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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schnell geben wir nicht auf ...«
    Sie langte über ihre Nachbarin und rüttelte an dem Türknauf, aber die Tür war fest verschlossen, die Scheiben mit schwarzer Farbe zugeschmiert. Ihr Gegenüber schnaubte.
    »Du hast echt kein Dunst!«, höhnte sie, »meinste vielleicht, weil du so’n feines Dämchen bist, lassen sie dir laufn? Von wegen, die macht solche wie du genauso viel Spaß wie wir, un wie der da«, mit dem Kinn deutete sie in die Ecke. Ninian hob die Laterne und das flackernde Licht fiel auf einen jungen Mann mit totenbleichem Gesicht, aber ebenso grell geschminkt wie die Mädchen. Die zottige Perücke aus gebleichtem Flachs war verrutscht, kurzgeschorenes, dunkles Haar schaute darunter hervor, der magere Jünglingskörper steckte in schäbigen Frauenkleidern. Er musste vor Angst oder vom Wein betäubt sein, denn er lehnte stöhnend mit verdrehten Augen in seiner Ecke und schien nichts von den Worten der Mädchen gehört zu haben. Eine ganze Weile rumpelten sie dahin, bis die Kutsche mit einem Ruck hielt. Wieder wieherten die Pferde und der Wagenkasten schwankte quietschend in den ledernen Aufhängungen.
    Ninian konnte gerade noch das Tuch über die Laterne werfen, als die Tür aufgerissen wurde. Der grelle Schein einer großen Laterne blendete sie, aber sie hörten grölendes Geschrei und misstönenden Gesang aus rauen Männerkehlen, in den sich lautes Bocksgemecker mischte. Der Lärm weckte den verkleideten Jungen aus seiner Betäubung, mit angstvoll aufgerissenen Augen fuhr er hoch.
    »Nein ...«
    »Da ist er ja, der kleine Pisser, der Herr wartet schon.«
    »Ihr habt euch Zeit gelassen, die Stunde ist fast da. Heraus mit ihm.«
    Grobe Fäuste packten den entsetzten Jungen und zerrten ihn aus der Kutsche. Mit der Kraft der Verzweiflung klammerte er sich an den Einstiegsgriff.
    »Nein, lasst mich, ich hab’s nur zum Spaß getan, ich hab den Herrn nich verratn. Neiiin ...«
    Er kreischte, als ein Peitschenstiel auf seine Finger krachte, dann flog die Tür zu. Seine Schreie gingen im Gebrüll unter, der Kutscher schlug auf die Pferde ein und die rasende Fahrt ging weiter.
     
    Violetta ap Bede fror, ihr Kiefer schmerzte, weil sie die Zähne so fest zusammenbeißen musste, damit sie nicht klapperten. Gleichzeitig rann ihr unter dem Umhang und der tief in die Stirn gezogenen Kapuze der Schweiß in den Ausschnitt und den Rücken hinunter. Mit hämmerndem Herzen lief sie hinter den anderen Frauen her und in ihre Aufregung mischte sich Angst. Seit dem Ende der freien Tänze schienen Stunden vergangen zu sein.
    Mehrere Kutschen hatten die elegante Gesellschaft am Rand des Volksplatzes erwartet und zu ihrer Freude hatte Violetta sich in einem Wagen mit Margeau und der Fürstin gefunden.
    Aber die beiden waren keine heiteren Gefährtinnen gewesen. Kerzengerade hatte die Fürstin dagesessen und starr vor sich hingeblickt.
    Noch nie hatte Violetta sie ohne ihr leichtes, überlegenes Lächeln gesehen und die kalte, unbewegte Miene schüchterte sie so ein, dass ihr die harmlosen, kleinen Bemerkungen über den Tanz in der Kehle stecken blieben. Margeau dagegen rutschte unruhig auf den weichen Polstern hin und her, ihre Finger zerrupften in unaufhörlicher Bewegung den zarten Seidenstoff ihrer Robe. Es schien sie nicht zu kümmern, ihre Lippen bewegten sich und einmal glaubte Violetta über das Rattern der Räder ein übles Schimpfwort zu verstehen, wie es die Fuhrknechte ihres Vaters gebrauchten. In drückendem Schweigen rollten sie dahin, bis die Fürstin ihre großen, veilchenblauen Augen auf Violetta richtete.
    »Habt Ihr schon einmal bei einem Mann gelegen?«
    »Äh ... bitte?«
    »Sie will wissen, ob Ihr noch Jungfrau seid!«
    Der unverhohlene Hohn in Margeaus Stimme kränkte Violetta, sie errötete und schüttelte den Kopf. Noch nie hatte jemand so unverblümt danach gefragt. Aber vielleicht sprachen die vornehmen Damen so miteinander, beruhigte sie sich.
    Die Fürstin nickte und Schweigen senkte sich auf die drei Frauen.
    Die Fenster waren verhängt, aber Violetta hörte das dumpfe Tosen vieler Stimmen, ein bedrohliches Geräusch. Sie kamen nur mühsam vorwärts, unentwegt knallte die Peitsche, als feure der Kutscher die Pferde mit großer Wut an. Ihren Begleiterinnen war jedoch keine Unruhe anzumerken und so presste Violetta ihre Hände im Schoß zusammen und versuchte, so gelassen zu sein wie sie.
    Die Fahrt endete vor dem neuen Hermatempel. Die Gattin des ersten Patriarchen hatte ihn errichten lassen, weil

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