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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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Via Appia Nuova.
    Kurz bevor ich die Via Appia erreiche, gerate ich außer Atem. Meine Füße schmerzen, denn bei dem Versuch, den kürzesten Weg von der U-Bahn-Station zur historischen Straße zu nehmen, verlaufe ich mich und lande in einem düsteren Park, der genauso verlassen ist wie der Rest dieser Gegend. Eine unheimliche, bedrohliche Atmosphäre liegt in der Luft, die sich mit dem Duft wilder Pflanzen mischt. Ich kann mir nicht erklären, warum die Gegend plötzlich so merkwürdig auf mich wirkt, schließlich ist es taghell und damit eigentlich wenig gefährlich. Doch es ist, als hätten sich sämtliche Menschen in Luft aufgelöst; von einer Sekunde auf die andere habe ich das Gefühl, mich außerhalb der Großstadt zu befinden. An einem düsteren, unbekannten Ort. Ich beschleunige meinen Schritt, mein Herz pocht schneller als sonst, und ich schimpfe mich selbst einen Feigling. Es ist doch nur ein Park! Was soll hier schon geschehen?
    Kurz bevor ich den Ausgang an der anderen Seite des parco rreiche, kreuzt ein Fahrradfahrer meinen Weg. Er ist eine verlumpte Gestalt auf einem klapprigen Fahrgestell, das Haar verfilzt, die Vorderzähne fehlen, das Gesicht ist zerfurcht. Als der Mann vor mir abbremst, die Räder quer zum Weg, und mir den Ausgang versperrt, bleibt mir für einen kurzen Moment die Luft weg. Ich sehe mich schon im Gebüsch liegen, wo mich in ein paar Tagen der Hund eines Spaziergängers oder ein Obdachloser beim Flaschensuchen aufstöbern wird. Der Fahrradfahrer nuschelt etwas mit kehliger Stimme, das ich erst beim zweiten Hinhören verstehe. »Du solltest nicht alleine im Park herumspazieren, diese Gegend ist gefährlich. Hier laufen viele komische Typen rum.«
    Schnell suche ich das Weite. Wenn mich eine seltsame Gestalt vor merkwürdigen Typen warnt, hat das nichts Gutes zu bedeuten. Im Stechschritt haste ich die Via Appia entlang, der Schreck sitzt mir immer noch in den Gliedern. Bis auf ein paar Autos, die ab und an vorbeifahren, ist es auch hier wie ausgestorben.
    In der Ferne entdecke ich endlich ein Schild, das mir den Weg zu meinem Ziel weist: Die Gladiatorenschule, in der man noch heute die Riten und Gebräuche der alten Römer pflegt und zelebriert, liegt ziemlich abgelegen. Ich passiere das Eingangstor, aber das Gelände der gladiatori , das sich hinter einer Abzäunung verbirgt, ist ebenfalls völlig verwaist, sodass mir nichts anderes übrig bleibt, als umzukehren und mit klopfendem Herzen zurück Richtung Via Appia zu gehen. Am Ende des Weges kommen mir drei große, breite Silhouetten entgegen, die sich mit zügigem Tempo nähern. Wenn die mir was Böses wollen, denke ich, während ich langsamer werde, bin ich verloren. Gegen drei Männer kann ich mich bestimmt nicht zur Wehr setzen, und helfen würde mir in dieser Einöde wohl auch niemand. Ich schimpfe mich leichtsinnig, dass ich mich für eine Reportage in Gefahr begebe. Aber ich habe Glück, denn als die Gestalten näher kommen, erkenne ich, dass eine davon eine Frau ist. Die beiden Männer entpuppen sich als Gladiatoren, die gerade auf dem Rückweg von ihrer Mittagsause sind. In voller Montur haben sie, wie sie mir mit dröhnenden Stimmen erklären, einen Teller Pasta zu sich genommen, um sich für die folgenden Kämpfe zu stärken. Dann laden sie mich ein, das Gladiatorenmuseum zu besichtigen.
    »Hübsche Frauen sind uns immer willkommen«, sagt einer der beiden, ein großer, auf kernige Art und Weise gut aussehender Mann. »Ich bin übrigens Marcus Valerius und das da ...«, er zeigt auf einen kleinen kräftigen Kerl, »... das ist Hermes.« Einen Moment lang bin ich irritiert, bis ich begreife, dass sie offenbar ganz in ihrer Rolle als römische Kämpfer aufgehen. Marcus Valerius bedeutet mir, ihm zu folgen, vorbei an einer mit Efeu umrankten Frauenstatue.
    »Das ist meine Tochter Messalina.« Er lacht. »Sie ist ein ziemlich leichtes Mädchen! Was soll ich machen? Ich hab als Vater mein Bestes gegeben, aber auch mein Einfluss ist begrenzt.«
    Er nimmt seine Rolle ziemlich ernst, denn es ist nicht der Anflug eines Lächelns um seine Mundwinkel zu erkennen. Mein Blick fällt auf eine Art Übungsplatz.
    »Wie laufen Gladiatorenkämpfe eigentlich ab?«, frage ich, anstatt weiter auf seine missratene Tochter einzugehen. Marcus Valerius holt ein Stofftuch hervor und drückt es mir wortlos in die Hand. »Probier es aus. Zieh das hier an, und wir zeigen dir, was es mit den berühmten Kämpfen auf sich hat.« Wenig später finde ich

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