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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Phillips
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aufgegangen. Mein Mario ist komplett verbrannt. Weg. Er war einfach weg, von einer Sekunde auf die andere. Nur noch ein Häufchen Asche.« Sie seufzt und stützt ihren Kopf in ihre Hände. Die Situation überfordert mich, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich würde ihr gern helfen, doch ich weiß nicht, wie. Es gibt nichts, was sie trösten könnte. Es heißt, die Zeit heilt alle Wunden, aber ich glaube, das stimmt nicht. Die Zeit hilft vielleicht dabei, zu lernen, besser mit den Schicksalsschlägen umzugehen, die uns widerfahren. Aber heilen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schmerz um den Verlust eines Sohnes jemals nachlässt. Ich studiere Allegras Gesicht. Trotz dieses Verlusts wirkt sie eigentlich wie eine moderne, erfolgreiche und irgendwie zufriedene Frau. Ihre Züge sind weder von Zerrissenheit noch von Gram gezeichnet.
    Darf ich Sie etwas fragen?«, sage ich zögernd.
    »Ja. Natürlich.«
    »Wie haben Sie das bloß geschafft?«
    »Sie meinen weiterzumachen? Das frage ich mich manchmal auch. Am Anfang saß ich wochenlang schweigend auf meiner Couch. Ich konnte einfach nicht begreifen, was passiert ist. Ich war selbst wie tot, in mir war eine so große Leere, dass ich manchmal nicht mehr wusste, welcher Tag oder Monat war. Es war sehr schwer. Ist es immer noch. Am schlimmsten waren die Leute, die mich aufmuntern wollten. Allegra, haben sie gesagt, du musst mal wieder raus, unter Leute. Das hat mich noch wütender gemacht. Die Tatsache, dass das Leben einfach weitergeht.«
    »Das kann ich gut verstehen. Es ist eine harte Erkenntnis, dass man im Endeffekt doch ganz alleine mit seiner Trauer ist, nicht wahr?«
    »Ja. Ich meine, ich bin nicht böse oder so. Sie haben es ja alle gut gemeint. Aber den Verlust eines Kindes kann niemand nachvollziehen, der es nicht selbst erlebt hat.« Allegra seufzt und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. »Aber der Mensch ist stärker, als man denkt. Er kann so viel verkraften, ich hätte das vorher niemals für möglich gehalten. Aber sehen Sie mich an. Ich lebe noch. Es muss ja irgendwie weitergehen. Und das tut es auch. Ich habe jetzt diese wunderbare Galerie und eine Aufgabe gefunden, die mir Spaß macht. Und ich habe gelernt, dass es möglich ist, auch wieder Glück zu empfinden, ohne ein schlechtes Gewissen Mario gegenüber zu haben. Das hat eine Weile gedauert. Aber nur weil es mir jetzt besser geht, vermisse ich ihn ja nicht weniger. Er wird mir immer fehlen. Aber ich habe gelernt, wieder nach vorne zu blicken.« Allegra lächelt mich schief an. Dann steht sie auf, was mir signalisiert, dass sie unser Gespräch beenden möchte. »Es tut mir leid, dass ich keine besseren Nachrichten für Sie gehabt habe.«
    »Nun hören Sie aber auf. Sie müssen sich doch nicht entchuldigen! Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, bin ich die ganze Italien-Tour über einer fixen Idee hinterhergereist. Einer romantischen Vorstellung von der einen wahren Liebe. Ich hatte irgendwie das Gefühl, es hätte etwas zu bedeuten, dass mir dieses Foto wieder in die Hände gefallen ist, kurz bevor ich mich auf den Weg nach Italien gemacht habe. Und ich bin froh, dass dieser Glaube mich auf meiner Reise begleitet hat.« Mir fällt ein Satz von Haruki Murakami ein, den ich kurz vor meiner Abreise irgendwo gelesen habe:
    Die Freunde selbst sind vielleicht schon weg, aber die Erinnerungen bleiben, und sie sind wie ein Feuer in meinem Inneren, an dem ich mich in besonders kalten Nächten wärmen kann.
    »Wissen Sie, es tat einfach gut, eine Weile auf ein Happy End hoffen zu können. Aber das gibt es wohl nicht immer im Leben.«
    »Ach, sagen Sie das nicht. Ich glaube, es gibt unendlich viele Geschichten, die glücklich ausgehen. Wir bemerken es nur meistens nicht.« Gerade als ich mich verabschieden will, um die Galerie zu verlassen, fällt mir noch etwas ein.
    »Sagen Sie, erinnern Sie sich noch an Federico? Ich habe Federico getroffen.«
    »Federico? Aus Molina?« Ich bin überrascht, dass sie sofort weiß, von wem ich spreche.
    »Ja, Ich glaube, er hat Sie sehr gemocht.«
    » Si , das hat er. Ich ihn auch. Aber damals war alles so kompliziert. Wohnt der alte Kauz immer noch dort?« Ich nicke.
    »Er betreibt eine kleine trattoria .«
    »Das passt zu ihm. Er war schon immer vernarrt in seinen Geburtsort. Nichts konnte ihn davon überzeugen, Molina zu verlassen.«
    »Dasselbe hat er über Sie gesagt – allerdings im Zusammenhang mit Sizilien.« Ich lächele sie an. »Scheint so, als wären Sie

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