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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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merkwürdige Gesang endete, wischte sich der Bulle mit einem Hemdenzipfel die Augen.
    »Isch Lied ausch unsrrrem Dorf ... Lob auf wahrrre Freundschaft, gibsch nur schwischen echtn Männern, jawolll! Bratzi ... Chaverii!«
    Er umfing Babitt und Jermyn, die neben ihm standen, und drückte jedem einen schallenden Kuss auf die Wange.
    »Ihr schwei scheid gutte Freunde ... nach Witoschki beschte Freunde!«
    Liebevoll strahlte er sie an.
    Errötend bis zu den Haarwurzeln sah Babitt sich peinlich berührt nach allen Seiten um. Selbst Jermyn verlor etwas von seiner üblichen Kaltblütigkeit; er grinste verlegen und klopfte dem gerührten Meisterringer beschwichtigend auf die Schulter.
    »Ja, ja, schon recht, aber halt dich zurück, sonst landen wir noch auf Seinem Opfertisch!«
    Er hatte nichts Berauschendes mehr getrunken und sein Geist war wieder klar. Die weinseligen, in Zuneigung schwelgenden Gemüter seiner Begleiter, die hitzigen, aufgewühlten Empfindungen der Männer, die hier versammelt waren, umgaben ihn wie ein warmes Meer. Er war Teil dieser Gemeinschaft, die tröstliche Kameradschaft seiner Gefährten, sogar die Anhänglichkeit Wags dämpfte die Einsamkeit, die er sonst nur bei Ninian vergaß.
    Es hätte ihr gefallen. Sie mochte Babitt und den Bullen und war es gewohnt, die einzige Frau unter lauter Männern zu sein - halb belustigt, halb verständnislos würde sie ihren Albernheiten zuhören, die Brauen spöttisch hochgezogen ...
    Brüsk schob er das Bild beiseite. Er wollte nicht an sie denken.
    »Ah wasch«, die Stimme des Bullen durchbrach seine Gedanken, »er weisch, dasch wir sin trrrreue Untertanen, un keine verdammten Abtrrrünnigen nich!«
    Er hakte Jermyn und Babitt unter und zog sie mit sich.
    »Geh’n wir ssu Dyonysos, Brrüder, un bringn wir Ihm Trankopfer, dasch er weisch, wie wir Ihn liebn!«
    Wags Gesicht leuchtete, als er den Namen des Weinhändlers hörte. Dyonysos war für die Güte seiner Weine ebenso bekannt wie für seine gesalzenen Preise, in dieser Gesellschaft würde ihn das köstliche Gesöff keinen Kupferling kosten. Der kleine Mann wieselte eifrig voraus, um in dem Kellergewölbe, in dem der Weinhändler seine exquisite Ware feilbot, Platz zu schaffen.
    Die Tische unter den niedrigen Steinbögen waren dicht besetzt und am Ausschank, einem einzigen massiven Eichenbalken, der auf sechs Fässern ruhte, standen die Männer in mehreren Reihen. Mit Jermyns machtvollen Augen und dem Ansehen des Bullen im Rücken stieß und knuffte Wag unbekümmert nach allen Seiten.
    »Oi, macht euch nich so dick, ihr Säcke. Platz für mein Patron un den Bullen! Na, los, nu rück’ schon, Fettsack ...«
    Er musste eine kitzlige Stelle getroffen haben, der Angesprochene fuhr aufheulend herum und holte aus. Der wuchtige Schlag schleuderte Wag durch den halben Schankraum, mit dumpfem Krachen landete er gerade vor Jermyns Füßen. Nach Luft japsend blieb er liegen und Jermyn beugte sich hastig zu ihm.
    »Wag? Alles in Ordnung?«, als der kleine Mann sich stöhnend aufrappelte, wurde sein Tonfall vorwurfsvoll. »Was machst du denn da unten? Du liegst uns im Weg.«
    Eine dröhnende Stimme unterbrach ihn. »Verpiss dir, du Mistkäfer. Und was dein Patron is - der kann mir mal am ...«
    »Ja? Sprich weiter, mein Freund, wir sind ganz Ohr!«
    Jermyn stieg über Wag hinweg und schlenderte auf den Sprecher zu. Der schob den Schädel vor wie ein gereizter Stier und musterte den schmächtigen, jungen Mann mit zusammengekniffenen Augen.
    »... am Arsche lecken! Oi, du rote Laus, dich kenn ich doch, hast mich reingelegt bei dem Fleischbrater, dass ich ohne den Fraß vor mein Patron stand, wie ein Depp. So was mag Buffon nich«, er berührte eine frische, blaurote Schwellung mit einem blutigen Riss unter seinem rechten Auge, »aber jetz zahl ich’s dir heim, Burschi!«
    Seine Schläfenadern schwollen an, er ballte Fäuste, von deren Knöchel Totenschädel grinsten.
    Der Schankwirt, der Jermyns rote Stacheln erkannt hatte, zupfte ihn warnend am Wams.
    »Lasst gut sein, hoher Herr, legt euch nich mit dem an, ’s is noch keinem gut bekommen. Trinkt lieber ...«
    Der Kerl schüttelte die Hand ab.
    »Schnauze! Solche Hänflinge fress ich im Dutzend.«
    Der Wirt zuckte die Schultern und wandte sich dem schmutzigen Spülwasser zu. Wer keine Warnung annehmen wollte, war selbst schuld. Um das Geschirr musste er sich keine Sorgen machen - Gedankenlenker regelten ihre Angelegenheiten, ohne dass etwas zu Bruch ging.
    Jermyn sah

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