AvaNinian – Zweites Buch
Patriarchen an und die Feier zur Eröffnung der neuen Gladiatorenschule nahm ihren Fortgang.
Ninian rutschte auf ihrem Sitz hin und her. In der Arena umkreisten sich zwei ölglänzende Ringer, hellhäutig der eine, ebenholzschwarz der andere, etwas für’s Auge, so wie es das Publikum liebte. Wettmänner liefen durch die Reihen und sammelten die Wettgebote ein und halbwüchsige Knaben boten dem Publikum Erfrischungen an. Sirupfrüchte, die dem Vordermann ins Haar gerieten, wenn man sie fallen ließ, Nusskerne, mit denen es sich prächtig werfen ließ, wenn man mit den Leistungen der Kämpfer nicht zufrieden war, und getrocknete salzige Fischchen, die durstig machten und den Wein- und Wasserverkäufern gute Einnahmen brachten. Zur Feier des Tages ließ der Bulle die Leckereien umsonst verteilen, aber beim Wein hatte Witok entrüstet abgewunken.
»Bist du verrückt, Vitali? Frreier Wein! Nach drrei Kämpfen sind alle so blau, dass sie nicht mehr wetten können, sie kotzen alles voll und es gibt mehr Schlägereien auf den Rängen als in der Arena. Nein, lass sie zahlen, sie werden es gern tun!«
Und so war es. Die Leute zahlten und unterhielten sich großartig.
Der Patriarch hatte dem knienden Bullen mit großem Pomp und eindrucksvollen Worten die Urkunde überreicht und das Volk hatte ihm zugejubelt, denn der alte, fette Mann verstand sich auf einen wirkungsvollen Auftritt wie kein zweiter. Nach der Verleihung hatte der Meister aller Meister den Eröffnungskampf gegen drei Herausforderer der anderen Schulen geführt und sie nach allen Regeln der Kunst besiegt. Diesen Kämpfen hatte der Patriarch gnädig beigewohnt, dann war er aus dem Zelt gehinkt, langsam, aber ohne Hilfe und hatte so die bösen Zungen zum Schweigen gebracht, die ihn halbtot nannten.
Danach hatte sich das Zelt in einen tobenden Hexenkessel verwandelt. In der Arena fand ein Kampf nach dem anderen statt, Ringkämpfe in allen Stilen, Kämpfe mit Schwert, Dreizack und Netz, Mannschaftskämpfe und Schaukämpfe, bei denen die Männer mit nur einer Hand kämpften, die andere war auf dem Rücken festgebunden.
Jermyn hatte sich blendend unterhalten, auf jeden Kampf gewettet und mehr gewonnen als verloren. Selbst Babitt war aus seinem Brüten erwacht und hatte sich für die Kämpfe begeistert. Auch gewettet hatte er, aber da er unvorsichtig war und manchmal auf den Kämpfer setzte, dessen Nase ihm besser gefiel, hatte er kräftig draufgezahlt. Nachdem er den zweiten Krug Wein geleert hatte, machte ihm auch das nichts mehr aus.
Nur Ninian fand wenig Gefallen an den Gladiatorenspielen. Während der Schwertkämpfe hatte sie sich noch gut unterhalten, sie hatte gewettet und gewonnen, da sie die Männer kannte. Dann war ihr Interesse erlahmt und sie hatte Muße genug, sich zu ärgern. Die Jünglingskleider hatte sie Jermyns Wünschen zum Trotz angelegt, doch nun schien ihr, sie habe sich damit einen schlechten Dienst erwiesen. Wie sie gestarrt hatten, die vornehmen Damen! Die spöttischen Blicke, die geringschätzig verzogenen Lippen, die schnell hinter den Fächern verschwanden! Dabei gebärdeten sie sich selbst wie Fischweiber, keifend und johlend, um ihre Favoriten anzufeuern oder ihre Gegner zu schmähen.
Auf der anderen Seite, gerade über dem gackernden Schwarm von Isabeaus Gefolge, entdeckte sie nun einen Mann in schlichtes Grau gekleidet, wie ein Spatz unter lauter Paradiesvögeln. Erfreut erkannte sie Kaye, der sich gerade vorbeugte und einen der beiden Gladiatoren anfeuerte. Als der schwarze Kämpfer nach zwei geschickten Griffen seines Gegners zu Boden ging, ließ Kaye enttäuscht die Arme sinken. Mit einem Tüchlein wischte er den Schweiß vom Gesicht, holte aus dem Korb neben sich Flasche und Becher und trank zierlich daraus, als säße er an einer eleganten Tafel, nicht in einem staubigen, überhitzten Zelt.
Bei der nächsten Pause stand Ninian auf. Die Arena wurde ausgeharkt und mit frischen Sägespänen bestreut und hübsche Mädchen boten den schwitzenden Zuschauern warme, feuchte Tücher, um sich zu erfrischen. Jermyn zählte sehr zufrieden seine Gewinne.
»Da drüben ist Kaye, bin gleich wieder da«, sagte sie und kletterte über die Bankreihen hinunter. Auf der anderen Seite drängte sie sich durch die Wolken von Seide und Atlas, ohne auf die empörten Blicke und Rufe zu achten. Kayes Gesicht war gerade hinter einem duftenden Tuch verschwunden, sie nahm den Korb von der Bank und setzte sich neben ihn. Als er wieder zum Vorschein
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