Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
schaffen wir es. Wir treffen uns in deinem Schlupfwinkel, Babitt. Verschwindet jetzt!«
    Mule hatte die Kiepe auf den Rücken genommen und sie beluden sie mit den Säcken, bis er grunzte, es sei genug, er sei kein Ochse. Knots, der sich zwei kleinere Säcke über die Schulter gehängt hatte, blieb ihm die übliche, beleidigende Antwort schuldig. Er war bleich und hatte die Lippen fest zusammengepresst. Babitt stopfte den Kasten in einen Sack und schwang ihn ächzend über die Schulter, dann trieb er seine beiden Gefolgsleute zur Eile an. Bevor er sich hinter ihnen her die steilen Stufen hinabtastete, sah er sich noch einmal um.
    Die beiden grauen Gestalten standen Schulter an Schulter vor der Tür. Die kleinere hob die Hände, grelles Licht blitzte auf, es krachte ohrenbetäubend, schwarzer Qualm erfüllte die Schatzkammer und kroch auf das Loch in der Wand zu.
    Babitt wandte sich um und floh mit seiner Last die Stufen hinunter.
     
    Eine heftige Bö brachte ihn in die unerfreuliche Gegenwart zurück. Sie hatten ihnen die Flucht ermöglicht, diese beiden, und er hoffte wahrhaftig, dass sie es auch schafften, aber zuerst musste er an seine beiden Getreuen und an Ciske denken.
    Mit gesenktem Kopf stemmte er sich gegen den Wind und hielt die Plane fest. Knots hatte wirklich gute Arbeit geleistet - er hätte ihn nicht so anschnauzen sollen.
    Ein Ladenschild schwang kreischend in rostigen Scharnieren über seinem Kopf und er sah auf. Sie waren schon in der Gasse der Flickschuster, es war nicht mehr weit und er verdoppelte seine Anstrengungen. Auch Mule legte sich ins Zeug wie ein Lasttier, das die Nähe des Stalles spürt.
    Vor den Stufen einer baufälligen Mietskaserne hielten sie an. Im Hof konnten sie den Karren verbergen und aus den Kellern führte ein unterirdischer Gang zu ihrem Wohnhaus.
    Babitt wischte sich den Schweiß aus den Augen und spuckte aus. Sie hatten es tatsächlich geschafft, nicht zuletzt dank Knots Geschicklichkeit. Wenn er nur ein wenig länger gebraucht hätte ... Babitt schauderte bei dem Gedanken an die schwerbewaffneten Wachen und an die beiden, die sie zurückgelassen hatten. Hastig schob er die Vorstellung beiseite; vielleicht fläzten sie sich ja schon gemütlich in seinen behaglichsten Sesseln, die sie von Anfang an für sich in Anspruch genommen hatten.
    »Los, los, lasst uns den Krempel schnell abladen und verstauen. He, wer is da?«
    Im Schatten der Treppe regte sich etwas, röchelnde Atemzüge waren zu hören, die sich zu einem verschleimten Husten steigerten. Babitt packte hastig zu und zerrte ein Bündel Lumpen in den Schein der trüben Laterne.
    »Ach, du bist das, Gudule«, er wartete, bis der Krampf vorüber war, und drückte der Alten eine Münze in die Hand. »Hier, nimm, geh in Mattos Kneipe, da ist’s wärmer, na, mach schon, verschwinde!«
    Ungeduldig schob er die alte Frau in die Mitte der Gasse und wartete, während sie murrend davonschlurfte. Als sie außer Sichtweite war, begannen sie, den Karren abzuladen. Mule verschwand schwerbepackt in dem dunklen Eingang und Knots zerrte zwei Säcke herunter. Babitt nahm sie ihm ab. »Lass man, Bruder, du hast dein Teil heut schon getan, und noch besser als sonst. Brauchst dich nich abzuschleppen.«
    Zuerst hielt der kleine Mann die Beutel fest, als wolle er sie nicht hergeben, aber schließlich ließ er los und grinste die Wand hinter Babitts rechtem Ohr an.
    »Das is ’n Wort. Verdammt schwer, das Zeug.«
    Babitt, dem die Stricke der Säcke in die Schulter schnitten, nickte säuerlich.
    »Jau, pass aber auf, dass hier niemand ’rumschnüffelt!«
    »Ja, nee, is klar, Patron.«
    Knots lehnte sich an den Karren, zog den unvermeidlichen Strick aus der Tasche und begann ihn zu verknoten, während Babitt in den dunklen Eingang trat, aus dem ihm Mule schon wieder entgegenkam.
    Kurze Zeit später hockten sie in dem großen Zimmer, das ihnen als Wohnung diente. Einst war es das Prunkgemach eines reichen Gerbermeisters gewesen, doch der Mann war ins Unglück geraten und nun teilten sich viele Mieter das ehemals herrschaftliche Gebäude. Die reich geschnitzte Täfelung und die Deckenbemalung waren noch erhalten, wenn auch der Kerzenrauch das Holz geschwärzt und die Farben stumpf gemacht hatte.
    Die schäbige Pracht des großen Raumes hatte es Babitt angetan und er hauste hier mit seinen beiden Gefolgsleuten inmitten eines Durcheinanders einstmals stattlicher Möbel, schmutziger Wäsche, Resten von Gelagen und Vogelkäfigen. Die Luft war

Weitere Kostenlose Bücher