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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Faust in den Leib, ließ ihn fallen und fauchte: »Du hast es nötig, Slick is bestimmt hin!«
    Der große Schankraum hatte sich in ein gewaltiges Chaos verwandelt. Stühle und Becher flogen durch die Luft und zerschellten am Boden, an den Wänden und an Schädeln. Männer brüllten und fluchten, Hiebe klatschten und Tische gingen zu Bruch. Der Wirt duckte sich völlig verdattert unter dem Schanktisch und dachte, dass auf nichts in dieser Welt Verlass war.
    Die Schlacht wogte hin und her, der Lärm zog neue Kombattanten an. In den Höfen sprach es sich herum, dass es eine zünftige Schlägerei gab, bei der man den vom Wein vernebelten Kopf wieder frei bekam. Sehr schnell war der eigentliche Grund vergessen, jeder kämpfte gegen jeden und wer nicht mehr konnte, torkelte zu einem der Weinfässer, wo ein pfiffiger Bursche auf Kosten des Wirts den Zapfhahn bediente.
    Jermyn steckte mitten im dichtesten Getümmel. Er trat, schlug und biss, bis er seinen Zopf zwischen die Zähne nehmen musste, nachdem der Kupferring um Haaresbreite einer zupackenden Hand entgangen war. In der Gosse lernte man keinen eleganten Kampfstil und er folgte der einzigen Regel, die es dort gab - siege, möglichst schnell und gründlich. Da er nicht der einzige Anhänger dieser Regel war und lange nicht mehr so gekämpft hatte, blieb er nicht ungeschoren. Sein rechtes Auge schwoll zu und er blutete aus einem Riss an der Braue. Einmal geriet er in die zärtliche Umarmung eines bärenstarken Kerls im zottigem Fellkittel, bis der Bulle den Mann mit einem kunstgerechten Schlag in die Nieren außer Gefecht setzte. Einen Moment standen sie Rücken an Rücken und Jermyn spürte warmen Atem an seinem Ohr.
    »Ist das nicht prrächtig, Brruder?«
    Der Bulle hatte recht. Sie teilten den schnellen, erregten Herzschlag, die Lust am Kampf, die Freude an der eigenen Geschicklichkeit. Der Kummer um Ninian war fern und unbedeutend und in grimmiger Befriedigung lachte Jermyn laut heraus. Er sah Wag in den Pranken eines doppelt so breiten Mannes zappeln und sprang dem Kerl auf den Rücken. Der drehte sich und schlug blindlings nach hinten, aber Jermyn hängte sich an seinen Scheitelzopf, bis der Kerl, schrill aufheulend wie eine Frau, um Gnade schrie.
    »Danke, Patron«, krächzte Wag und nachdem er den Hilflosen kräftig gegen das Schienbein getreten hatte, schickte Jermyn ihn mit einem Tritt kopfüber in einen großen Binsenkorb.
    Mule hatte Witok auf die Schultern genommen. Der Verwachsene ließ seine langen Arme wie Dreschflegel kreisen und brüllte etwas in seiner seltsamen Sprache. Der Bulle grinste.
    »Was sagt er?«, schrie Jermyn.
    »Err sagt, sie kämpfen wie Waschweiber, sollen sich lieber Schwänze abschneiden und Röcke anziehen.«
    Jermyn lachte, aber viele hatten die Worte des Bullen verstanden und drangen wütend auf ihn ein, Meisterringer hin oder her. Doch nun zeigte der Bulle, was in ihm steckte; mühelos wehrte er die Heranstürmenden ab und fand dabei noch Zeit, Witok eine Antwort zuzurufen.
    Obwohl die Wunde über seinem Auge pochte, schlug Jermyns Herz frei und leicht. Die Einsamkeit, die ihn so oft erfüllte, war verschwunden, er empfand beinahe Wohlwollen für seine Gegner.
    Es war immer dunkler geworden, da einige Besonnene die Fackeln und Feuerkörbe gelöscht hatten, ein Feuer in den unterirdischen Gewölben wäre verheerend. Schließlich brannten nur noch die Fackeln hinter dem Schanktisch. Dyonysos, der Weinhändler, war dem Wirt zu Hilfe gekommen und sie versuchten, mit schweren Knüppeln bewaffnet, wenigstens Reste des Geschirrs zu retten.
    Eine Faust stieß aus dem Halbdunkel gegen Jermyns Schulter, er duckte sich und fuhr dem Angreifer an die Kehle. Ein ersticktes Gurgeln antwortete. Jermyn wich zurück.
    »Oi, Babitt, du bist das! Ich glaube, es reicht ...«
    Er sprang auf einen Tisch, der noch stand, und öffnete seinen Geist.
    Die kämpfenden, ineinander verkeilten Leiber verschwammen und er tauchte ein in den brodelnden Sumpf der erregten Gemüter. Hitze, purpurne Schmerzschlieren, die eitergrünen Flämmchen der Bosheit und an manchen Stellen kalter, weißer Hass umgaben ihn. Doch zum größten Teil sah er ehrliche, rote Wut, die allmählich erkaltete.
    Sie hatten ihren Spaß gehabt, jetzt würde er ihnen zeigen, wer ihr Herr war.
    Ihr seid schwer wie Blei, könnt keinen Finger rühren, eure Füße sind mit dem Boden verwachsen. Eure Zunge liegt wie ein Stück Holz in eurem Mund, euer Hals ist aus Stein. Mein Bann liegt auf euch

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