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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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nicht so ein jämmerliches Gesicht, ich beiß schon nicht!«
    Kamante entspannte sich etwas, aber der wachsame Ausdruck verschwand nicht aus ihrem Gesicht. LaPrixa legte ihr Handwerkszeug zurecht und zupfte prüfend an Kamantes Haarwust.
    »Hm, ja, ich flechte dir buntes Garn ein und Glöckchen, damit kannst du in den Wilden Nächten ein paar Galane anlocken.«
    »Sie lockt niemanden an«, fuhr Ninian ärgerlich dazwischen, aber als Kamantes Gesicht, das bei der Erwähnung der Glöckchen entzückt aufgeleuchtet hatte, sich wieder betrübte, zuckte sie die Schultern. LaPrixa zwinkerte anzüglich und zog den grobzinkigen Kamm unsanft durch Kamantes krause Mähne.
    »Wird ’ne Weile dauern.«
    »Dann hab’ ich ja Zeit für eine Bilha«, sagte Ninian und setzte sich zufrieden in ihrer Fensternische zurecht. LaPrixa unterbrach ihre Arbeit und zog an der Klingelschnur.
    »Um das Maß meiner Güte vollzumachen«, schnaubte sie und befahl dem eintretenden Gupta, die Bilha für das gnädige Fräulein zu bringen.
    »Wo ist Cheroot?«, fragte Ninian erstaunt, Gupta pflegte nur nachts die Tür zu hüten.
    »Gestern kam ein sehr höflicher Bote vom Bullen und bat um Hilfe. Sie haben einen Mann, der vielleicht Cheroots Sprache spricht. Niemand könne ihn verstehen. Cheroot war sofort bereit mitzugehen, - es gibt nur wenige aus seinem Volk in Dea. Halt still, Mädchen, die Schönheit muss dir ein paar Tränen wert sein!«
    »Woher kommt er?«, fragte Ninian, als Gupta die leise gurgelnde Bilha gebracht hatte. Sie sog ein paar Mal versuchsweise an dem Mundstück und ließ den Rauch genüsslich durch die Nase strömen.
    »Ich weiß es nicht genau, mein Schatz«, erwiderte LaPrixa, die ihr mit heimlicher Zärtlichkeit zusah, »er hat nie viel darüber erzählt. Irgendwo von Sonnenaufgang her ...«
    Ihre flinken Finger zogen die krausen Haarsträhnen glatt und verflochten sie miteinander, während Kamante tapfer versuchte, den Schmerz schweigend zu ertragen und die wunderlichsten Grimassen schnitt.
    »Er kam mit dem alten Mann, der mir die Kunst der Hautstecherei beigebracht hat. Sie gehörten zum gleichen Volk. Cheroot war damals schon Türhüter hier. Meinem Besitzer«, sie spuckte in den kupfernen Napf, »gehörte das Badehaus, aber es war nicht mehr als ein Bordell. Er hatte Cheroot von einem Sklavenschiff gekauft, auf dem auch mein Meister verschleppt worden war. Cheroot hatte sich zum Beschützer des alten Mannes gemacht, er weigerte sich, das Schiff ohne ihn zu verlassen und drohte, über Bord zu springen. Mein Besitzer, der alte Sack, hatte viel Geld für ihn bezahlt und so nahm er meinen Meister als Dreingabe mit. Als ich mich von dem Schweinekerl befreit hatte, zeigte sich, dass die Erben nichts von diesem Badehaus wussten. Er hatte es geheim gehalten, die schmierige, alte Kröte, weil sein Besitz nicht zu einem angesehenen, reichen Herrn gepasst hätte. Also hab ich es mir unter den Nagel gerissen. Aber ich wollte keine Puffmutter sein. Ich hab den Mädels angeboten, als Bademädchen hierzubleiben, und die meisten haben angenommen. Ich erlernte die Kunst des Hautstechens und entdeckte die unterirdischen Baderäume, damit habe ich ein gutes Auskommen. Und Cheroot«, sie lachte ein wenig, während sie ein Glöckchen anbrachte, »ich glaube, Cheroot hat nach dem Tod meines Meisters seinen Schutz auf mich übertragen. Er würde mich nie verlassen, aber er ist einsam, niemals kann er in seiner Sprache sprechen. Deshalb wundert es mich nicht, dass er gleich losgelaufen ist, als er von dem seltsamen Vogel des Bullen gehört hat. So, das war das letzte.«
    Sie trat zurück und betrachtete prüfend ihr Werk.
    »Sehr schön, jetzt passt du ja bestens zu deinem Herrn.«
    Unzählige kleine Zöpfe standen steif von Kamantes rundem Schädel ab, mit roten und gelben Garnfäden umwickelt. Die winzigen Glöckchen klimperten leise, als das Mädchen vor den Spiegel trat und sich entzückt betrachtete.
    Sie wandte den Kopf hin und her und LaPrixa ließ sich herab, ihr einen Handspiegel zu halten, damit sie auch ihren Hinterkopf bewundern konnte. Strahlend drehte Kamante sich um, dann fiel sie plötzlich vor der Hautstecherin auf die Knie und schlug mit der Stirn auf den Boden.
    »Bayete, Mbwani, bayete«, flüsterte sie.
    »Lass das!«, fuhr LaPrixa sie grob an und zog sie unsanft vom Boden hoch. Dann zuckte es um ihre Mundwinkel, sie drückte dem erschrockenen Mädchen eine Handvoll Naschwerk in die Hand und schob sie zur Tür

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