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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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gerufen:
    »Da liegt totes Viechzeug in Abfluss, des müssn wa wegmachn. Darum stinkt’s so - wolln Euer Gnadn zuschaun?«
    Der Reiter hatte sich hastig zurückgezogen. Babitt hatte das Herz bis zum Hals geklopft, er war es nicht gewohnt, vor aller Augen zu handeln. Endlich hatte wildes Gestrüpp sie vor den Blicken der Flaneure verborgen. Sie hatten das mannshohe Rohr gefunden, die Tücher über Mund und Nase gezogen und waren mit angehaltenem Atem neben dem zwei Fuß breiten, stinkenden Rinnsal hineingeklettert.
    Nach wenigen Schritten hatte sich in der Kanalwand ein unregelmäßiges Loch geöffnet, wie Ninian vermutet hatte, und Babitts Stimmung hatte sich gebessert. Mule und Knots allerdings waren nicht begeistert gewesen.
    »Un wenn’s nich sicher is?«, hatte Knots misstrauisch gefragt. »All des alte Zeug, am Ende fällt uns der ganze Dreck auf ’n Schädel ...«
    Babitt war selbst nicht ganz wohl bei dem Gedanken gewesen, in einen uralten, unbekannten Tunnel zu steigen, aber bevor er etwas sagen konnte, war Ninian in das Loch geklettert.
    »Keine Angst, euch passiert schon nichts. Los, los, es ist so sicher wie in unserem Palast.«
    »Oh, toll, sicher wie ’ne verdammte Ruine ...«
    Knots war nicht beruhigt gewesen, aber er hatte sich in sein Schicksal ergeben und war, gefolgt von Mule, hinter Ninian und Babitt in den Tunnel geklettert. Jermyn hatte den Schluss gemacht.
     
    Staub rieselte von der Decke und Babitt hustete. Hinter ihm jammerte Mule, der offenbar Ninians Warnung nicht gehört hatte.
    »Och, Patron, so ’ne verfluchte Schinderei, hab schon ’ne Delle im Schädel.«
    Knots lachte heiser. »Mach dir nix draus, Kamerad, fällt bei deiner Birne eh nich auf.«
    »Halt den Rand, du Zwerg ...«
    »Haltet beide den Mund, ihr Schwachköpfe«, kam Jermyns Stimme kalt aus der Dunkelheit, »und lauft. He, Babitt, wie weit sind wir gekommen?«
    Babitt hob die Laterne und schielte nach der Kerze, die bis auf einen kleinen Stummel heruntergebrannt war. »Etwa dreiviertel der Strecke, schätz ich. Wartet, ich muss ’ne neue aufstecken.«
    Die anderen warteten stumm, bis er die Kerze gewechselt hatte, dann liefen sie weiter und plötzlich tauchte Ninian vor ihnen auf.
    »Wo bleibt ihr denn?« fragte sie ungeduldig, »da vorne ist die Treppe, der Gang ist gleich zu Ende.«
    Wie zur Bestätigung ihrer Worte war das Rauschen des Kanals lauter geworden und selbst ihrem abgestumpften Geruchssinn wurde der Gestank nahezu unerträglich. Die beißenden Dünste der Kloake verpesteten die Luft, als von allen Seiten die Abwässer der Stadt in das Sammelbecken stürzten. Doch wie Ninian gesagt hatte, waren unregelmäßige Stufen in den weichen Stein gehauen, so steil und eng, dass sie Hände und Füße zu Hilfe nehmen mussten. Wie sie schwer beladen den Rückweg bewältigen sollten - daran mochte Babitt gar nicht denken.
    Die Stufen endeten in einer kleinen Höhle, in der sie zu fünft gerade eben Platz fanden. Im Licht der Laterne suchte Babitt die Wände ab, aber sie schienen überall aus dem gleichen schwarzgrauen Puffstein zu bestehen, nirgendwo zeichnete sich eine Öffnung ab.
    »Na, großartig, wo geht’s jetzt in die Schatzkammer? Sieht nach ’ner Sackgasse aus«, knurrte er.
    Knots hockte auf dem Boden und ließ seine Knöchel knacken, während Mule die größere Höhe der Höhle nutzte, um seine verkrampften Glieder zu recken.
    »Mach dich nicht so breit.« Jermyn stieß ihn beiseite und trat neben Ninian, ohne auf Mules empörtes Schnauben zu achten.
    »Kannst du was machen?«
    Sie nickte und hob die Hände hoch über den Kopf. Mit ausgestreckten Armen reichte sie gerade bis zur Decke und begann sorgfältig die Wände abzutasten. Argwöhnisch sahen die Maulwürfe zu, wie ihre Handflächen über das Gestein glitten. Als sie an der Wand gegenüber der Treppe auf Brusthöhe angelangt war, hielt sie inne.
    »Hier, hier ist es. Dahinter liegt der Durchbruch.«
    »Also dann, schwing die Spitzhacke, Mule!«
    Jermyn schien keinen Zweifel an Ninians Worten zu haben, aber Babitt beugte sich ungläubig vor, bis seine Nase fast die Wand berührte.
    »Warte, wo soll hier ein Durchlass sein? Sieht aus wie massiver Felsen.«
    »Ist es aber nicht. Sie haben ein Gemisch aus Lehm und Geröll auf die Mauer geschmiert, sehr geschickt, niemand sollte erkennen, dass hier ein Loch gewesen war. Schlag zu, Mule, es ist nicht dick.«
    Mule, der die Hacke schon erhoben hatte, ließ sie wieder sinken. Widerstreitende Befehle

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