Ave Maria - Roman
Sicherheitsebene B, den die Öffentlichkeit nicht unbedingt erfahren muss, aber den jeder kennt. Jedenfalls ist es bis zu uns nach San Francisco gedrungen.«
»Was hast du sonst noch gehört? Auf der B-Ebene?«, fragte ich.
»Ich habe gehört, dass Detective Jeanne Galletta eine heiße Nummer ist. Arbeitsmäßig, meine ich.«
»Sie ist keine Jamilla Hughes, aber ja, sie macht ihren Job recht gut.«
Jamilla ignorierte das Kompliment. Im Kerzenschein sah sie wunderschön aus, jedenfalls in meinen Augen. Ja, das war eine wirklich gute Idee: Abendessen mit Jam in einem feinen Restaurant, mein Handy ausgeschaltet.
Wir wählten eine Flasche Pinot Noir aus Oregon, einen ihrer Lieblingsweine. Sobald eingeschenkt war, hob ich mein Glas. »In letzter Zeit waren die Dinge ein bisschen kompliziert, Jam. Ich weiß es daher zu schätzen, dass du für mich da bist und jetzt hier bist.«
Jamilla trank einen Schluck Wein und legte dann ihre Hand auf mein Handgelenk. »Alex, da ist etwas, das ich dir sagen muss. Es ist wichtig. Bitte, höre mir zu. Okay?«
Ich blickte ihr über den Tisch hinweg in die Augen und war nicht sicher, ob mir gefiel, was ich dort sah. Mein Magen begann sich zu verknoten. »Klar«, sagte ich.
»Ich möchte dir eine Frage stellen«, sagte sie und wich meinem Blick aus. »Wie exklusiv sind wir deiner Meinung nach?«
Autsch! Jetzt kam’s.
»Nun, ich war mit niemandem zusammen, seit wir eine
Beziehung haben«, sagte ich. »Das betrifft aber nur mich, Jamilla. Du hast jemanden kennen gelernt? Ich akzeptiere das.«
Sie atmete aus und nickte. So war sie. Aufrecht und ehrlich. Das wusste ich an ihr zu schätzen. Meistens.
»Gehst du mit ihm aus?«, fragte ich. Mein Körper verspannte sich. Am Anfang unserer Beziehung hatte ich so etwas erwartet, aber jetzt nicht mehr. Vielleicht war ich schlichtweg selbstzufrieden geworden. Oder zu vertrauensselig. Dieses Problem hatte ich immer wieder.
Jamilla zuckte etwas zusammen und dachte über die Antwort nach. »Ja, das könnte man sagen, Alex.«
»Wie hast du ihn kennen gelernt?«, fragte ich, fügte jedoch schnell hinzu. »Warte, Jam, du musst nicht darauf antworten.«
Aber sie schien mir antworten zu wollen. »Johnny ist Anwalt. Selbstverständlich Staatsanwalt. Ich habe ihn bei einem Fall kennen gelernt. Alex, ich war nur zwei Mal mit ihm aus. Gesellschaftlich.«
Ich stellte keine weiteren Fragen, obwohl ich es gern getan hätte. Ich hatte kein Recht dazu. Wenn überhaupt, dann war es meine Schuld. Aber warum hatte ich mich so verhalten? Weshalb konnte ich mich nicht festlegen? Wegen dem, was mit Maria geschehen war? Oder mit Christine? Oder vielleicht wegen meiner Eltern, die sich getrennt hatten, als sie Mitte zwanzig waren, und sich danach nie wiedergesehen hatten?
Jamilla beugte sich über den Tisch und sprach leise zu mir. »Es tut mir Leid. Ich sehe, dass ich dich verletzt habe. Das wollte ich nicht. Wir können in Ruhe weiteressen und darüber reden, wenn du willst. Aber du kannst auch gleich gehen. Oder ich kann gehen. Wie du willst, Alex.«
Als ich nicht gleich antwortete, fragte sie: »Bist du mir böse, Alex?«
»Nein«, versicherte ich ihr etwas zu schnell. »Ich bin nur überrascht, schätze ich. Vielleicht auch enttäuscht. Ich bin nicht sicher, was ich empfinde. Aber nur um die Sache zu klären: Erklärst du mir, dass du gern mal mit einem anderen Mann ausgehen würdest oder dass du heute Abend mit mir Schluss machen willst?«
Jamilla trank noch einen Schluck Wein. »Ich wollte fragen, was du darüber denkst und fühlst.«
»Jetzt? Ehrlich, Jam? Ich glaube nicht, dass ich so weitermachen kann wie bisher. Ich bin mir nicht mal sicher, warum das so ist. Ich war immer - na ja, einspurig. Nur eine Frau. Du kennst mich.«
»Wir haben einander nie etwas versprochen«, sagte sie. »Ich bemühe mich nur, ehrlich zu sein.«
»Das weiß ich. Das schätze ich auch, ehrlich. Hör zu, Jamilla, ich glaube, ich muss jetzt gehen.« Ich küsste sie auf die Wange und ging. Auch ich wollte ehrlich sein. Mit Jamilla und mir selbst.
54
Ich ließ alles und alle hinter mir und flog übers Wochenende nach Seattle.
Als ich vom Flughafen nach Wallingford fuhr, dem Teil Seattles, wo Christine und Alex lebten, schlug ich mich mit dem Gedanken herum, sie wiederzusehen. Welche andere Wahl hatte ich?
Ich brachte keine Geschenke, keinerlei Bestechung, so wie Christine es gemacht hatte, als Alex bei mir in Washington lebte. Christine ließ mich Alex sehen, und
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