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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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seines Lebens, diese wilde Ausschweifung, wie er es inzwischen nannte. Seine Geschichte.
    Er kannte eine Produzentin mit fuchsrotem Haar, die hier in Vancouver einen Fernsehfilm drehte. Vielleicht sollte er mit ihr Fühlung aufnehmen. Tracey Willett hatte selbst eine wilde ausschweifende Zeit in Hollywood verbracht. Angefangen hatte sie damit, als sie achtzehn war, und hatte es bis Ende zwanzig fortgeführt. Jetzt hatte sie ein Kind und offenbar ihre Düsen etwas abgekühlt.
    Aber sie hatte immer mit ihm die Verbindung gehalten, und das bedeutete doch etwas, oder? Mit Tracey hatte er immer über alles reden können, nun, über fast alles.

    Deshalb rief er sie an, und sie erklärte ihm sofort, dass sie liebend gern mit ihm essen und etwas trinken würde. Eine Stunde später rief Tracey vom Dreh aus an. Sie würde sich verspäten. Das war nicht ihre Schuld, wie er wusste. Wahrscheinlich die irgendeines bescheuerten Regisseurs. So ein arroganter, desorganisierter, hochgelobter Regisseur, der vor zwei oder drei Jahren die Filmschule absolviert hatte.
    Er sah Tracey erst nach elf Uhr abends, als sie zu ihm auf sein Zimmer im Mariott kam. Sie umarmte ihn überschwänglich und küsste ihn. Sie sah dafür, dass sie den ganzen Tag gearbeitet hatte, sehr gut aus. »Du hast mir ja so gefehlt, Süßer. So sehr. Wo hast du nur gesteckt? Übrigens siehst du blendend aus. So dünn, schön dünn. Der hagere hungrige Blick, richtig? Der passt zu dir.«
    Er wusste nicht, ob Tracey noch auf Koks und Schnaps stand. Daher hatte er sicherheitshalber von allem etwas auf Lager. Und das nahmen sie dann auch - fast alles. Er wusste auf Anhieb, dass sie mit ihm schlafen wollte, denn sie hatte ihm erzählt, dass sie ganz geil auf einen Stuntmann beim Set sei. Dann saß sie mit gespreizten Beinen auf der Couch und schaute ihn mit ihren Schlafzimmeraugen an, mit hungrigen Augen, genau wie er sich erinnerte. Schließlich zog Tracey ihr Oberteil aus und sagte: »Nun?«
    Er zog sie ins Bett, wo sie ihm wieder Komplimente wegen seines neuen schlanken Körpers machte. Tracey nahm noch ein bisschen mehr Koks. Dann ließ sie ihn ihre Titten bewundern. Er erinnerte sich an Traceys Routine: Man musste darüber reden, wie sexy sie war, und sie ungefähr zwanzig Minuten überall anfassen. Dann folgten dreißig Minuten mit sehr energischem Poppen, weil Tracey um nichts auf der Welt einen Orgasmus bekommen konnte. Immer behauptete sie, ganz dicht davor zu sein. Deshalb
forderte sie, mach weiter, Baby, härter, schneller, härter, schneller. O Baby, Baby, Baby. Als er in ihr kam, schien es ihr zu gefallen. Sie presste ihn an sich, als seien sie ein Paar, obgleich sie nie ein Paar gewesen waren.
    Nachdem die sexuellen Präliminarien erledigt waren, stieg er von ihr herunter. Danach saßen sie auf der Terrasse und blickten auf die Stadt hinunter. Tracey legte den Kopf an seine Schulter. Sehr romantisch, niedlich. Als hätte man eine Verabredung mit Meg Ryan oder Daryl Hannah.
    »Ich möchte dir ein bisschen davon erzählen, was ich so in letzter Zeit getrieben habe«, sagte er schließlich. Bis dahin war es nur um sie gegangen.
    »Ich möchte alles hören, Süßer. Aber ich kann das Kind nicht so spät in meinem Hotel allein lassen. Die Kinderfrau droht mit Kündigung.«
    Jetzt erinnerte er sich: Tracey war meist ein egoistisches Miststück.
    »Weiß jemand, dass wir uns heute Abend getroffen haben?«, fragte er.
    »Nein. Also, was hast du vor? Selbstverständlich eine große Sache.«
    »Ja, es ist ein bisschen geheimnisvoll. Aber eine große Sache, das steht fest. Mal ganz was anderes. Nichts, was ich bisher gemacht habe. Ich schreibe selbst die Story. Die Geschichte aller Geschichten.«
    »He, das ist fantastisch. Du schreibst selbst, ja?«
    »Ja. Hast du von diesen Morden in L.A. gehört? Mary Smith?«
    Sie wusste nur wenig darüber, da sie seit vier Wochen oben in Vancouver war. Daher brachte er sie schnell aufs Laufende.

    »Du hast die Rechte gekauft! Wahnsinn! Das ist super. Und du willst, dass ich den Film produziere?«
    Er schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Von wem, Tracey? Von wem sollte ich die Rechte kaufen?«
    »Aha. Na schön, worum geht es also?«
    »Ich kann mit dir offen reden? Ganz offen?«
    »Selbstverständlich kannst du mit mir offen reden. Schildere mir deine grandiose Idee. Ich liebe Thriller.«
    Das war es! Hopp oder Topp! Was sollte es werden?
    »Ich habe diese Morde geplant, Tracey. Ich bin Mary.« Mann, jetzt war es raus! Einfach so.

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