AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
man beobachten, wie die Gegend karger und trockner wird: die Berge, die den Plateaurand im Osten formen, sind nur niedrig und weiter auseinander und ohnehin ist die Westküste eine dürre Region bis hin zu den ur-Wüsten: die Kalahari und der Namib. Der Boden ist bereits hier, weit südlich dieser Gegenden, nur spärlich bewachsen und der Landbau beschränkt sich auf wenigen angepassten Gewächsen und Schafe. Eine Ebene nennt sich etwa Knersvlakte (wie das Knirschen der zahlreichen Kiesel). Nach Piketberg erreich man das passend benannte Citrusdal, wo diese Früchte die Sonne genießen aber auch nur durch kanalisierte Bewässerung aus dem Olifantsrivier überleben können. Übrigens muss Südafrika, zweitgrößter Produzent nach Spanien, neuerdings seine Citrusfrüchte verstärkt nach Asien exportieren, da die Wirtschaftskrise in Europa den Menschen wohl eher Äpfel kaufen lässt…
Die bedeutenden Dörfer sind nun schon jeweils 100 Kilometer auseinander und nach einer solchen Strecke, unterhalb eines riesigen Staudammes, erreicht man Clanwilliam. Der rustikale Ort mit seiner prächtigen Kirche und einer Hauptstraße aus Betonplatten ist ein Zentrum der Rooibostee-Industrie. Rooibos ist Südafrikas Nationalgetränk und wird spätestens seit 2006 auch gerne in Europa getrunken. Darüber, dass man dort Rooibos mit Vanille und Ähnlichem verkuppelt, kann jeder Südafrikaner jedoch nur den Kopf schütteln. Am besten trinkt man es nämlich pur, mit Honig oder etwas Milch. Der Rooibos ist wie der Name sagt, ein Busch der im trocknen Zustand rötlich gefärbten Blätter produziert und ähnelt der klassischen Teepflanze in keinster Weise. Es ist eher eine Art Fynbos . Noch ein bisschen Naturkunde: Fynbos – feiner Busch – besteht aus abertausenden Arten, die hier im Kapland jedes freie Stückchen Natur für sich in Anspruch nehmen. Manche haben tatsächlich seht feine Blätter und Blumen, manche, wie die Proteas, werden große Sträucher und können die wunderschönsten Blüten hervorbringen. Jede Pflanze ist perfekt an sein eigenes kleines Mikroklima angepasst und somit sieht man die gleiche Art oft nur in ganz kleinen Grüppchen und an wenigen Orten. Zusammen – und darauf sind wir Südafrikaner stolz – formen sie das sechste Pflanzenreich und sind ursprünglich nur hier zu finden.
Inmitten von kärglichen Dornbäumen sitze ich, mein Ziel erheblich näher, nun im Namaqualändischen Garies. Von Augustus bis Oktober erblüht das Namaqualand nach günstigem Regen in einem bunten Teppich aus verschiedensten Feldblumen. Außerhalb dieser Zeit verirrt sich hier leider kein Tourist und somit habe ich den Campingplatz heute für mich ganz alleine! Zum Glück gibt es Strom, aber die Beleuchtung ist so platziert, dass ich im Dunkeln sitze. Doch im Dunkeln geschehen oft die schönsten Dinge: ich durfte mein zusammengewürfeltes, wenngleich sehr schmackhaftes Mahl unter klarem Sternenhimmel genießen. Noch ein Vorteil: wo ich gestern zusammengekauert im Auto schreiben musste, kann ich heute weitgehend im Freien an der Ladeklappe auf mein Camping-Hocker sitzen, denn es wird hier nur langsam kühler.
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Meinem Vater, dem Tropenmensch, zog es der Kälte wegen nach 4 Jahren auch wieder in den Nordosten des Subkontinents. Inmitten meines ersten Schuljahres unternahmen wir daher den eigenen großen Trek ins subtropische Laefeld , wo auch der berühmte Kruger Nationalpark liegt. Ein ganz kleines Nest Nähe des Touristenortes Hoedspruit (Üb: Hutbach) sollte unsere neue Heimat werden, während mein Vater wieder als Farm-Manager arbeitete.
Diese Farm namens Fleur-de-Lys war sogar nach damaligen Standards ein wahres Wunder der Vielfalt! Eigentlich sollte es eine Citrusfarm sein und auf einige Hektar hatte man auch Orangen und Grapefruit. Man konnte sich wegen der billigen Arbeitskraft (Apartheid!!) sogar eine eigene Wäscherei und Packanlage dafür leisten. Und auch dies: einige Hektar subtropische Mangos und Litschis! Eine eigene Rinderzucht und Milchkühe! Einen riesigen Gemüsegarten! Und viele Hektar Tabak, getrocknet im eigenen Wärmehaus und höchstpersönlich für die hiesige Zigarettenindustrie verpackt und verschifft. Man kann sich kaum vorstellen, welch ein Reichtum diese Farm für uns Kinder bereithielt. Überall durften wir hineinschauen, -riechen und schmecken und kamen uns vor wie im Paradies.
Es gab auch ein Paar ängstliche Momente: Einmal stand ich an einem Wasserkanal und wurde derart von einer Kobra –
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