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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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Status in der Firma über die leicht indiskreten schwulen Kollegen hinauswuchs, war ich schon wieder in Südafrika und verpasste eine sicherlich sehr interessante Zeit. Bis zur Chefin ging das Gerücht – Michaela winkte jedoch nach Hörensagen damit ab, dass man mich deshalb schon nicht anders behandeln, oder gar entlassen konnte und als ich zurückkam war der Spuk bereits vorüber.
    Diesmal verbrachte ich den Urlaub mit meinem damals zweiundsiebzig Jährigen Onkel, der mir das Geld für die Reise vorstreckte. Wir besuchten zusammen Kapstadt, fuhren an den Cape Point und in die Weinbaugebiete und wohnten in einem schnuckeligen viktorianischen Gästehaus nahe der Innenstadt. Erste Irritationen kamen auf, als mein Onkel, der strikt in seinem Tagesablauf und sonstigen Gepflogenheiten war, es vorzog, einem Handtuch statt Sonnencreme und schicke Lederschuhe statt vernünftigen Tretern beim Wandern auf dem Lions Head -Berg zu tragen. Mein Fahrstil wurde auch dauernd kritisiert, doch irgendwie spielte ich gern den Reiseführer und brachte es fertig, vom Kap der guten Hoffnung über Bloubergstrand, Kirstenbosch und Franschhoek, ihn die besten Plätze dieser reizvollen Region zu zeigen. Zuhause bei den Eltern in Jeffries Baai (auch gern einfach Jbay genannt), kriselte es dann jedoch bald gehörig zwischen meinem Onkel, meinem Vater und mir. Wir waren alle aus dem gleichen sturen Holz geschnitzt und drei von uns in einem Raum waren definitiv zu viel. Ich drohte an einem Punkt sogar, nie wieder heim zu kommen doch bereute es bald, denn ich musste einfach wenigstens einmal jährlich meine Dosis Südafrika abbekommen!
    In Köln angekommen, hatte sich Micha eine neue Liebschaft errungen und zeigte sich mir gegenüber reumütig aber bestimmt. Es sollte noch acht Monate dauern, bis ich schließlich auszog, doch ich erkannte, dass er seinen Freiraum brauchte und ließ ihn gewähren. Ich nahm mir kurz darauf auch einen Lover, der zu mir kam wenn Micha nicht da war. Damit war unsere Beziehung nach fast fünf Jahren zu Ende. Dennoch zusammen zu leben und oft im gleichen Bett zu schlafen und vom gleichen Geschirr zu essen war nicht einfach, doch ich hatte Schulden und konnte nicht hinaus aus dem gemeinsamen Heim. Es machte mich im wahrsten Sinne des Wortes krank – ich kam mir ausgebrannt vor (hatte mich im Urlaub ja auch nicht erholt), hatte mal eine Lymphknoten-, dann eine Mandelentzündung, wofür ich Antibiotika bekam und davon Wochen lang Durchfall mit allen Begleiterscheinungen. Wie das eben manchmal so läuft, wenn man nicht obenauf ist. Ein Teufelskreis!
    Langsam, während des Rests des Jahres, bekam Micha seine Finanzen auf der Reihe und half mir mit großen Zuschüssen, dasselbe zu tun. Als der Winter kam und ich immer noch täglich über die zügigen Rheinbrücken zur Arbeit fahren musste, beschloss ich mich aufzuraffen und auszuziehen. Nicht minder als mitten in die Innenstadt sollte es gehen! Ich wollte am Geschehen und unweit der Arbeit sein und keine Sekunde mit Pendeln verbringen. Wenn das andere Leute fertig brachten, konnte ich es auch. Selbstständig und frei wollte ich sein, in meiner ganz eigenen Bude und vorerst lange Zeit keine Beziehung mehr eingehen. Würde ich, pingelig wie ich war, einen Haushalt alleine stemmen können? Ich würde es sehen und wollte es unbedingt versuchen.
     
     
    Sometimes I feel I ’m gonna break down and cry (so lonely)
    Nowhere to go nothing to do with my time
    I get lonely so lonely living on my own
    Sometimes I feel I’m always walking too fast
    And everything is coming down on me down on me
    I go crazy so crazy living on my own
     
    -Nova Mambone-
    Ab Beira wollte ich in südlicher Richtung fahren, doch wieder waren die Nebenstraßen, die ich hätte nehmen können, nicht dort zu finden wo sie laut Karte hätten sein sollen. Also musste ich zähneknirschend den von Gefahren beladenen Weg nach Inchope wieder einmal zurücklegen. Diesmal wusste ich, worauf ich mich einließ, daher war es nicht allzu schlimm. Ab Inchope ging es dann südwärts über eine wohltuend gute, auf Beton gebaute und glatt geteerte Straße! Eine schöne, bewaldete und hügelige Gegend, in regelmäßigen Abständen von kleinen Dörfchen und größeren Ortschaften gespickt. Nirgendwo war jedoch ein Geldautomat, eine Tankstelle oder einen Supermarkt zu sehen. Ich hatte morgens noch nichts gegessen und suchte verzweifelt einen Rastplatz, wo ich kurz ungestört sein könnte, doch Fehlanzeige. Alle paar hundert

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