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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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ich denn jetzt? Meinst du, ich könnte meinen Koffer bei euch an der Rezeption lassen, damit ich ihn nicht auch noch die ganze Zeit mit mir herumtragen muss? Ich möchte mich, wenn ich in der kommenden Nacht schon auf einer Parkbank schlafen muss, nicht auch noch um meine Sachen sorgen.«
    Certo! Na klar kannst du alles hierlassen. Aber was willst du dann machen?«
    »Gute Frage. Entweder fahre ich zurück zu meinem Auto und übernachte da oder ich laufe einfach die Nacht lang durch die Stadt. Das ist bei Licht betrachtet sogar eine ziemlich romantische Idee. Ich werde über den beleuchteten Markusplatz wandern, über die Rialtobrücke, dann werde ich mir die Schaufensterauslagen ansehen und das alles, ohne von den anderen Touristen gestört zu werden, denn die schlafen dann ja«, antworte ich mit einem ironischen Unterton.
    »Meinst du? Ich weiß nicht recht.« Giuseppe wirkt unschlüssig. »Venedig ist zwar nicht gefährlich, aber mir wäre es trotzdem lieber, ich wüsste dich irgendwo untergebracht. Immerhin bist du eine Frau. Und nachts kann es hier auch recht kühl werden. Auch im Auto. Das liegt am vielen Wasser. Gibt es niemanden, den du hier kennst? Den du anrufen kannst?«
    Ich denke an Raffaele, der die gesamte Reise über stets für alles eine Lösung parat gehabt hat. Und der immer jemanden kennt, der jemanden kennt, der jemanden kennt.
    »Ich hab einen Freund in Mailand, den könnte ich mal anrufen. Vielleicht hat er ja zufällig Bekannte in Venedig.«
    Seit meiner Abreise aus San Gimignano habe ich mich nicht mehr bei Raffaele gemeldet aus Angst, er würde nach Mario fragen, und mir war nicht danach, ihm am Telefon erklären zu müssen, dass gerade ein Teil meiner Kindheit und ein Traum, der mich seit Foscos Verschwinden aufrecht gehalten hat, gestorben ist. Zweimal hat er mir seitdem bereits eine SMS geschickt, die ich ignoriert habe, also eigentlich höchste Zeit, ihm ein Lebenszeichen zu senden, bevor er sich ernsthaft Sorgen macht.
    »Das klingt schon besser.« Geduldig wartet Giuseppe, bis ich mein Handy aus der Tasche gefischt und Raffaeles Nummer gewählt habe. Am anderen Ende der Leitung klingelt es, aber es dauert ein wenig, bis Raffaele den Hörer abnimmt.
    Dana! Endlich! Ich war schon kurz davor, eine Vermisstenanzeige aufzugeben. Ist alles in Ordnung?«
    »Wie man’s nimmt ... Fosco ist verheiratet, Mario tot, und meine EC-Karte funktioniert nicht. Jetzt sitze ich hier in Venedig vor einem Hotel, gegenüber von einer Kirche, weiß nicht, wohin mit mir, und hoffe auf göttlichen Beistand. Oder zumindest auf deine Hilfe. Kennst du vielleicht jemanden, bei dem ich übernachten kann? Es ist wirklich ein Notfall.«
    Raffaele ist kurz still. Offensichtlich denkt er nach. Dann sagt er mit bedauerndem Tonfall in der Stimme. »Bevor wir zu den ganzen schlechten Nachrichten kommen, über die wir mal in Ruhe sprechen müssen, denn hier ist gerade viel los: Es tut mir leid. Und: Nein. In Venedig kenne ich niemanden, und ich habe keinerlei Verwandte, die jemanden kennen, der jemanden kennt, der dir eine Bleibe anbieten kann.«
    »So etwas hatte ich schon befürchtet.«
    »Und was willst du jetzt tun?«
    »Ein Giuseppe aus dem Hotel, vor dem ich gerade sitze, hat mir angeboten, meinen Koffer bei ihm an der Rezeption zu lassen. Dann kann ich mir Venedig ansehen und mir eine schöne Bar suchen. Vorausgesetzt, der Kellner gibt mir einen Drink aus. Und wenn die Bar schließt, einige Stunden bis zum Sonnenaufgang an einem geschützten Platz verbringen. Und du musst dir auch keine Sorgen machen, es ist hier wirklich friedlich.«
    »Giuseppe? Wer ist Giuseppe?« Im Hintergrund höre ich die Gäste des Zucca lärmen. Offensichtlich hat Raffaele mal wieder viel zu tun, irgendjemand ruft bereits nach seinen Getränken. Ich höre, wie mein Freund etwas Beruhigendes murmelt. Das Telefon muss er kurz zur Seite gelegt haben, denn ich kann nicht verstehen, was er sagt. Ich verspüre den Wunsch, auch dort zu sein, im Warmen an der Bar, mit einem Drink in der Hand, um Raffaele bei der Arbeit zuzusehen.
    »Dana? Da bin ich wieder. Entschuldige. Un casino qui! Hiererrscht das Chaos. Sag mal, dieser Giuseppe, ist der gerade in deiner Nähe?«
    »Ja. Er steht vor mir.«
    »Gib ihn mir mal. Ich würde gern ein paar Worte mit ihm reden.« Ohne zu wissen, was Raffaele im Schilde führt, reiche ich den Hörer weiter. Giuseppe guckt fragend, dann begreift er und begrüßt Raffaele, der am anderen Ende der Leitung auf ihn

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