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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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ans Mittelmeer und hatte von einem bekannten, der zufällig Reisefachmann war, den Tipp bekommen, gerade als Single nach Barcelona zu fliegen. Gesagt, getan: Mit einem Billigflieger ließ sich prima von Köln-Bonn nach El Prat del Llobregat reisen, mit dem Bus ging es in die Stadt und durch das bereits erwähnte schwule Internetportal war ich auch schon an einem privaten Bed and Breakfast gekommen – dort ließ es sich gemütlich wohnen und man bekam die Besonderheiten der Stadt und Szene noch dazu erklärt. Barcelona – über die Wunder dieser extrem großartigen Stadt könnte ich ein separates Buch schreiben. Bei bis zu dreiunddreißig Grad im Schatten erkundete ich in zwei Wochen jeden Winkel, von den Bauten Gaudis bis zu den modernen Hochhäusern, von den Shoppingmeilen der Rambles und der Passeig de Gràcia zu den aufgeschütteten Stränden, unter denen sich auch FKK-Abschnitte befanden. Von einfachen Arbeiterviertel über der urigen, verwinkelten Altstadt bis in den geradlinigen und hippen Szeneviertel Eixample (auch hin und wieder Gayxample genannt…).
    Ich war blondiert, braun gebrannt, locker drauf, willig: Ich hatte nie so viele Bekanntschaften, die meist sehr gutem Sex beinhalteten, als währen diesen Urlaubs. Ob am Nacktstrand, in einer Bar, auf Montjuic, dem Hügel am Olympiapark oder in den Saunen Gayxamples: Die Körpersprache der Katalonier war einfach und unmissverständlich, mir wurde ständig Guapo!, sogar Guapissimo! nachgerufen und ich brauchte nur wenig Castillán, geschweige denn das mir unverständliche Catalán, um mit den Herrschaften (bestenfalls) ins Bett zu landen. Erholt und mit Unmengen Fotos im Gepäck kam ich heim und setzte mein Singledasein frohen Mutes fort.
    Zu meinem Geburtstag, den ich fast nie feiere sondern gerne wegfahre, konnte ich mir diesmal keine Reise nach Paris mehr leisten und daher musste es Berlin tun. Inmitten meiner letzte, kurze Periode als Single verbrachte ich bereits zwei herrlich sommerliche, selbstgönnerische Wochen dort. Während eine Großtante Bett und Essen für ein wenig handwerkliche Leistung bereitstellte, erkundete ich Stadt, Umgebung und Szene per Fahrrad und U-Bahn und kehrte mit vielerlei Telefonnummern und eine neu entwickelte Liebe für unsere Hauptstadt heim.
    In einem günstig ergatterten Einzelzimmer in einer Jugendherberge an der Spree kam ich diesmal unter und verbrachte den Mitternacht zu meinem Dreißigsten unter dem Zeltdach des Sony-Centers am Potsdamer Platz. Dazu eine Erklärung: für viele Schwule, die am liebsten immer jung bleiben möchten, stellt dieser Geburtstag eine magische und mit Unsicherheit beladene Grenze dar. Auch ich war von negativen Gedanken geplagt und so wollte ich, dreißig und Single, für mich alleine sein. Erst im Nachhinein erkannte ich, dass es sich viel entspannter leben lässt wenn man erst einmal die unruhigen Zwanzigern hinter sich gelassen hatte. Mit fast fünfunddreißig, als ich diese Zeilen schrieb, war ich entspannter denn je.
    Am nächsten Tag lernte ich in einem Park zufällig einen hübschen, groß gewachsenen Achtzehnjährigen kennen, der ohne Umschweife gleich mit auf mein Hostelzimmer kam und vier äußerst sexbeladenen Tagen mit mir verbrachte. Er zeigte mir dazu seine Stadt, wir aßen zusammen in Shawarma-Buden und mussten nicht einmal für sein zusätzliches Frühstück in der quirligen Herberge zahlen. Wir fuhren ganz oben vorn in der Buslinie 100 dem Ku’Damm entlang, gingen Hand im Hand am Scharmützelsee spazieren und saßen lange auf den Treppen am Gendarmenmarkt. Ich empfand es als sehr gutem Start in meinem nächsten Lebensabschnitt und war nur leicht irritiert, als ich daheim ankam und er mir per SMS eröffnete, dass er gerne zu mir nach Köln ziehen wollte aber eigentlich einen Stricherjungen sei. Immerhin hatte ich nichts zahlen müssen, aber da er mir vorher etwas ganz anderes aufgetischt hatte und ich Lügen nun mal verabscheute, brach ich die kurze Beziehung ganz schnell ab und verbuchte sie unter: live and learn!
    Um ein wenig mehr unter Leuten zu gehen und mein geringes Gesangstalent etwas zu fördern, ging ich seit Monaten regelmäßig an einem Wochenabend pro Woche ins Clique, um dort Karaoke zu singen. Der junge, sehr gut aussehende und umgängliche DJ wurde mir ein besonders guter Freund, mit dem ich auch einmal auf ein Konzert und gemeinsam ins Hallenbad ging. Er ging oft bei mir zum Essen ein und aus und wir gaben auf der Karaokebühne oft schrille Duette zum Besten.

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