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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Jeanne berichtete mir, dass ein anderer Hotelgast die Geschichte bestätigt habe.
    »Gegen zwei Uhr hat er von seinem Zimmer im zweiten Stock einen großen dunkelblauen Geländewagen gesehen, der aus dem Parkplatz heraussauste. Viel konnte er nicht sehen, meinte er, aber es könnte sein, dass eine Frau am Steuer saß.«
    »Das heißt noch nicht, dass es Mary Smith war«, sagte ich. »Aber wenn sie es war, dann wäre das ein Riesenerfolg für uns. Zumindest zwei Menschen haben gesehen, wie das Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit den Parkplatz verließ.«
    Jeanne nickte stumm und dachte nach. »Dann bleibt die Vierundsechzigtausend-Dollar-Frage: Wie gehen wir jetzt vor? Wie viel geben wir raus?«
    Beide Möglichkeiten waren risikoreich. Ich dachte laut nach, teils für mich, teils für Jeanne.
    »Die Zeit ist nicht auf unserer Seite. Mary Smith hat keinerlei Zeichen hinterlassen, dass sie es langsamer angeht. Eher im Gegenteil. Sie scheint sich weiterzuentwickeln. Das ist eine Chance, die Presse für uns arbeiten zu lassen, um die Suche zu beschleunigen - wenn man das will.
    Andererseits sind die Leute schon in Angst und Schrecken, und sie werden auf jeden blauen Geländewagen, den sie sehen, reagieren. Wenn die Sache schief geht, ist es ein weiterer Grund für die Öffentlichkeit, dem Department
nicht zu trauen. Wenn Sie damit aber Mary Smith kriegen, dann ist alles okay, und Sie sind eine Heldin.«
    »Russisches Roulette«, sagte sie trocken.
    »So lautet der Name des Spiels«, sagte ich.
    »Übrigens will ich keine Heldin sein.«
    »Das können Sie dann nicht verhindern.«
    Jetzt lächelte sie endlich. »Amerikas Sherlock Holmes. Habe ich das nicht irgendwo über Sie gelesen?«
    »Glauben Sie nicht alles, was Sie lesen.«
    Ich hörte beinahe die Uhr in Jeannes Kopf ticken, vielleicht war es ihr Herzschlag.
    »In Ordnung«, sagte sie und blickte auf ihre Armbanduhr. »Machen wir es! Ich werde es mit dem Department klären, aber wenn ich jetzt sofort losfahre, können wir noch vor den frühen Nachrichten eine Pressekonferenz abhalten.«
    An der Tür blieb sie stehen. »O Gott, ich hoffe, ich mache jetzt keinen Riesenfehler.«
    »Gehen Sie nur«, sagte ich.
    »Kommen Sie mit, Alex. Okay?«
    »Okay«, sagte ich. »Trotz der Bemerkung über Sherlock Holmes.«

66
    Kein Zweifel, das war eine Sensation. Selbst James Truscott war da. Die Pressekonferenz über den blauen Geländewagen wurde von sämtlichen Medien besucht. Ich war sicher, das würde die Schlagzeile werden, bis etwas noch Dramatischeres über die Mordfälle in L.A. auftauchte. Hoffentlich würde das die Verhaftung von Mary Smith, männlich oder weiblich, in einem blauen Geländewagen sein.
    Ich war nicht bei der kleinen Gruppe um Detective Galletta vor den Kameras, traf mich aber mit ihr danach. Sie wurde von allen Seiten hoch gelobt, löste sich aber und kam zu mir.
    »Danke für die Hilfe, den klugen Rat«, sagte sie. »Und habe ich wie ein Waschbär im landesweiten Fernsehen ausgesehen?«
    »Nein, überhaupt nicht. Na ja, doch.« Ich lächelte. »Ich erinnere mich, dass Sie mal zu mir gesagt haben: ›Sie müssen doch auch essen, oder?‹ Sind Sie immer noch interessiert?«
    Plötzlich schaute Jeanne wieder bekümmert drein. »Oh, Alex, heute nicht.« Dann zwinkerte sie mir zu und lächelte. »Reingelegt! Ja, wir könnten essen gehen, warum nicht? Wofür sind Sie in Stimmung? Ehrlich gesagt, bin ich halb verhungert. Was halten Sie von einem Italiener?«
    »Italiener klingt immer gut.«
    Jeannes Wohnung lag auf dem Weg zum italienischen Restaurant. Sie bestand darauf anzuhalten. »Ich muss mein Gesicht im eigenen Spiegel überprüfen, bei der Beleuchtung,
der ich traue«, erklärte sie. »Ich brauche nur fünf Minuten, höchstens zehn. Kommen Sie mit rauf, ich werde Ihnen nicht die Kleider vom Leib reißen, das verspreche ich.«
    Ich lachte und folgte ihr in das rote Backsteinhaus am Santa Monica.
    »Vielleicht werde ich Ihnen doch die Kleider vom Leib reißen«, sagte sie, als wir die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufgingen.
    Und genau das passierte, nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hatte. Sie packte mich und küsste mich. Dann ließ sie mich wieder los.
    »Hmmmmm. Das war schön. Aber ich gehe nur mit Ihnen essen, Doktor. Zehn Minuten, wie versprochen.«
    »Sieben.«
    Dann lief Jeanne den Gang zu ihrem Schlafzimmer hinunter, zu der Beleuchtung, der sie trauen konnte. Ich hatte sie nie zuvor so beschwingt und lebendig gesehen. Es war beinahe, als sei

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