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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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er in seiner letzten E-Mail geschrieben hatte - hatte der Wichser um sein Leben gewinselt, als er sah, wer vor ihm stand, als er endlich begriffen hatte. Das hatte den Mord noch weitaus befriedigender gemacht. Teufel auch, er hatte
Griner und seinen Freund nicht sofort getötet. Er hatte sich nahezu eine Stunde Zeit gelassen und jede Minute dieses Melodramas ausgekostet.
    Und was sollte er jetzt tun?
    Er wollte feiern, aber es gab tatsächlich keinen Menschen, mit dem er darüber hätte sprechen können. Huhuhu, er hatte niemanden.
    Dann kam ihm ganz plötzlich eine Idee. Ja, das würde er tun. Es war ganz einfach. Er war ohnehin in Westwood. Er parkte und ging hinüber zu dem wunderbar altmodischen Bruin Theater, wo gerade Collateral spielte. Tom Cruise, gut!
    Er wollte ins Kino gehen.
    Er wollte mit seinen Leuten zusammensitzen und zusehen, wie Tom Cruise den großen bösen Killer spielte, ohne Gewissen oder Bedauern.
    Huch, habe ich Angst, Tom.

75
    »Mr Truscott hat angerufen und wollte dich sprechen. Er wollte gern ein Interview. Meinte, es sei wichtig. Er würde auch zu dir nach Hause kommen, wenn dir das lieber wäre. Er hat gefragt, ob du seine Nachricht über die Frauen in den Todeszellen bekommen hättest.«
    Ich runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Ignoriere Truscott. Hat sich sonst etwas Wichtiges getan, während ich weg war?«
    »Hat Damon dir erzählt, dass er und seine Freundin Schluss gemacht haben?«, fragte mich Nana leise. »Weißt du überhaupt, dass er eine Freundin hatte?«
    Wir saßen am Samstagnachmittag, meinem ersten Tag daheim, in der Küche. Ich blickte zum Wohnzimmer hinüber, um sicher zu sein, dass wir allein waren.
    »Ist das das Mädchen, mit dem er ständig telefoniert hat?«, fragte ich.
    »Jetzt nicht mehr«, sagte sie. »Ist auch besser so, finde ich. Für so was ist er noch zu jung.« Sie stand auf und summte »Joshua Fit the Battle of Jericho«. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit dem Topf mit Chili zu, den sie auf dem Herd hatte.
    Auch ich war vom Chili abgelenkt, vor allem von der Tatsache, dass sie Hackfleisch vom Truthahn, nicht wie üblich vom Schwein oder Rind, verwendet hatte. Vielleicht hatte Kayla Coles ein Wunder vollbracht und Nana endlich dazu gebracht, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Klasse Kayla!
    »Wann hat Damon dir erzählt, dass er eine Freundin
hat?«, fragte ich. Dieses Thema konnte ich noch nicht fallen lassen. Meine Neugier war stärker als meine Scham, zugeben zu müssen, dass ich mit meinem ältesten Sohn ein wenig den Kontakt verloren hatte.
    »Er hat es mir nicht erzählt. Das hat sich einfach ergeben«, sagte Nana. »Darüber sprechen Teenager nicht direkt. Cornelia war ein paar Mal im Haus. Schularbeiten. Sie ist sehr nett. Ihre Mutter und ihr Vater sind Anwälte, aber das nehme ich ihr nicht übel.« Sie lachte über diesen Scherz. »Na ja, vielleicht ein bisschen.«
    Cornelia? Nana, die Expertin, und Alex, der Außenseiter. Alle meine guten Absichten und das Versprechen, das ich mir selbst gegeben hatte, alles anders zu machen, waren von meinem Job verschlungen worden - wie immer.
    Damons ersten Liebeskummer verpasst. Das kann ich nie wieder erleben. Cornelia, ich kenne dich kaum.
    Aber es war schön, wieder daheim zu sein. Schon bald war die Küche von Nanas Kochkünsten erfüllt, und zwar exponentiell. Meine Rückkehrt wurde mit einer Party mit Familie und Freunden gefeiert. Abgesehen vom Chili, gab es Nanas berühmtes Maisbrot, zwei Sorten Gemüse mit viel Knoblauch, gewürzte Steaks und einen Karamelbrotpudding. Diese Köstlichkeit bereitete sie nur zu seltenen Gelegenheiten zu. Offensichtlich hatte Dr. Coles ihr noch nicht genügend eingeschärft, es ruhig angehen zu lassen.
    Ich versuchte zu helfen, ohne ihr im Weg zu stehen. Aber Nana blickte ständig auf die Uhr und flog geradezu durch die Küche. Ich wäre begeisterter gewesen, hätte ich das Gefühl gehabt, die Party zu verdienen. So aber war ich nicht nur aus dem Rennen für den »Vater des Jahres«, sondern mein Rückflug nach Los Angeles war bereits gebucht.

76
    »Sieh mal, wer hier bei der Familie ist! Das musst du sehen! Wo ist meine Kamera?«
    Sampson und Billie kamen mit der dreimonatigen Djakata schon früh. Ich hatte die Kleine zum letzten Mal gleich nach der Geburt gesehen. John hob sie strahlend aus der Tragetasche auf Billies Brust und legte sie in meine Arme. Was für ein Anblick - Sampson mit seinem kleinen Mädchen. Papa Bär, dachte ich. Und Mama und Baby

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