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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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besonders hoch in ihrer Gunst gestanden. Aber wie die Männer junge Mädchen schätzten, so verlangte es die abgebrühten, allwissenden Dirnen ab und zu nach einem jungen Burschen, um ihre verbrauchten Leiber zu erfrischen, und die schwarzen Augen konnten seltsam überzeugend sein.
    Jermyn streckte die Hand aus, als ihn der Gedanke an Ninian wie ein Messerstich durchfuhr. Aber er hatte lange keine Frau gehabt und plötzlich erbitterte ihn die Tyrannei seines Gefühls für sie.
    Warum sollte er auf sie warten? Sie war längst versprochen und er würde sie nie wieder sehen. Sollte er keine Frau mehr anrühren, nur weil er sich wie ein dummer Narr in ein unerreichbares Fräulein verguckt hatte? Vielleicht trieb er sie sich ja auf diese Weise aus.
    Heftig riss er an der Klingelschnur und Bysshe kam sofort herein, als habe sie nur auf sein Zeichen gewartet. Sie trug ein Tuch über dem Arm und lächelte ihn erwartungsvoll an.
    »Ich glaube, ich brauche diese Abreibung«, brachte er heiser hervor und diesmal erwiderte er ihren Blick. Ihr Lächeln wurde breiter.
    »Du musst noch a bisserl im Wasser bleiben, nachher gehn wir in meine Ruhekammer. Glaub mir, des wird dir gut tun.«
    »Warte«, Jermyn holte tief Luft. »Lass Wein bringen, auch für meinen Gefolgsmann. Er heißt Wag und ist in der Badehalle. Er soll verschwinden, wenn er fertig ist. Ich brauch ihn nicht mehr.« Wenn er sich schon gehen ließ, dann richtig ...
    Bysshe knickste und ging und Jermyn glitt tiefer in das duftende Wasser. Es dauerte nicht lange, bis sie zurückkam.
    »Hier is der Wein.«
    »Lass mich trinken.«
    Sie setzte ihm den Becher an die Lippen. Der ungewohnte Wein stieg ihm schnell zu Kopf und verstärkte die Glut in seinen Lenden.
    »Du auch.« Sie trank von der gleichen Stelle wie er und ihre Augen lachten ihn über den Becherrand an.
    »Jetzt setz dich amal auf, damit i dei Verspannung anschaun kann.«
    Er richtete sich auf und spürte ihre Fingerspitzen sanft und kühl auf seinem Nacken. Ein Schauer durchrieselte ihn und er schloss die Augen.
    »Oh je, ganz hart, hier und hier, bis da runter«, schnurrte sie und ihre Hände glitten über seinen Rücken. »Aber schön bist, jede Muskel kannst erkennen. So was seh ich net alle Tag. Komm, wir gehen in meinen Ruheraum, da kannst dich hinlegen.«
    Bysshe breitete das Tuch einladend aus und er stieg aus dem Zuber. Sie hüllte ihn ein und hielt ihn einen Augenblick in ihren Armen. Sie war ein hochgewachsenes Mädchen und er spürte ihren Atem auf seinem Mund.
    »Komm«, sagte sie noch einmal leise und Jermyn folgte ihr.
     
    »Lösch die Kerze«, murmelte er später.
    »Warum? Du gfällst mir und i seh gern, mit wem i Liebe mach«, flüsterte sie.
    »Aber ich nicht!«, knurrte er und zerquetschte die Kerzenflamme zwischen den Fingern.
    19. Tag des Blütemondes 1464 p. DC
    Jermyn sprang die steile Treppe hinunter, die von der Alten Brücke zum Flussufer führte. Wag tastete sich langsam hinter ihm her, eine Hand an dem mächtigen Brückenpfeiler, die Augen krampfhaft auf die schmalen, hohen Stufen gerichtet. Grüner Algenbewuchs machte die ausgetretenen Steine glitschig und er hatte nicht vor, sich den Hals zu brechen. Jermyn drehte sich ungeduldig um.
    »Was ist? Schläfst du da oben ein, oder was? Los, los, mach schon!«
    »Nur die Ruhe«, murmelte Wag und setzte seinen bedächtigen Abstieg unbeirrt fort, »ich bin ja schließlich nich so 'n Bock wie du.«
    Sein Langmut war in den letzten Wochen auf eine harte Probe gestellt worden. Jermyn hatte sich keine Mühe gegeben, seine schlechte Laune zu verbergen und Wag war seine bevorzugte Zielscheibe.
    In aller Frühe hatte Jermyn ihn heute aus dem Schlaf gerissen, um noch einmal Vitalonga heimzusuchen, und der kleine Mann hatte immer noch Seitenstiche von dem schnellen Marsch.
    Nun war er bei Jermyn angelangt, der vor Ungeduld bebte. Er öffnete den Mund und Wag duckte sich in Erwartung der giftigen Worten, als zwei Männer um den Brückenpfeiler bogen. Der eine trug die blaurote Uniform der Stadtwache, er warf Jermyn und Wag nur einen mürrischen Blick zu. Der zweite Mann dagegen fesselte die Aufmerksamkeit.
    Er war hochgewachsen und hatte die dunkle Haut, die schmale, gebogene Nase und das schwarze, krause Haar eines Südländers. Nur seine Augen waren von eisigem Blau, kalt und durchdringend. Gekleidet war er wie ein Edelmann, vornehm, aber unauffällig und an seiner Seite hing ein Schwert, wie es nur Adelige tragen durften.
    Er schien verärgert,

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