Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
sehr treu, was die Dinge angeht, die Sie lieben.«
»Ja, irgendwie hatten wir immer eine besondere Verbindung.ch habe viel an ihn gedacht in dieser schweren Zeit, aber irgendwie hat es nicht dazu gereicht, mich bei ihm zu melden. Ich weiß auch nicht, weshalb.«
»Manchmal braucht es eben einen kleinen Anstoß.« Ich krame in der Innentasche meiner Jacke nach der Visitenkarte von Federicos trattoria und drücke sie Allegra in die Hand.
»Sind Sie verheiratet?«, frage ich sie dann direkt, obwohl ich weiß, dass ich sie eigentlich zu wenig kenne, um so eine persönliche Frage zu stellen.
»Nein. Marios Vater und ich haben uns getrennt. Wir haben den Verlust nicht gemeinsam überwinden können«, antwortet sie.
»Federico hat auch nicht geheiratet.« Ich lächle sie an und streiche dann ein letztes Mal mit dem Finger über das Foto von Mario und dem Hund, bevor ich es Allegra reiche. »Das hier sollten Sie behalten.« Dann verabschiede ich mich endgültig, wünsche ihr alles Gute und verlasse die Galerie. Zurück im sonnigen Spätsommerlicht, spaziere ich noch eine Weile durch den Ort. Ich mag mich noch nicht von San Gimignano trennen. Ziellos streife ich durch die mittelalterliche Stadt, deren Schönheit ich nicht mehr wahrnehme. Zu sehr beschäftigen mich die Gedanken an Marios Tod und die Vergänglichkeit des Lebens. Selbst wenn Mario und ich uns noch begegnet wären, hätte unsere Geschichte irgendwann ein Ende gehabt. Wie alles im Leben. Ich bin traurig. Fosco hat gesagt, wir sollen uns auf das Schicksal verlassen. So ein Unfug! Was ist das für ein Schicksal, das Mario in einem ausgebrannten Autowrack sterben lässt? Was möchte das Leben mir damit sagen? Ist es ein Zeichen dafür, dass ich Kleinigkeiten nicht immer so wichtig nehmen soll? Dass ich glücklich damit sein soll, was ich habe, und dass ich viel mehr verlieren kann, als mir bewusst ist? Ich zwinge mich dazu, an all die bereichernden Momente zu denken, die ich auf meiner Reise erlebt habe, und als Erstes fällt mir meine Begegnung mit Raffaele ein. Meine Traurigkeit lässt schlagartig nach. Mario ist tot, aberch bin am Leben. Und ich bin nicht allein. Aus unerfindlichen Gründen habe ich über die Suche nach meiner imaginären Jugendliebe völlig übersehen, dass ich mit Raffaele die ganze Zeit einen realen Freund an meiner Seite hatte.
Bevor ich San Gimignano verlasse, schreibe ich Raffaele eine SMS: »Schicke dir Grüße aus San Gimignano. Hier endet meine Reise in die Vergangenheit, jetzt fahre ich in die Zukunft. Hoffentlich auch mit dir. Dana.«
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Do Italians better?
Oder ... warum la mamma die wichtigste Frau im Leben eines italienischen Mannes ist
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Wenn Sie sich mit einem Italiener einlassen, muss Ihnen eines klar sein: Sie bekommen nicht nur den Mann, sondern auch seine Mutter dazu. Denn ein echter Italiener saugt die Achtung vor seiner Erzeugerin schon mit der Muttermilch auf. Im Laufe seiner Kindheit wird er getätschelt, umsorgt und verhätschelt, bejubelt und in seiner Einzigartigkeit bestärkt. Daher bringt er es auch als Erwachsener nicht über das Herz, die Mutter alleine am Abendbrottisch sitzen zu lassen. Trifft man ein interessantes Exemplar seiner Gattung, kann man zumeist sicher sein, dass er noch im Hotel mamma wohnt. Zugegeben – das liegt nicht nur an den dominanten Muttertieren, sondern auch daran, dass die Mietpreise in Italiens Großstädten nahezu unbezahlbar sind. Traditionell verlässt ein Mann erst dann das mütterliche Nest, wenn er heiratet und eine eigene Familie gründet. Bis es so weit ist, fungiert la mamma als Ansprechpartnerin in allen Lebenslagen. Im Gegensatz zu den deutschen Männern fühlt sich der Italiener von seiner Mutter nur selten gegängelt. Im Gegenteil: Mann ist dankbar über den regelmäßigen Mix aus Ratschlägen und Risotto. Natürlich hat sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert, denn die Tatsache, dass es im Norden einfach leichter ist, Arbeit zu finden, beschert vielen Süditalienern einen vorzeitigen Abnabelungsprozess. Sosehr auf der einen Seite das Klischee des Italieners, dern mammas Rockzipfel hängt, zutrifft, gibt es auf der anderen mittlerweile immer mehr junge Leute, die sich moderne Verhältnisse wünschen. Aber die Krise zwingt viele Aufbruchswillige in alte Traditionen zurück.
Schauen Sie daher genau hin, ob Ihr Liebster eher aus inniger Zuneigung oder doch nur aus wirtschaftlichen Zwängen so eng mit
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