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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Vielleicht ist es ja mit den italienischen Männern wie mit den berühmten Ortschaften, und sie sind fälschlicherweise über Jahrzehnte glorifiziert worden? Unentschlossen starre ich durch die Autoscheibe auf das Treiben vor mir. Ich beschließe, Raffaele anzurufen. Nach dem dritten Klingeln hebt er ab.
    »Pronto?« Es ist erstaunlich, wie sehr ich mich freue, eine bekannte Stimme zu hören.
    » Ciao Raffaele! Ich bin’s. Geht’s dir gut?«
    »Ja«, sagt er vorsichtig und fügt ein wenig verwirrt hinzu: »Geht es dir denn gut? Du hast so lange nichts mehr von dir hören lassen.«
    »Natürlich! Ich bin gerade an der Amalfiküste angekommen, wie kann es einem da nicht gut gehen? Ich frage mich allerdings, ob es hier immer so überlaufen ist. Hier herrscht ein Trubel wie auf dem Jahrmarkt.«
    »Na klar, Amalfi ist einer der bekanntesten Ferienorte Italiens, was hast du denn erwartet?« Raffaele lacht.
    »Ich weiß auch nicht, irgendetwas anderes auf jeden Fall. Ich dachte, es wäre ein ruhiger ursprünglicher Ort, mit einem Hauch Glamour aus vergangenen Zeiten.«
    »Und das ist er nicht mehr?«
    »Soweit ich das vom Parkplatz aus beurteilen kann, leider nein. Dafür ist alles voll von deutschen und amerikanischen Touristen. Ob ich hier einen italienischen Mann finde, ist wirklich fraglich. Und ich mag mich nicht so als Tourist fühlen.«
    »Aber das bist du, auch wenn du mittlerweile besser gekleidet bist als die meisten deiner Landsleute.«
    »Jetzt werd nicht frech! Dass die Deutschen schlecht gekleidet sind, ist ein Vorurteil, das nicht immer stimmt.«
    »Das ist nur eine Frage der Perspektive. Die Italiener sind definitiv besser angezogen.«
    »Na gut, du magst Recht haben. Also Themenwechsel: Woinde ich jetzt einen Platz an der Amalfiküste, an dem ich die einzige schlecht gekleidete Deutsche bin?«
    »Nun sei doch nicht schon wieder eingeschnappt. Ich ärgere dich eben ganz gern.«
    »Das habe ich daheim genug, das kannst du mir glauben. Außerdem kann ich dir eins sagen: So langsam nagt es schon an meiner Verfassung, die ganze Zeit allein unterwegs zu sein. Jetzt bin ich schon durch einen Großteil des Landes gefahren und Mr. Right zappelt immer noch nicht an der Angel. Irgendetwas mache ich falsch.«
    Raffaele schweigt kurz. »Ich finde, dafür machst du das ziemlich gut«, sagt er dann mit fast liebevoller Stimme, so dass ich mich gleich ein wenig getröstet fühle.
    »Wirklich?«
    »Ja, natürlich! Und was deine Touristenphobie angeht: Folge mal mit den Augen der Straße. Siehst du da oben den Tunnel?«
    »Ja, sehe ich. Was ist da?«
    »Wenn du dein Auto parkst und hinüber auf die andere Seite läufst, kommst du nach Atrani, das ist der Nachbarort. Klein und ursprünglich. Dort hat man noch ein gesundes Verhältnis zum Tourismus. Es gibt zwar einige Fremdenzimmer, aber es ist auf keinen Fall so überlaufen wie Amalfi. Obwohl es direkt nebenan liegt. In Atrani findest du bestimmt ein Plätzchen, das dir gefällt. Nur parken kann man da nicht. Oder du fährst hoch in die Berge nach Ravello – auch das ist ganz hübsch.« Nachdem ich mich bedankt habe, lege ich auf. Die folgenden achtzig Minuten verbringe ich damit, einen Parkplatz zu finden, was in den Ortschaften an der Amalfiküste, die allesamt steil in den Hang gebaut sind, seine Zeit dauert. Zu Fuß laufe ich zurück nach Amalfi und von dort aus, genau wie Raffaele es mir beschrieben hat, die Straße hinauf Richtung Atrani. Der Tunnel ist kurz, finster und es gibt keinen Fußweg. Auf der anderen Seite angekommen, blinzele ich in das Sonnenlicht, bis sich meine Augen wieder an die Heligkeit gewöhnt haben. Dann erkenne ich, dass Atrani nur aus einer ruhigen Bucht besteht, die von Häusern umgeben ist. Keine Touristengeschäfte, keine Menschenmassen weit und breit, zumindest nicht mehr um diese Uhrzeit, denn der Nachmittag neigt sich bereits dem Ende zu. Ich laufe zum Strand hinunter. Im Gehen ziehe ich mir die Schuhe von den Füßen, um barfuß Richtung Felsplateau zu laufen. An der Strandbar kaufe ich mir einen Spritz und setze mich auf einen flachen Felsvorsprung, lasse die Beine baumeln und schaue auf das glatte, unbewegliche Meer. Hier und da liegen Holzboote vor Anker, friedlich treiben sie auf der ruhigen Oberfläche. Am Horizont zeichnen sich schemenhaft die Umrisse einer Insel ab. Ob das Capri ist? Wie lange die Überfahrt wohl dauert? Und was Fosco dort wohl heute getrieben hat? Ob er überhaupt noch an mich denkt? Während ich meinen

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