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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Land wäre, in dem die Emanzipation vorangeschritten ist.« Domenico blickt mich einen Moment lang ratlos an. Dann reibt er sich mit den Fingern über die Schläfen.
    »Das mag ja sein, aber die italienischen Männer können damit einfach schlechter umgehen. Und Beziehungen laufen immer weniger harmonisch, die Frauen machen Karriere, die Männer sind frustriert. Guck dir doch die Zahlen an! Kinder gibt es immer weniger in Italien – weil alle was anderes zu tun haben. Noch funktioniert das familiäre Netz, aber für die kommenden Generationen sieht es schlecht aus. Und noch eins: Morde nehmen zu – innerhalb der Familien. An Frauen!« Domenico fletscht leicht dämonisch die Zähne. Er macht mir ein wenig Angst, und außerdem weiß ich nicht so recht, was ich von seiner Theorie der frustrierten und gewalttätigen Italiener halten soll. Irgendwie armselig. Als ich ausholen will, um ihn zu fragen, ob er seine These noch etwas genauer erläutern kann, klingelt sein Handy.
    »Pronto!«, meldet er sich mit der typischen italienischen Begrüßung, dann wechselt er ein paar Worte mit seinem Gesprächspartner. Nachdem er aufgelegt hat, steht er auf.
    »Es tut mir leid, aber ich muss gehen.« Domenico greift in die Innentasche seines Sakkos und legt seine Visitenkarte vor mir auf den Tisch. »Hier, falls du mal wieder in Rom bist.« Dann verschwindet er in der Nacht. Fosco und ich bleiben zurück.
    »Wenn du wissen willst, wie die Italiener sind ... Weshalb küsst du mich dann nicht einfach?« Er blickt mich an, einen forschenden Ausdruck in den dunklen Augen. Eine Sekunde stocktir bei dieser unglaublichen Direktheit der Atem; ich suche nach einer Ausrede, dann beschließe ich, ehrlich zu sein.
    »Weil ich Angst habe.«
    Fosco lacht über meine Antwort, die weißen Zähne leuchten in der Dunkelheit. Ich schaue auf seine braungebrannten, sehnigen Unterarme. Er greift mit einer Hand meinen Stuhl, um ihn näher an sich heranzurücken, ungeduldig, so als könnte er den Abstand von vierzig Zentimetern, der zwischen uns noch besteht, nicht mehr ertragen. Kaum hat er seine rechte Hand von dem blauen Plastikgeflecht des Stuhls gelöst, beugt er sich vor und streicht mit seiner Linken leicht über mein Haar, fährt hinunter zu meiner Wange, zum Halsansatz und lässt seine warmen Finger dort einen kurzen Moment liegen.
    »Und? Ist das schlimm?«, fragt er sanft. Ich halte meinen Kopf ganz still. Seine Hand ist rau und fühlt sich gut an auf meiner Haut.
    »Nein«, antworte ich leise.
    Fosco rückt noch näher an mich heran und küsst mich vorsichtig in die Halsbeuge unter dem Ohr. Ich spüre, wie sich Gänsehaut auf meinem Rücken ausbreitet.
    »Und, ist das schlimm?«
    Stumm schüttele ich den Kopf, die Worte sind mir abhandengekommen. Ich denke, höre und sehe in Zeitlupe, fühle aber doppelt so intensiv in dieser dunklen römischen Sommernacht. Alles um mich herum verschwimmt, und es ist, als ob es auf einmal, inmitten all dieser Stimmen und Gesichter, nur noch uns geben würde.
    Es kommt mir vor wie eine Fügung des Schicksals, dass Domenico fortmusste. Nur wir sitzen hier. Fosco und ich. Glücklich, uns selbst überlassen und völlig ineinander versunken. Ich bin verlegen, halte seinen forschenden Augen, die an mir auf und ab wandern, nicht mehr stand, wende den Kopf ab. Aus den Augenwinkeln beobachte ich ein Paar, das am Nebentisch sitzt. Derlick des Mannes gleitet voller Begehren über das Dekolletee seiner Begleitung, die lachend das Haar in den Nacken wirft, ein Bein zwischen seine Schenkel schiebt, den Kopf schräg legt und sich eine dicke dunkle Haarsträhne um den Finger wickelt.
    Foscos Blick folgt dem meinen. »Siehst du die beiden?«, fragt er mich und fährt, bevor ich antworten kann, fort. »Wenn die gleich gemeinsam nach Hause gehen, dann fallen die übereinander her. Das ist aber auch schon alles. Es geht nur um Sex. Bei uns ist das was ganz anderes.« Sein Blick ist ernst, und obwohl ich genau weiß, dass Männer viel erzählen, wenn sie mit einer Frau ins Bett wollen, glaube ich ihm jedes Wort.
    »Woher weißt du das?« Ich versuche angesichts des Tempos, das Fosco vorlegt, etwas Abstand zu gewinnen.
    »Schau uns doch an«, sagt er überzeugt. »Du bist ungeschminkt und in bequemen Shorts. Ich bin total fertig von der Arbeit, und wir fühlen uns trotzdem voneinander angezogen.«
    Er hat Recht, denke ich, das alles hier ist so wunderbar, so intensiv, und ich hätte ihn, wenn ich nicht so feige wäre, längst

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