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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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mich, mit einer überdimensionalen Windel bekleidet, auf dem Trainingsplatz für die Gladiatorenmannschaft wieder, wo mir Sabina, der weibliche Teil des Trios, die sich mir mit ihrem echten Namen vorstellt, Tricks und Kniffe zeigt, die man beherrschen sollte, falls man eine Zeitreise in die römische Vergangenheit unternehmen will und dort sein Leben verteidigen muss. Ob mir die antiken Kampftechniken allerdings auch in der Gegenwart helfen, bleibt fraglich. Als ich mich einige Zeit später erschöpft verabschiede, flüstert Marcus Valerius mir zu:
    »Dein Besuch war mir eine ganz besondere Ehre, ich hoffeehr, ich sehe dich wieder. Von all unseren Gästen möchte ich dich am liebsten noch einmal treffen.«
    Aber diesen Gefallen werde ich Marcus Valerius nicht tun können. Der Weg zur Gladiatorenschule ist einfach zu beschwerlich. Zurück an der Haltestelle, warte ich eine gefühlte Ewigkeit in der sengenden Mittagshitze, aber der Bus kommt nicht. Ich vertreibe mir die Zeit damit, die Wagen zu zählen, die mich, einsam an der Straße sitzend, anhupen (14 Mal!), und entscheide dann endgültig, dass es einfach zu umständlich ist, Männer in der Vergangenheit zu besuchen. Mario natürlich ausgenommen. Aber falls der nicht der Richtige ist, dann soll Mr. Right gefälligst in der Zukunft auftauchen. Nach einer geschlagenen Stunde kommt endlich der Bus, der mich zurück ins 21. Jahrhundert bringt.
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    Do Italians better?
Oder ... warum der italienische Mann ohne Vitamin B nicht leben kann
    Eine Kolumne von Dana Phillips
    Liebe Komplizinnen! Mir ist hier eine Formulierung aufgefallen, die den Italiener im Einzelnen und Besonderen außerordentlich gut charakterisiert: Ein Italiener kennt immer einen Italiener, der wieder einen Italiener kennt. Ohne einen Italiener, der einen Italiener kennt, wäre er auch völlig aufgeschmissen. Denn wie wir ja schon gelernt haben, funktioniert das Leben in Italien über familiäre und freundschaftliche Bindungen. Unter Bluts- und Wahlverwandten hält man hier – anders als bei uns – tatsächlich zusammen. Auch im Geschäftsleben wird in Italien ein Großteil der Arbeitsplätze noch über Beziehungen vergeben. In vielen Firmen übernehmen die Söhne oder Töchter einfach den Job ihrer Eltern, völlig unabhängig von ihrer Qualifikation. Auch in staatlichen Einrichtungen, wie der Post oder der Verwaltung, spielen die Verwandtschaftsverhältnisse immer noch eine Rolle bei der Jobvergabe. An der Universität sind bis zu achtzig Prozent der Professoren und Assistenten miteinander verwandt – ein klassischer Fall von parentopolis , der Vetternwirtschaft. Das klingt jetzt so, als ob jeder über seine Familie zumindest irgendwo einen Job bekommen würde, aber der Schein trügt. Denn die Beschäftigungsquote ist in Italien deutlich niedriger als bei uns. Da es in Italien allerdings auch keine Arbeitsämter gibt, ist es also kein Wunder, dass sich der eine oder andere Italiener unter der Hand hilft. Und so viele Nachteile ein solches Gelüngel auch haben mag, als deutsche Bekannte profitiere auch ich von dem engmaschigen italienischen Netzwerk. Um meine Übernachtungen muss ich mir hier wohl künftig keine Gedanken mehr machen, denn ich weiß ja jetzt – ein Italiener kennt immer einen Italiener ...
    Avanti Amore! Ihre Dana.
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10. R oma

    Getränk:  Prosecco
    Freunde des Tages:  Domenico und Fosco
    Place to be:  Da Francesco
    Erkenntnis:  Wenn du dich auf dein Schicksal verlässt, bist du verlassen
    E s ist mein letzter Abend in Rom, und ich sitze in einem Restaurant direkt hinter der Piazza Navona, dort, wo sich der Strom der Touristen langsam verläuft und italienisches Stimmengewirr durch die laue Sommerluft getragen wird. Ich entdecke den gutaussehenden Mann sofort, als er den Raum betritt. Wie die meisten Italiener ist er nicht sehr groß. Er trägt Jeans, Sneakers und trotz Julihitze eine Wollmütze auf den kinnlangen dunklen Haaren. Sein Style ähnelt dem von Jay Kay, dem Sänger von Jamiroquai, ansonsten erinnert mich der Mann ein wenig an Francesco Vezzoli, einen italienischen Künstler, den wir vor einiger Zeit für unser Magazin, die Komplizin , abgelichtet haben. Zum ersten Mal schlägt meine Mr.-Right-Wünschelrute aus. Meine Augen folgen Vezzolis Doppelgänger. Unsere Blicke kreuzen sich, während er mit seinem Freund das Restaurant durchquert und im hinteren Teil des Lokals und damit außerhalb meines Blickfeldes verschwindet.
    In diesem Moment kommt mein Essen. Da Rom

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