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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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doch Margeau hatte abgewunken.
    »Lasst nur! Ihr seid uns willkommen. Bedenkt aber, dass Ihr zu niemandem ein Wörtchen sagt, nicht einmal zu Eurer Mutter.«
    Ohne zu überlegen hatte Violetta das Versprechen gegeben.
    Sie tappte hinter den anderen Frauen her, die Augen starr auf die Säume der schwarzen Umhänge gerichtet, unter denen ab und zu ein glitzerndes Festgewand hervorschimmerte. Manchmal trat sie auf ihren Umhang und stolperte oder stieß sich die Zehen an den unebenen Steinplatten. Ihr Magen krampfte sich zusammen und verzweifelt unterdrückte sie die Angst, die ihr schon in der Kehle saß.
    »In der letzten Wilden Nacht, nach den Freien Tänzen, werdet Ihr der Göttin vorgestellt und feierlich in den Kreis der Schwestern aufgenommen«, hatte Margeau gesagt und streng hinzugefügt, »ich hoffe, Ihr seid nicht zimperlich, es ist eine, hm, lange Zeremonie.«
    Violetta hatte sich beeilt, zu versichern, dass sie Anstrengungen gewohnt war. »Seid unbesorgt, ich habe die Wagenzüge meines Vaters begleitet und mit angepackt wie alle anderen. Da darf man nicht zimperlich sein, selbst bei einem schrecklichen Unwetter habe ich nicht geweint. Ich werde tapfer sein und mich würdig erweisen!«
    Margeau hatte sie mit einem Lächeln belohnt, bei dem sie all ihre kleinen, weißen Zähne zeigte und die neue Schwester, wie sie sagte, herzlich umarmt.
    So hatte Violetta dem letzten Abend der Wilden Nächte entgegengefiebert und sich mit großer Sorgfalt zurechtmachen lassen. Es war nicht schwer gewesen, die Erlaubnis zu bekommen, auch den Rest der Nacht unter der Obhut der Fürstin im Palast zu verbringen. Der Vater, der es in seiner unvernünftigen Abneigung gegen den eleganten Zirkel gewiss verboten hätte, war zum Glück nicht in der Stadt. Dame Enis, sonst streng auf Sitte und Anstand bedacht, stimmte bereitwillig zu, geblendet von der Vorstellung, dass ihre Jüngste Zugang zu den höchsten Kreisen bekam.
    Violetta hatte nicht darüber nachgedacht, weshalb die Mutter nichts von dieser geheimen Schwesternschaft wissen durfte oder welcher Göttin sie dienen sollte. »Groß« wurde in den heimischen Bergen vielleicht die Beschirmerin des Herdes genannt und überhaupt gedachte man in Elys Haus der Götter nur oberflächlich.
    Endlich würde sie dazugehören, das allein zählte für Violetta. Nach einem Empfang bei der Fürstin bräuchte sie nicht mehr im Schlepptau ihrer Mutter hinauszugehen, sondern dürfte der Herrin in ihre Gemächer folgen, um dort vertraulich mit ihr zu plaudern. Sie würde kichernd mit den anderen Fräulein die Köpfe zusammenstecken und die kecken Junker würden nicht mehr über sie hinwegsehen, sondern ihr mit schmeichelhafter Aufmerksamkeit begegnen. Vor allem das gönnerhafte Gerede ihrer älteren Schwestern würde endlich ein Ende haben. Die beiden hatten wohlhabende, aber nicht gerade vornehme Männer geheiratet. Sie dagegen durfte auf eine vorteilhaftere Partie hoffen ...
    Violetta zitterte, aber nicht allein wegen ihrer zunehmenden Angst. Der Boden unter ihren Füßen bebte und ein hohes, metallisches Sirren drang an ihr Ohr. In seiner Eintönigkeit ging es ihr durch Mark und Bein. Sie stolperte gegen ihre Vorgängerin, die stehengeblieben war, und entschuldigte sich hastig. Niemand beachtete sie, wie gebannt starrten die Frauen nach vorne und auch Violetta blinzelte unter ihrer Kapuze hervor.
    Eine Mauer versperrte den Gang, schmucklos bis auf ein lebensgroßes Medaillon mit einem gemeißelten Abbild. Zu beiden Seiten standen zwei Frauen, in schwarze Gewänder gekleidet. Sie trugen keine Mieder, Ketten rafften den Stoff in der Taille. Nackte Arme, geschmückt mit breiten Kupferreifen, schimmerten weiß im Fackelschein. Spitze Hauben verbargen die Gesichter. Die Frau zur Linken hielt ein seltsames Gerät in den Händen - eine schwere, metallene Rassel mit dünnen Röhren, die leise klirrten, als sie die Arme vor der Brust kreuzte und den Kopf neigte.
    Eine der Vermummten erwiderte den Gruß auf gleiche Weise.
    »Seid ihr bereit, vor Kalivaga, die Dunkle, zu treten?«, fragte die Priesterin feierlich.
    »Wir sind bereit, Sie anzubeten und das Opfer zu bringen!«
    Die Kapuze dämpfte die atemlose Erregung der Sprecherin nicht und Violetta bekam eine Gänsehaut. Wie merkwürdig die Fürstin sich den ganzen Abend benommen hatte - ihre Begrüßung war freundlich genug gewesen, auf dem Tanzboden aber hatte sie sich nicht mehr um Violetta gekümmert.
    Am Anfang war es nicht so schlimm gewesen: Für

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