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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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schal und abgestanden, die von Schmutz blinden Glasfenster, auf die Babitt vor allem stolz war, wurden selten geöffnet. Darüber schwebte der scharfe Geruch von Vogelmist, denn die drei Maulwürfe hatten eine Vorliebe für Hahnenkämpfe und liebten es, ihre Favoriten um sich zu haben.
    Aufgeschreckt durch das plötzliche Licht hatten die kleinen reizbaren Hähne zu krähen begonnen und Mule hatte eilig ein paar Kleidungsstücke über die Käfige geworfen. Nun lag er, eine Flasche in jeder Hand, auf seinem Bett und summte glücklich vor sich hin. Auch Knots hatte sich mit Branntwein versorgt. Er hockte wie ein Schneider auf dem Tisch, zwischen umgestürzten Bechern und schmutzigem Geschirr, und ließ seine Knöchel knacken.
    Nur Babitt wanderte unruhig umher, trat gegen alles, was ihm im Weg stand, und stocherte ebenso ungeduldig wie vergeblich in den Ascheresten im Kamin. Ein Fensterladen schlug klappernd gegen die Hauswand und in der trüben Scheibe spiegelte sich die Kerzenflamme, das Zeichen für ihren gespenstischen Mittelsmann. Immer wieder blickte Babitt zur Tür und schließlich trat er mit einem leisen Fluch an den Tisch.
    Neben Knots stand der Kasten, nach dem es ihren Auftraggeber so dringend verlangte. Er stocherte an dem Schloss herum, bis Knots Erbarmen hatte.
    »Lass ma, Patron, das kann ich besser!«
    Er zog eine Ahle aus dem Wams und entriegelte den Mechanismus mit einer Handbewegung. Babitt hätte das Schloss selbst bewältigen können, aber in seiner Ungeduld hätte er länger gebraucht und so ließ er Knots die kleine Rache.
    Als er den Deckel des Kastens zurückschlug, wurde sein Gesicht grau wie der Samt, mit dem der Kasten ausgeschlagen war. Er öffnete den Mund, aber kein Ton kam heraus und Knots setzte die Flasche ab.
    »Was los, Bruder?«
    Babitt erstickte fast an der Antwort.
    »Der war doch voll, als wir ihn aufgemacht haben«, würgte er schließlich heraus, »ich hab’s doch mit eigenen Augen gesehn.«
    Knots beugte sich vor und schielte in den Kasten.
    »Da haste recht. Wenn ich auch um’s Verrecken nich weiß, was das für Zeug war.«
    »Is doch scheißegal«, stöhnte Babitt verzweifelt, »jetzt is er leer und gleich kommt der verdammte Strohmann.« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Jermyn! Er hat uns den Kasten gebracht, als wir die Säcke zu dem Loch geschafft haben. Ich will verdammt sein, wenn der nich wieder sein eigenes Spielchen spielt. Oi, Mule, komm her!«
    Grunzend rappelte sich der große Mann aus seinem weinseligen Dösen auf und stapfte zu den beiden anderen hinüber, ohne auf die Scherben zu achten, die unter seinen Stiefeln knirschten. Babitt wies mit einer Kopfbewegung zur Tür.
    »Raus mit euch, seht zu, ob ihr was von unsern beiden Klugscheißern rauskriegt. Vielleicht sind sie schon im Gerberviertel, fangt sie ab, aber seid vorsichtig, ihr wisst ja, dass er mit seinen verdammten Glubschern Löcher in euch bohren kann. Vielleicht brauchen sie ja auch Hilfe«, schloss er lahm.
    Sie zogen ab, der eine ergeben, der andere widerwillig, und ließen Babitt mit dem leeren Kasten allein. Die Wut verrauchte schnell und Verzweiflung überfiel ihn.
    Was sollte er tun, wenn der Mann mit den toten Augen den Kasten einforderte? Was würde mit Ciske geschehen, wenn der verfluchte Auftraggeber entdeckte, dass er zwar den Kasten, nicht aber den Inhalt erhalten hatte? Babitt spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. Zwei Finger hatten sie ihr abgeschnitten, nur als Drohung ...
    Funken sprühten aus den eisernen Beschlägen, als er den Deckel zuschlug. Der Auftraggeber würde seinen Kasten bekommen. Es war nie die Rede davon gewesen, dass sie nachsehen sollten, was er enthielt. Sie hatten ihn nicht mehr öffnen können, als die Palastwachen aufgetaucht waren und ihn so mitgenommen, wie sie ihn aus dem Schrank gehoben hatten - er würde ihn nicht herausrücken, bevor er nicht Ciske wohlbehalten vor sich sah ...
    Er fuhr zusammen, als es leise an der Tür klopfte. Es war das verabredete Zeichen, aber als er die Tür aufriss, stand nicht der Mann mit den toten Augen vor ihm.
    »Tartuffe? Was willst du denn hier?« Ihm war nicht wohl beim Anblick des Mannes, den er auf Jermyns Geheiß weggeschickt hatte.
    »Nun, du hast die Kerze ins Fenster gestellt, das verabredete Zeichen, dass euer ... hm, Ausflug erfolgreich war«, erwiderte Tartuffe milde.
    Babitt starrte ihn an, die blassen Augen hielten seinen Blick fest und plötzlich fiel ihm ein, was Jermyn gesagt hatte. Hastig wandte er

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