AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
damals noch ebenso gut.
“Na mein Junge, wie isset dir? Gut?! Danke immer dem Herrn dafür!” Dem Firmenboss, einem mittsechtziger Patriarchen, gemütlich aber auch hart zugreifend, hatte es mit seinem wegweisenden Konzept von Taxifahrer zum Multimillionär geschafft. Er investierte Unmengen in den Ausbau seines Imperiums, kam sehr oft seine Mitarbeiter am Platz besuchen und, schulterklopfend, mit Rat und Tat beistehen. Markant wie ich war, war ich ihm gleich aufgefallen. Doch machte er keinen Unterschied zwischen schwul, hetero, Männlein oder Weiblein, vom Bildungsstand ganz abgesehen. Er war und ist ein Fels, auf dem die Firma steht, gleich Nelson Mandela liebte ich ihn abgöttisch. Freigiebig war er auch mit kleinen Beträgen, die man mal als Trinkgeld, zum Eis holen für die ganze Mannschaft, als Wechselgeld für sein abendliches Kölsch den man in der Kneipe holen durfte, oder einfach mal zu Weihnachten zugesteckt bekam. Aber wenn die Anzeige-Bildschirme rot leuchteten und vor einer Warteschleife in der Hotline warnten, sollte man sich schleunigst am Telefon anmelden! Und wenn man törichter Weise Geheimnisse des Geschäftes nach Außen preisgab, war man blitzschnell herausgeflogen. Das alles gehört zu einem erfolgreichen Unternehmen nun mal dazu.
“Nun seid doch mal nicht so schüchtern Jungs!” , bemerkte der väterliche Chef einmal mit einem Lächeln, als mein junger Lover im Büro vorbei schaute, um meine Wohnungsschlüssel abzuholen. Zwei Monate des himmlischen Glücks waren mir beschert, als ich den Teenager Mario aus dem Erftkreis meinem Freund nennen durfte. Neu in der Szene, lernte ich ihn beim Sonnen im Park kennen und es entbrannte bald eine ungeahnte Leidenschaft. Er hätte einfach alles von mir verlangen können und tat es fast auch. Oft kam er mich, noch in meinem Studentenzimmer mit von der Decke abgehängtem Doppel-Hochbett besuchen, sogar mit seinem Golden Retriever oder seinen Freunden vom Land.
Abends gingen wir dann meist das Clique unsicher machen – vor lauter Geknutsche bemerkten wir indes nicht viel vom übrigen Geschehen. Er war in seinem zarten Alter der beste Küsser, der mir je begegnet war! Vom übrigen Sex ganz zu schweigen. Unersättlich und hemmungslos. Gefährlich.
Tommys Memoires 2001
I am what I am
Köln-Lindenthal
05. Juli 2001
Heute war ich zum vierten Mal beim neuen Job im Callcenter und es läuft schon immer besser. Die Belegschaft besteht zum größten Teil aus sehr nette Mädels, hier und dort tummelt sich auch einen netten Kerl. Ich tue mich zwar schwer, manch einen Vorgang zu verstehen, aber früher oder später werde ich es wohl packen.
Anyway, meine letzten drei freien Tage waren die schönsten bisher in diesem Sommer. Am Freitag (nachdem ich meinen ersten goldenen Backenzahn erhielt) fuhr ich umgehend zu Ralf nach Düsseldorf. Es war einfach klasse, diesen Schönling wieder zu sehen. Der Sex war auf seinem Bett dann auch sehr viel bequemer und genauso oder noch geiler als eine Woche zuvor. Es stellte sich bald heraus, dass Ralf lieber aktiv ist, doch das macht mir natürlich nichts aus…
Obwohl ich kein Geld vom Ralf haben wollte, gab er mir DM 160,- um mir eine Levi’s 501 zu kaufen, was ich dann auch nahe der Kö tat. Ich lernte auch die Porno-Klitsche, in dem Ralf arbeitet, ein wenig besser kennen. Nun ja. Mit neuen Jeans bekleidet ging ich dann zu Mel und ihren Anstehenden, mit denen ich gesellig zwei Flaschen Rotwein leerte. Ich übernachtete kuschelig und warm bei meinen (mittlerweile) Schatz Ralf. Nachdem wir uns Samstagmorgen abermals heiß geliebt hatten, ging ich voller Erwartung zur Hochzeit von M&P. Während der (ökonomischen) kirchlichen Trauung übernahm unter Anderem ich das Vortragen der Fürbitten. Nach etwas Lampenfieber bekam ich es doch ganz gut hin.
Der Brautwagen war eine graue Ente und wir fuhren im Konvoi zum alten Wasserwerk. Dort angekommen begrüßten uns die wunderschönsten Saxophon-Melodien und das Brautpaar wurde von zarten Rosenblättern berieselt. Auf der Feier stimmte einfach alles: Klassisch dekorierte Tische zwischen hundertjährige Industrie-Dinosaurier. Ich saß am holländischen Tisch und hatte beim vielen Rotwein eine Menge Spaß. Auf der Tanzfläche zeigte ich mich später auch dementsprechend.
Am Sonntagmorgen brachte ich meine Tante zum Bahnhof und verbrachte den Rest des sonnigen Tages mit meinen süßen Ralf. Wir gingen in einem gemütlichen Restaurant schlemmen und spazierten
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