und sei beruhigt.«
    Ava verharrte in der tröstlichen Umarmung, bis sie merkte,

Weitere Kostenlose Bücher