AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
heraus, der in Deutschland aufgewachsen war. Er arbeitet in einem mir bereits flüchtig bekannten Sex-Shop im Düsseldorfer Bahnhofsviertel. Er war wunderschön und natürlich und witzig, sein Lächeln steckte mich an und in seinen hellblauen Augen versank ich. Wir gingen zum Rhein und kuschelten dort auf der Wiese. Später kam er zu mir und lernte mein berüchtigtes Hochbett kennen. Die Lust zwischen uns war unbeschreiblich. Die Stunden vergingen wie im Flug während wir uns liebten und liebkosten.
Er schlief bei mir und seinen Körper und seine Gegenwart waren wärmend heiß wie die afrikanische Sonne. Am Morgen erwachten wir zu früh, verließen mein Zimmer aber zu spät. Ich lief den ganzen Tag lang endlich wieder mit einem breiten Grinsen umher.
Er rief mich seitdem bereits zwei Mal an und vor der Hochzeit meiner Cousine werde ich ihn besuchen (praktisch – in derselben Stadt!). Ich freue mich wie ein Kind – gesucht und gefunden? Wir werden’s sehen.
[Beim Abtippen dieser geistigen Ergüsse, über elf Jahre später, erkannte ich mich darin nur bedingt wieder. Welch egoistisches Arschloch war ich zeitweise! Und wie selektiv ist die Erinnerung – mache der Geschehnisse, Begegnungen und Personen hatte ich nach dem Aufschreiben schlicht vergessen, zu manch Anderen hätte ich noch Einiges hinzufügen können! Peinlich berührt war ich ohnehin und musste einigen Stellen radikal zensieren…]
When I lost my grip
And I hit the floor
I thought I could leave
But I couldn’t get out the door
I was so sick and tired
Of livin’ a lie
I was wishin’ that i would die
It’s amazing
With the blink of an eye
I finally saw the light
I t’s amazing
W hen the moment arrives
Y ou know you’ll be alright
It ’s amazing
A nd I’m saying a prayer
F or the desperate hearts tonight
-Kazungula-
Der Delta des Okavango war in dieser Jahreszeit fast optimal mit Wasser gefüllt – Nahezu klares Wasser, das vor rund sechs Monaten in einer guten Regenzeit im Hochland Angolas fiel und so lange brauchte, bis es Maun und Umgebung erreichte. Die Gegend hier war zwar recht trocken, doch das Delta formte eine unvorstellbar riesige, äußerst grüne Oase inmitten dieser dürren Savannenlandschaft. Ich hatte mir einen Tag reisefrei gegönnt und beschloss, es möglichst angenehm zu nutzen: für mich hieß das Bewegung! Ich hatte lange genug nur im Auto gesessen.
Ich entstaubte mein Fahrrad und schrau bte einen neuen, ergonomischen Sattel dran, den ich zu einem vergleichsweise sehr guten Preis in Swakobmund ergattert hatte. Auf dem Fahrrad kann man einen Ort um so viel besser kennen lernen: es zwingt einem gerade dazu, sich umzuschauen und hin und wieder inne zu halten. Mir war indes bis dahin auch nicht klar, dass meine Lodge gute zehn Kilometer vom Kern Mauns entfernt war, doch mit Rückenwind kam ich recht flott ans Ziel. Dort schaute ich mich ausgiebig um, doch konnte in dem staubigen Streifen Zivilisation nicht viel mehr als am Vortag erkennen. Die Bank konnte an einem Samstag kein Geld wechseln! Daher fand ich mich in einer Wechselstube wieder, wo ich eine geringe Summe Botswanische Pulas für mein in Namibia zu viel abgehobenes Geld bekam. Es reichte, um einiges einzukaufen und für meine Nachmittagsbeschäftigung zu zahlen.
“You buy one 2l juice you get one free – for mahalahala!! Here you get value for your money, wena!!” ein Promoter im Supermarkt direkt am Busbahnhof mitten in Maun versuchte, mit allem Mitteln den ansonsten zu teuren Saft los zu werden. Allgemeines Schmunzeln, ob seiner sich ewig wiederholenden Mantra. Immerhin, man konnte dort gut und günstig seine Lebensmittel bekommen und ich kaufte, was ich mir am Fahrradlenker hängen konnte. In der Touristenstadt fiel auf, wie auch schon in Rundu, Namibia, dass man in dieser Gegend im Allgemeinen Englisch spricht – auch die verschiedenen Völker untereinander. Merke: kein Afrikaans, wie im südlichen bis mittleren Namibia. Meine Rückfahrt, die ich etwas hastig antrat aufgrund eines Termins (typisch deutsch oder?) war eine kleine Herausforderung: einen steifen Gegenwind blies mir den Staub und die Abgase ins Gesicht und hinderte mein Vorankommen erheblich. Nun nahm ich die einzelnen Ämter, Hotels, Läden und so weiter erst richtig wahr, denn ich sehnte mich nach meiner Abfahrt und einen Ausweg aus der steifen Brise. Um kurz nach zwölf schaffte ich es dann endlich ins Camp, doch mit afrikanischer Gelassenheit nahm
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