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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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bestimmte Kästchen und wenn du es hast, darfst du von den Schätzen in der Kammer einstecken, soviel du willst!’ Dieser letzte Teil des Auftrags gefiel meinem Freund so gut, dass er sich über die Heimlichtuerei nicht weiter aufregte. Der Auftraggeber schien sich sehr gut auszukennen, der Vermittler brachte einen Plan, auf dem ein unterirdischer Zugang eingezeichnet war. Das erfreute meinen Freund sehr, da er ein Maulwurf ist, wenn Euch das was sagt.«
    Vitalonga nickte und seine Stimme klang vorwurfsvoll in Jermyns Kopf. »Das verwerfliche Tun eines Maulwurfs besteht darin, sich einen Tunnel zu den Besitztümern seiner ahnungslosen Opfer zu graben, um diese an sich zu bringen, junger Mann!«
    »Respekt, Ihr kennt Euch aus. Hier konnte er sich das Graben sparen. Es gab nur eine kleine Schwierigkeit: Um auf die Ebene der Kammer zu kommen, die er ausräumen sollte, muss man einen alten Abtrittschacht hochklettern - ich weiß, ich weiß«, er grinste, als Vitalonga angeekelt das Gesicht verzog, »man tut eben so manches für’s liebe Brot. Außerdem wurde versichert, dass der Abtritt schon lange stillgelegt ist und nicht mehr ... stinkt. Dafür aber brauchte mein Freund einen Fassadenkletterer und zwar einen guten, denn die Schachtwände waren lotrecht und glatt, auch das stand ausdrücklich auf dem Plan. Und da kommen wir ins Spiel, denn niemand klettert so gut wie wir«, Jermyn sagte es ohne falsche Bescheidenheit, »und nach einigem Hin und Her waren wir auch bereit, ihm zu helfen.«
    Er zwinkerte Ninian zu und sie errötete. - Das erste Treffen mit Babitt war unglücklich verlaufen, da er ohne Anmeldung im Palast aufgetaucht und sie in leidenschaftlicher Umarmung überrascht hatte. Er hatte lärmenden Beifall geklatscht und sie wäre am liebsten vor Scham in den Boden versunken. Selbst Jermyn hatte seine Überlegenheit verloren und den verdatterten Maulwurf wüst beschimpft. Babitt hatte zurückgekeift und als sich die beiden mit gesträubten Haaren gegenüberstanden, war ihr die Komik der Lage bewusst geworden und sie hatte darüber lachen können. Seitdem hatte sie mit dem gutmütigen, fröhlichen Babitt gute Freundschaft geschlossen, aber in der letzten Zeit war er nicht mehr fröhlich gewesen. Sie runzelte die Stirn.
    »Sie ist nicht komisch, diese Geschichte«, sagte sie streng.
    Jermyn zuckte die Schultern und nahm seine Erzählung wieder auf.
    »Nach allerlei Vorbereitungen, mit denen ich Euch nicht langweilen will«, er legte die Hand auf sein Herz und verbeugte sich spöttisch, worauf Vitalonga würdevoll wie ein Fürst sein umwickeltes Haupt neigte, »rückte die Nacht heran, in der das Unternehmen stattfinden sollte. Der Auftraggeber schien es sehr eilig zu haben, beinahe täglich ließ sich sein Mittelsmann sehen und drängte darauf, unter allen Umständen den festgesetzten Zeitpunkt einzuhalten. Mein Freund hatte nichts dagegen, auch er wollte die Sache möglichst schnell hinter sich bringen. Aber ich - ich wurde misstrauisch. Warum die Drängelei? Ich beschloss, mir den Weg vorher anzusehen. Heimlich, versteht Ihr? Niemand wusste davon, niemand«, seine Augen glitten zu Ninian, die ihm heftige Vorwürfe wegen seines Alleingangs gemacht hatte. »Ich wollte mich nicht allein auf die Angaben des Auftraggebers verlassen«, schon gar nicht, wo Ninian dabei sein würde , fügte er nur in Gedanken hinzu. »Zwei Nächte vor dem geplanten Einbruch zog ich los. Der Weg, der uns so großzügig mitgeteilt worden war, begann im Keller eines schäbigen Gemäuers, in dem nur noch Ratten hausten. Ein dunkler Gang in der Wand hinter einem verrosteten Gitter. Er war hoch genug, dass ich aufrecht gehen konnte, aber wenn ich die Decke streifte, rieselte der Dreck auf mich herunter. Ich hatte Mühe, meine Augen zu schützen.
    Der Gang war eng, ich musste die Arme nicht ausstrecken, um die Wände zu berühren, auch sie waren bröckelig. Die Luft war kalt, es stank und ich hörte Wasser rauschen. Dann stand ich am Rand eines Abwasserkanals, einem großen, neben dem ein schmaler Weg herlief. Dem sollte ich laut Plan achtzig Schritt folgen und danach auf die kleine Rinne der Latrine treffen, die dort in den Tunnel mündete.
    Ich marschierte los und hoffte, dass meine Schrittlänge passte. Die Brühe floss mir entgegen, der Fluss lag also in meinem Rücken. Die Strömung war stark und manchmal hörte ich, wie etwas Schweres gegen die Kanalwände stieß, aber sehen konnte ich nichts, die kleine Laterne erhellte nur grade den

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