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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
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nahezu unpassierbar zu machen.
    Hier galt keine Regel mehr. Kreuz und quer, mittendurch im ersten Gang, Slalom drum herum oder außen herum fuhr man, wo es eben am besten und scheinbar sichersten passte. Man musste schon sehr um seine Reifen fürchten, wenn es mal wieder nicht anders als mittendurch ging – viele der Furchen lagen quer über die gesamte Straßenfläche. Hier und dort hatte man Löcher und Furchen aufgefüllt, oft behelfsmäßig, manchmal waren ganze Abschnitte auch bereits entfernt worden und warteten inmitten des unaufhaltsamen Verkehrs auf eine neue Asphaltschicht. Das Vorankommen war äußerst langsam, mühsam und staubig. Straßenbauarbeiter schauten zu – eher verzweifelt als belustigt. Sechzig Kilometer, bis zu dem kleinen Ort Tica, ging das so weiter und der Nachmittag wurde zum Abend während die Nerven blank lagen.
    Neben der dicht bevölkerten Hauptrouten zeigte Mittelmozambique nun auch sein wahres Gesicht: Orte bestanden oft nur aus einer Ansammlung einräumiger Bauten auf beiden Seiten der Straße, je mit einer wackligen Veranda und meist aus Lehm und ungestrichen – bis auf einigen ordentlichen, rot angestrichenen Hütten, jeweils mit dem Logo einer weltweit bekannten Mobilfunkfirma versehen. Am modernsten und eindrucksvollsten an vielen Orten waren die sehr hohen Mobilfunkmasten, die rot-weiß über die einfachen Behausungen heraus ragten.
     

     
    Menschen standen oft in Scharen in größeren Orten herum, warteten auf Bussen die fast nirgends zu sehen waren, kauften in sehr krümeligen Märkten ein oder boten alles Feil, was das Land hervor brachte: vor allem Holzkohle in Säcken, Bündel Heu, Stapel Holz, Orangen, Zuckerrohr, Ananas, Fische, Krebse und Cashewnüsse, von Kindern in Plastiktütchen verkauft. An einigen Stellen wurden sogar Backsteine neben der Straße angeboten. Hier sah ich, an einem Wochentag, keine Kinder in Schuluniformen und die ausgeschilderten Schulen waren die Ausnahme. Außer LKW und 4x4-Behördenwagen waren nur wenige Privatfahrzeuge unterwegs. Man fuhr jedoch oft Rad und dieser war meist schwer mit allen möglichen Gütern beladen, sogar mit bis zu vier Meter langen Zuckerrohr-Stücken. Anders als in den anderen Ländern die ich besuchte, wollte mich hier niemand um eine Mitfahrgelegenheit beten – man wollte offenbar nur selten eine weitere Reise unternehmen, als bis zum nächsten Dorf.
    Als sich die Landschaft abflachte in der Nähe der Hafenstadt, war die Straße auch wieder einigermaßen befahrbar. Die Landschaft zeigte sich nun subtropisch bis tropisch mit vielen Bananenstauden, Palmen, Zuckerrohr, Papayabäume und Mangobäume groß wie Eichen.  Dazwischen hohes Gras, viele Ansammlungen von Hütten und weit ausgestreckten Sümpfen neben den großen Fluss. Ich suchte vergebens eine Nebenstraße, die mich vorbei an der sicherlich sehr geschäftigen Stadt, in ein Küstenörtchen namens Rio Savane führen sollte. Doch Fehlanzeige. Nebenstraßen waren hier auch oft einfach nicht ausgeschildert. Immer suchend, erreichte ich endlich kurz nach Sonnuntergang doch die Stadt Beira und war von der Unordnung auf dessen Straßen doch überrascht. Tausenden von Marktständen waren überall fast wahllos aufgebaut und wurden von abertausenden Menschen besucht. Der Verkehr, nun geprägt von vielen Taxibussen, schlängelte sich chaotisch vorwärts, Kilometer um Kilometer weiter hinein in die weitläufige Metropole.
    Eine Straße sollte auch aus dem Zentrum Beiras nach Rio Savane führen, doch obwohl ich die richtige Richtung einschlug, konnte ich sie nicht finden. Der Motor meines bakkies protestierte schon ob des Missbrauchs – er heulte zwischen Gängen immer wieder launisch aber rhythmisch auf und ich befürchtete längst einen Totalausfall oder unliebsame Begegnung mit der Polizei. Ich landete irgendwann wieder auf der Einfallstraße, fuhr sie noch einmal hinauf und hinab um die Nebenstraße zu suchen und landete schließlich auf einer Sandpiste, die mich nur immer und immer tiefer inmitten einfachster, von Hecken begrenzten  Behausungen führte. Menschen starrten meinem Auto und mich ungläubig an während wir holpernd dahin rollten. Irgendwann war der Weg dann, mitten im Sumpf, zu Ende.
    Auf einem trocknen Platz beschloss ich, für die Nacht zu zelten denn nun war es bereits stickdunkel. Zuerst war es angenehm warm, doch bald setzte einen Nebel ein, der bis zum Morgen dann alles gut benetzt hatte. Wenigstens war es ruhig – keiner kam mich belästigen. Am

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