Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
Vom Netzwerk:
harten Schwellen, sollte man hier nur im nerven aufreibendem Tempo dreißig entlang schleichen.
    So kam es, dass ich erst spät am Nachmittag, nach immerhin sechshundert Kilometern Fahrt, Kazungula erreichte. Hier treffen sich, bedingt durch die merkwürdige Grenzen Namibias am Caprivi, vier Länder: Botswana, Namibia, Zambia und Zimbabwe. Hinweisschilder in Kazungula, das offenbar nur aus Tankstellen besteht und sehr langen Wartestreifen für LKW am Straßenrand aufweist, zeigen in verschiedenen Richtungen auf drei nah beieinander liegende Grenzübergänge. Dorthin würde ich erst am nächsten Tag fahren. Interessant waren bereits lange vor dem Frontierort die Warnschilder vor Elefanten! Tatsächlich sah ich dann auch eine Herde der Dickhäuter, wie sie ganz gemächlich wie immer, am Straßenrand grasten und durch anhaltenden Touristen kleine Staus verursachten.
    Beim zweiten Versuch ergatterte ich auf einer Campsite, direkt an den breiten Fluss, einen Platz der auch nicht allzu viel kostete. Ein Schild am Eingang des Platzes warnt hier vor Nilpferde und Krokodile, doch der Wachmann behauptete, er würde sie schon verjagen. Auf jeder Campsite hierzulande gibt es übrigens Wachmänner, die der ganzen Nacht lang für Ordnung und Sicherheit sorgen. Ein beruhigendes Gefühl.
     

     
    * * *
    Nach einem Bewerbungsschreiben, bei deren Erhalt man mich am nächsten Morgen um acht Uhr gleich anrief, wurde ich bei meinem Arbeitgeber der – wie sich herausstellen sollte – nächsten fast elf Jahren vorstellig. Die Chefin, Michaela, war schick in Karmesinrot gekleidet, braungebrannt und forsch und mir gleich sympathisch. Ich hatte den Job als Agent im Callcenter, ohne wenn und aber und sie stellte mir vielfältige Aufstiegschancen in Aussicht. Man würde bereits und immer mehr international agieren; die Branche der Internet-Hotelreservierungen boomte und diese familiengeführte GmbH war der absolute Vorreiter. Da ich gerade erst die Lehre zu Ende haben würde, konnte man mir kein allzu großes Gehalt anbieten, doch meine Augen und Arterien weiteten sich vor Freude da ich nun dreimal soviel Geld haben würde als in den vergangenen vier Jahren! Drei Tagen nach Ablauf der Ausbildung fing ich also an, wie ich es nie vorher vermutet hätte, in einem Büro zu arbeiten.
    Das Callcenter war damals noch recht überschaubar, sogar das ganze Firmenhauptquartier war nur auf vier Etagen eines kleinen Wohn- und Geschäftshauses mitten in Köln untergebracht. In zwei der viel Callcenterbüros, die je mit bis zu zehn Agenten belegt waren, konnte man noch rauchen und dies wurde auch ausgiebig getan. Ich merkte rasch, dass man hier hin und wieder auch den Stress besänftigen musste und somit hüllte sich mein Raucherbüro ständig im blauen, fasch undurchsichtigen Dunst. Die Lage des Hauses an einer lauten Hauptverkehrsader ließ es nicht zu, die Fenster allzu lang zu öffnen! Bald sollte das ungesunde Rauchen im Arbeitsbereich jedoch glücklicherweise abgeschafft und uns vor uns selbst geschützt werden.
    Ich wurde innerhalb einer Woche in der nicht allzu komplizierte, jedoch sehr verantwortungsvolle Tätigkeit eingearbeitet und durfte rasch selbstständig die Kunden aller Nationalitäten, ganz vorwiegend jedoch Deutsche, am Telefon bedienen. Ich hatte zuvor keine Ahnung über die Geographie Deutschlands und Europas doch fand, dass ich sehr schnell dazu lernte. Man erwartete schließlich von mir, dass ich mich auskannte und einem nicht beispielsweise ans andere Ufer des Bodensees oder der Kieler Bucht schickte. Von all der Telefoniererei hatte ich nach Feierabend zunächst ein dumpfes Summen in den Ohren, doch immer war ich stolz darauf, wie viel Umsatz ich mit meiner guten Beratung generiert hatte.
    F amiliär war der Umgang mit den Kunden, natürlich je nach sozialem Stand und Nationalität und ohne jemals unhöflich zu sein. Dumme Sprüche am Telefon? Selten. Wie man in den Wald hinein schrie, so schallte es wieder heraus, pflegte Michaela zu sagen. Aber auch: Überlasse den Pferden das Denken, sie haben die größeren Köppe! Michaela saß in einem von deckenhohen Scheiben abgetrennten Raum, zusammen mit drei Teamleitern und ich war zunächst davon überzeugt, dass sie mittels mir verborgenen Technologie alles sehen konnte, was sich auf meinem Bildschirm tat. Entsprechend fleißig, korrekt und zuverlässig arbeitete ich und dies machte sich bereits nach Ablauf der Probezeit mit einer Gehaltserhöhung bemerkbar. Gute Arbeit lohnte sich

Weitere Kostenlose Bücher