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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aber ich war nicht bereit, den Schwanz einzuziehen, wenn sie versuchte, mich einzuschüchtern.
    Jeanne biss die Zähne zusammen und blickte auf den Fußboden. »In Ordnung. Okay. Es tut mir Leid.«
    »Nur zur Klarstellung: Ich sage nicht, dass Sie sich vorher mit mir absprechen müssen. Es ist Ihr Fall. Aber bei einer derartig großen Sache sind auch Ihre Möglichkeiten, alles zu kontrollieren, begrenzt.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus, keinen der Erleichterung, eher um die Luft zu reinigen. Dann lächelte Jeanne. »Wissen Sie was? Wie wäre es, wenn ich es wieder gutmache? Mögen Sie Sushi? Sie müssen essen, richtig? Und ich verspreche, dass wir nicht über die Arbeit sprechen.«
    »Danke«, sagte ich. »Aber ich bin für heute noch nicht fertig. Leider muss ich gleich wieder zurück in mein Büro. Jeanne, ich glaube einfach nicht, dass dieser Killer eine Frau ist. Aber wer ist es? Wir gehen ein andermal etwas essen, okay?«
    »Ja, irgendwann mal«, sagte Jeanne Galletta. Dann ging sie schnell hinaus, so wie sie zuvor den Besprechungsraum betreten hatte.

51
    Die nächsten Stunden arbeitete ich voll konzentriert. Es war eine dieser produktiven Schaffensphasen, von denen ich mir wünschte, sie kämen immer über mich, wenn ich mich an den Schreibtisch setzte.
    Ich ließ mehrere Theorien durch das VICAP-System laufen und suchte nach irgendwelchen Entsprechungen zu den Morden in L.A. Irgendeine noch so kleine Ähnlichkeit.
    Schließlich kam etwas, das meine Aufmerksamkeit erregte. Ein Dreifachmord vor über sechs Monaten.
    Aber der war in New York City geschehen, nicht in L.A. Die Morde waren in einem Kino begangen worden, im Sutton an der East 57th Street. Die Details waren auf den ersten Blick faszinierend.
    Erstens waren die Mordfälle nie gelöst worden. Die New Yorker Polizei war von der Aufklärung ebenso weit entfernt wie wir bei den Morden in Los Angeles.
    Es gab auch kein offensichtliches Motiv für die Morde in New York. Das war wichtig. Vielleicht hatten diese Serienmorde viel früher begonnen, als wir bisher gedacht hatten. Und vielleicht stammte der Killer ursprünglich aus New York.
    Ich nahm mir die Notizen vor, die der Detective vom NYPD zu dem Fall gemacht hatte und las sie aufmerksam durch. An jenem Nachmittag waren ein Besucher und zwei Angestellte in diesem Kino getötet worden. Die Theorie des Detectives lautete, dass die Angestellten den Killer überrascht hätten, nachdem dieser einen Mann namens Jacob
Reiser aus Brooklyn getötet hatte. Reiser war Student an der Filmschule der New Yorker Universität gewesen und zwanzig Jahre alt.
    Noch etwas stach mir ins Auge. Die Mordwaffe, die im Bericht erwähnt war. Aufgrund der aus den Leichen entfernten Kugeln war eine Walther PPK identifiziert worden.
    Die Pistole bei den Morden in L.A. war ebenfalls eine Walther PPK, allerdings offensichtlich ein älteres Modell.
    Noch etwas hielt ich für bemerkenswert: Die Morde in New York hatten in einer Herrentoilette stattgefunden.

52
    Großartige Neuigkeiten - ich sammelte genügend Hotelpunkte, um den Rest meines Lebens umsonst zu wohnen. Das Problem war, dass ich nie wieder ein Hotelzimmer sehen wollte, solange ich lebte. West Los Angeles bot auch nicht allzu viel Ablenkung. Ich lag auf dem Bett und ging meine Aufzeichnungen durch. Neben mir auf dem Nachttisch waren ein halb gegessenes Hühnersandwich und eine Limonade.
    Als das Telefon klingelte, war ich dankbar und nahm ab. Es war Nana Mama.
    »Ich habe gerade an Schweinekotellets und frisches Löffelbrot gedacht«, sagte ich zu ihr. »Und jetzt bist du dran.«
    »Warum schmeichelst du mir immer, Alex?«, fragte sie. »Jedenfalls versuchst du, mich einzuwickeln. Und jetzt wirst du mir gleich sagen, dass du nächstes Wochenende heimkommst?«
    »Nicht genau.«
    »Alex -«
    »Ich komme heim. Und glaube mir, ich wünsche mir nichts mehr, als diesen Fall weit hinter mir zu lassen. Aber ich muss noch ein paar Mal hin- und herfliegen.«
    »Alex, denke lang und intensiv darüber nach, wie viel Zeit du wirklich in Kalifornien bleiben musst. Wie sich herausstellt, ist dein neuer Job schlimmer als der alte.«
    Offensichtlich war meine Schonungsphase nach dem Sorgerechtsurteil vorüber. Nana war wieder die Alte und gab mir kräftig Zunder. Sie hatte ja auch nicht ganz Unrecht.

    »Wie geht’s den Kindern?«, fragte ich. »Kann ich mit ihnen reden?« Und gewähre meinen Ohren eine Ruhepause, alte Frau.
    »Denen geht es prima, Daddy.

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