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Axis

Axis

Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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gehörst zu uns allen. Und Mrs. Rebka sagte: Wir sind alle deine Eltern – obwohl es immer Mrs. Rebka war, die ihn zu Bett brachte, die sich darum kümmerte, dass er etwas zu essen bekam und sich regelmäßig wusch. Es stimmte, dass jeder in der Gemeinschaft dazu beitrug, ihn aufzuziehen, aber er hatte Dr. Dvali und Mrs. Rebka vor Augen, wenn er sich vorstellte, wie es wohl sein mochte, einen bestimmten Vater, eine bestimmte Mutter zu haben.
    War das der Grund, warum er sich so anders fühlte, so distanziert von den Menschen um sich herum? Ja, aber nicht nur. Auch seine Gedanken waren anders als die der anderen Leute. Und wenn es auch viele gab, die sich um ihn kümmerten, so hatte er doch keine Freunde. Außer vielleicht Sulean Moi.
    Er versuchte zu schlafen, aber es gelang ihm nicht. Es war keine gewöhnliche Ruhelosigkeit, eher wie ein Appetit auf nichts Bestimmtes, und nachdem er lange Zeit dagelegen und dem Klappern und Flüstern des Windes gelauscht hatte, zog er sich an und verließ das Zimmer.
    Mitternacht war schon vorbei. Im Gebäude war alles ruhig, die Flure und Holztreppen hallten vom Geräusch seiner Schritte wider. Vermutlich war niemand mehr wach außer Dr. Taira, der Historikerin, die nachts (wie er sie hatte sagen hören) besser lesen konnte als zu jeder anderen Zeit. Dr. Taira war eine blasse, magere Frau, die am liebsten allein war, und sie bemerkte Isaac nicht, als er an ihrer Tür vorbeischlurfte. So trat er vom unteren Gemeinschaftsraum aus unbeobachtet auf den Hof.
    Der kleine Mond hing über den Bergen im Osten und warf ein diffuses Licht in die staubdurchsetzte Dunkelheit. Isaac konnte genug sehen, um ein bisschen herumzugehen, jedenfalls wenn er vorsichtig war, aber er kannte die Umgebung so genau, dass er sich auch blind zurechtgefunden hätte. Seine Schuhe knirschten auf dem verwehten Splitt. Er öffnete das quietschende Zauntor und wandte sich nach Westen, ließ sich von seinen Gefühlen führen, gestattete dem Wind, seine Zweifel wegzublasen.
    Es gab hier keine Wege, nur steinige Wüste und eine Reihe flacher, gewundener Hügelkämme. Der Mond richtete seinen Schatten wie einen Pfeil auf einen Punkt vor ihm. Doch auch so ging er schon in diese Richtung: Er fühlte, dass es die richtige war, so, als hätte er ein kniffliges mathematisches Problem gelöst. Er drängte den Lärm seiner Gedanken beiseite, um sich ganz auf die Geräusche zu konzentrieren, die aus der Dunkelheit kamen: seine Füße auf dem Sandpapierkiesboden, der Wind, die Laute kleiner Nachtgeschöpfe, die in der zerfurchten Landschaft nach Nahrung suchten. Er bewegte sich in einem Zustand seliger Leere.
    Lange ging er so dahin. Er hätte nicht sagen können, wie lange oder wie weit er gelaufen war, als er schließlich zu der Rose kam – und aus seiner Träumerei erwachte.
    War er geschlafwandelt? Der Mond, der noch über den Bergen gestanden hatte, als er von zu Hause losgegangen war, beleuchtete jetzt den flachen Horizont im Westen. Obwohl die Nacht recht kühl war, war ihm heiß und er fühlte sich erschöpft.
    Er wandte sich vom Mond ab und wieder der Rose zu, die zu seinen Füßen aus dem Wüstensand wuchs.
    »Rose« war sein Wort, das, was ihm einfiel, wenn er den dicken, im trockenen Boden verwurzelten Stängel und den glasigen purpurroten Wulst betrachtete, den man im Mondschein für eine Blumenblüte halten konnte.
    Aber natürlich war es keine Blume. Blumen wuchsen nicht isoliert in trockenen Wüstengegenden, und ihre Blütenblätter waren nicht aus einem Stoff gemacht, der wie roter Kristall aussah.
    »Hallo«, sagte Isaac. Seine Stimme klang etwas kläglich in der Dunkelheit. »Was machst du denn hier?«
    Die Rose, die sich nach Westen geneigt hatte, drehte sich zu ihm um. Da war ein Auge in der Mitte der Blüte, ein kleines Auge, schwarz wie ein Obsidian, und es betrachtete ihn mit kühlem Blick.
     
    Es war, kaum überraschend – Isaac war jedenfalls nicht überrascht –, Sulean Moi, die ihn schließlich fand.
    Ein stiller, heißer Morgen war angebrochen, und er saß auf der Erde, als wäre die Wüste eine große runde Schüssel, in die er hineingerutscht war. Er hielt den Kopf in den Händen und stützte die Ellbogen auf die Knie. Er hörte ihre schlurfenden Schritte, aber blickte nicht auf. Es war nicht nötig. Er hatte gehofft, dass sie nach ihm suchen würde.
    »Isaac«, sagte sie mit trockener, aber sanfter Stimme.
    Er antwortete nicht.
    »Sie machen sich Sorgen um dich.«
    »Tut mir leid.«
    Sie

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