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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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dass sich daraus etwas ergeben muss. Ideal fürs Selbstbewusstsein! Man muss sich nur daran gewöhnen, dass der Schmalzfaktor ungewöhnlich hoch ist. Ein Italiener wird noch an jeder Frau etwas finden, das es zu loben gilt, und das auch wortreich tun, denn die blumige italienische Sprache ist einfach wie gemacht dafür. Und schließlich hat der Italiener es sich zur Aufgabe gemacht, die Frau auf Händen zu tragen. Dass er sich selbst etwas zu trinken holt und Sie vergisst, das wird ihm nicht passieren, denn selbst in Zeiten der Krise können Sie sich darauf verlassen, dass er die Rechnung begleicht. Nur bei den ganz jungen Italienern gibt es ab und an einen Aussetzer, das nennt man dann alla romana – jeder bezahlt seine Rechnung selbst, weil die unhöflichen Römer das angeblich so tun. Aber die lassen wir jetzt mal unter den Tisch fallen. Bis auf einen ...
    Avanti Amore! Ihre Dana.
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11. C apri

    Getränk:  Eros & Ramazotti
    Freund des Tages:  Fosco
    Place to be:  Die blaue Grotte
    Erkenntnis:  Als das Telefon nicht klingelte, wusste ich, dass du es warst
    I ch habe von Fosco geträumt. Carla wäre stolz auf mich. Ein Italiener, der nachts durch mein Schlafhirn spukt, bestätigt sicher ihre Theorie, dass die Südländer besser zu mir passen als die Deutschen. Schade nur, dass unser romantisches Tète-a-tète in Rom letztendlich im Sande verlaufen ist, denn seit meiner Abreise habe ich nichts mehr von Fosco gehört. Am nächsten Morgen habe ich ganz entgegen meiner Gewohnheit die Initiative ergriffen und Domenico kontaktiert, um mir Foscos Nummer geben zu lassen. Auf die SMS mit meinen Kontaktdaten hat er bislang allerdings nicht reagiert. Aber vielleicht gibt es auf Capri ja auch einfach kein Handynetz. Da wir Frauen naturgemäß immer den Männern verfallen, die uns links liegen lassen, finde ich meinen Römer mit jeder Stunde, in der er sich nicht meldet, und mit jedem Kilometer, den ich seit meiner Abreise aus der italienischen Hauptstadt zurückgelegt habe, interessanter. Sogar Mario hat er fast vollständig aus meinen Gedanken verdrängt. Alle zwei Minuten starre ich auf mein Handy. Aber Fosco meldet sich nicht. Wie hat doch die New Yorker Schriftstellerin Dorothy Parker so schön gesagt? »Als das Telefon nicht klingelte, wusste ich, dass du es warst.«
    Erneut blicke ich auf mein cellulare und wünsche mir sehnlichst, den langsam ansteigenden Klingelton zu hören. Vielleichtäre Fosco wirklich der Richtige gewesen, wenn ich mich nicht so ungeschickt angestellt hätte. Ich habe jedenfalls lange keinen Mann mehr so toll gefunden. Vielleicht ist es aber auch nur die Einsamkeit, die mich langsam, aber sicher in die Knie zwingt. Je länger ich alleine unterwegs bin, umso mehr wird mir bewusst, was für ein kommunikativer Mensch ich eigentlich bin und wie sehr ich es vermisse, mit vertrauten Menschen zu sprechen. Vor allem die Autofahrt, bei der ich stundenlang geradeaus auf die Autobahn starre, wird gefühlt immer länger. Das gilt besonders für die letzte halbe Stunde, in der ich mich mühselig mit meinem Wagen durch die bergige Landschaft vor Amalfi schlängele. Ich riskiere ab und zu einen schnellen Blick aus dem Seitenfenster. In den grünen Naturschutzgebieten, die die Straße säumen, stapelt sich der Müll. Dass der Süden ein Entsorgungsproblem hat, scheint also kein Gerücht zu sein. Offensichtlich geht es den Italienern mit ihrem Plastik wie mir mit meinem emotionalen Ballast, es dauert unendlich lange, ihn abzubauen.
    Eingefädelt in den stockenden Autoverkehr, rolle ich am Nachmittag in Amalfi ein. Die Promenade ist kurz, und ich finde keinen Parkplatz, also komme ich auf einem unbesetzten Bushalteplatz zum Stehen. Um mich herum herrscht Trubel. Der legendäre Küstenort ist völlig überlaufen. Deutsche Touristen mit Sonnenhüten und Badeschlappen überqueren die Straße Richtung Hafen, ihre schreienden Kinder im Schlepptau. In den Geschäften links der Straße wird Ramsch für die ausländischen Urlauber feilgeboten. Ich bin enttäuscht. In meinem Kopf war Amalfi, wie Portofino, der Inbegriff des Mondänen, aber der Ort scheint, genauso wie die ganze Küstenlandschaft, nicht nur vielgerühmt, sondern auch verklärt worden zu sein. Von seiner ursprünglichen Schönheit ist vor Menschengewimmel kaum etwas zu erkennen. Während der Fahrt habe ich mir ausgemalt, wie ich nach meiner Ankunft in einem unberührten Fischerdorf stehe. Nun bin ich ratlos und enttäuscht. Und ichermisse Fosco.

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