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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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dieser Stadt viel zu wissen«, erklärte Wag weise. »Un von wegen dem Brautschatz – man redet, dass die Sasskatchevans ungeduldig werden un der alte Sasskatch immer mehr auf die hört, die sagen, den Schatz gäb's schon gar nich mehr un der Raub sollte das nur vertuschen. Das geht die Castlereas natürlich gegen die Ehre, kannste dir denken, un der Patriarch is auch schon ganz bibberig, heißt es.«
    »Sehr gut«, meinte Jermyn zufrieden, »umso besser für den, der den Schatz findet. Wir müssen den Kerl unbedingt aufspüren. Los, überleg noch mal, ob dir nicht doch irgendwas über ihn einfällt.«
    Wag verzog das Gesicht.
    »Kann nich sagen, dass ich so gern an mein Stelldichein mit den Wichsern denke, war höllisch schmerzhaft für mich.«
    Er schlenkerte vielsagend die Hände.
    »Du könntest es ihnen heimzahlen«, lockte Jermyn, »ich würde schon dafür sorgen, dass sie stillhalten!«
    »Weiß nich, ob ich so scharf da drauf bin«, brummte Wag, aber er runzelte in angestrengtem Nachdenken die Brauen, während er neben Jermyn hertrottete. Jermyn duldete ihn an seiner Seite, er hatte sich mit dem seltsamen Gefolgsmann abgefunden.
    Es hatte ihn nicht gewundert, dass der Ehrenwerte Fortunagra seine Finger beim Verschwinden des Brautschatzes im Spiel hatte. Der Mann, dem er den Ring mit dem Augenachat abgenommen hatte, gehörte zum Gefolge des Edelmannes und ein solcher Raub geschah nicht ohne Wissen des Patrons.
    Jermyn hatte daher seine Suche nach Wags Peiniger in den Gassen um Fortunagras Palast begonnen, sie auf die umliegenden und schließlich auf alle Viertel diesseits des Flusses ausgedehnt. Aber der Erdboden musste den Mann verschluckt haben, sie konnten keine Spur von ihm entdecken.
    Die Wintermonde waren über der Suche ins Land gegangen, Wags Wunden waren verheilt und der kleine Mann hatte seinen Dienst aufgenommen. Jermyn machte kleine, unauffällige Einbrüche, damit sie zu Geld kamen, aber sein Ziel blieb der Brautschatz.
    Wag, den er nach den Zugängen zu dem weitläufigen Gebäude ausfragte, konnte ihm nur sagen, dass der Ehrenwerte seinen Bau gut bewachen ließ – alle Fenster nach außen waren bis in die obersten Stockwerke kunstvoll, aber wirksam vergittert, keine Tür war jemals ohne schwerbewaffnete Wächter, Jermyn überzeugte sich bei seinen Erkundungsgängen selbst davon.
    Schließlich blieb nichts anderes übrig als der Einstieg über die uralte Stadtmauer und sie war zu seiner zweiten Besessenheit geworden.
    Auf einem der zahlreichen Märkte schoben sie sich durch das Gedränge, vorbei an einem Stand, wo der Bader vor einem schaudernden Publikum einen Zahn riss. Dem Bader lief der Schweiß übers Gesicht, er plagte sich redlich mit der Zange, der arme Teufel unter ihm aber wand sich in den Lederriemen und gab gurgelnde Laute von sich. Jermyn sah, wie Wag mit blassem Gesicht wegschaute und dann wie angewurzelt stehen blieb.
    »Oi, du Gauch, kannste nich uffpasse?«
    Sein Hintermann war in ihn hineingerannt und knuffte ihn grob. Wag achtete nicht darauf.
    »Oi, Patron, mir is was eingefallen. Also, der Kerl hatte ... autsch ...«
    Jermyn hatte ihn in die Rippen gestoßen. »Nicht hier, du Depp!«
    Erst als sie in der Küche saßen, erlaubte er Wag zu reden und lauschte mit schmeichelhafter Aufmerksamkeit. Während Wag erzählte, holte er ganz nebenbei Brot, Käse, zwei Rettiche, einen gefüllten süßen Kuchen und eine Tüte mit Salznüssen unter seiner Jacke hervor. Jermyn griff zu und begann achtlos zu essen.
    »Also, wie die beiden Wichser mich da in der Zange hatten – buchstäblich, wie de weißt – hab ich natürlich immer auf ihre verdammten Hände gestiert. Ne Menge Ringe hatten se un außerdem hatte der eine Hurensohn ganz feingemachte Nägel, poliert un geschliffen un der Nagel an sein kleinen Finger von der linken Hand war lang un ganz krumm, 'ne richtige Kralle un – jetz kommt's – sie war vergoldet! Was sagste dazu, Patron? Den Kuchen kannste mir geben, wenn er dir nich schmeckt.«
    »Geschliffene Nägel, einer davon überlang und vergoldet«, Jermyn schnippte nachdenklich die getrockneten Hülsen der Salzkerne über den Tisch, »das macht der sich doch nicht selbst, oder?«
    »Nee, der hantiert lieber mit Kneifzangen, brrr ...«
    »Und ein einfacher Bader kann so was nicht«, Jermyn füllte seinen Becher aus dem Wasserkrug, »also geht er zu einem Hautstecher, die machen die ausgefallenen Sachen. Wenn wir ihm also auf die Spur kommen wollen, müssen wir herausfinden,

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