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Axis

Axis

Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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besitzen.«
    »Denkst du, dass Brian etwas davon weiß?«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Hört sich so an, als wäre er in der Hackordnung ziemlich weit unten angesiedelt.«
    »Das Büro für Genomische Sicherheit im Konsulat ist mehr oder weniger ein Witz, verglichen mit dem, was sie zu Hause machen. Sie lassen ihre Gesichtserkennungsprogramme an den Häfen laufen und stellen hin und wieder einen Haftbefehl für einen Hundekloner oder einen Schwarzmarktgenhändler aus, aber das war’s dann auch schon. Bisher jedenfalls.« Lise dachte kurz nach, dann sagte sie: »Er hat mir geraten, nach Hause zu fahren. Zurück in die Staaten.«
    »Vielleicht hat er recht.«
    »Du meinst, ich soll abreisen?«
    »Wenn du um deine Sicherheit besorgt bist. Und vermutlich solltest du das sein.«
    Sie drückte den Rücken durch. »Natürlich liegt mir meine Sicherheit am Herzen. Aber andere Dinge liegen mir auch am Herzen. Ich bin ja nicht ohne Grund hier.«
    »Diese Leute meinen es offensichtlich ernst. Sie sind dir gefolgt, und es steht zu vermuten, dass es dieselben sind, die Tomas gekidnappt haben.«
    »Und sie interessieren sich für die Frau auf dem Foto. Sulean Moi.«
    »Könnte also sein, dass sie denken, du hättest etwas mit der Sache zu tun. Das ist die Gefahr. Das wollte Brian dir vermitteln.«
    »Ich habe etwas damit zu tun.«
    Turk hielt es für das Beste, sie nicht weiter zu drängen, zumindest nicht heute Abend. »Also gut, vielleicht musst du nicht unbedingt abreisen. Vielleicht reicht es, wenn du dich für eine Weile zurückhältst.«
    »Wenn ich mich zurückhalte, kann ich meine Arbeit nicht machen.«
    »Wenn du damit meinst, dass du mit Leuten, die deinen Vater kannten, sprechen und Fragen über Vierte stellen willst – nein, das kannst du, aus offensichtlichen Gründen, nicht tun. Aber es ist nichts Unehrenhaftes daran, sich still zu verhalten, bis wir genauer wissen, was hier los ist.«
    »Ist es das, was du tun würdest?«
    Nein, dachte Turk. Ich würde meinen Koffer packen und mit dem nächsten Bus verschwinden. Das hatte er immer so gehalten, wenn er sich bedroht gefühlt hatte. Aber es war sinnlos, so etwas jetzt zu ihr zu sagen.
    War das, fragte er sich, vielleicht der Grund, warum ihr Vater verschwunden war? War ihm die Viertheit wie eine Fluchtmöglichkeit erschienen, ein Ausweg aus irgendeiner geheimen Schuld, die er nicht länger ertragen konnte? Vielleicht hatte er das Angebot der künstlichen Langlebigkeit aber auch gar nicht wahrgenommen. Vielleicht war er einfach so abgehauen. Das kam vor.
    Turk zuckte mit den Achseln.
    Lise sah ihn mit traurigem, intensivem Blick an. »Du denkst also, dass Brian recht hat und ich in die Staaten zurückkehren sollte.«
    »Es tut mir um jede Minute leid, die wir nicht zusammen sind. Aber die Vorstellung, dass dir etwas passieren könnte, ist mir unerträglich.«
    Zwei weitere Paare waren gerade hereingekommen – vermutlich Touristen, aber wer konnte das schon sagen? Jedenfalls waren sie nicht mehr ungestört. Lise langte über den Tisch und berührte Turks Hand. »Gehen wir ein bisschen spazieren.«
     
    Alles, was wir voneinander wissen, dachte er, beruht auf einer Handvoll von Geschichten, groben Skizzen: die Kurzversion von allem. Bisher schienen sie nicht mehr gebraucht zu haben – ihre besten Gespräche waren wortlos verlaufen. Doch nun reichte das nicht mehr.
    »Wo parkst du?«, fragte sie.
    »Auf dem Platz um die Ecke.«
    »Ich auch. Aber ich weiß nicht, ob ich mein Auto noch benutzen soll. Vielleicht haben sie mir ein Ortungsgerät angehängt.«
    »Wahrscheinlicher ist, dass sie meines präpariert haben. Falls sie mir heute Morgen gefolgt sind, habe ich sie direkt zu Tomas geführt.« Und Tomas, ein alter Mann, der in den Fiats von der Hand in den Mund lebte, wäre leichte Beute für sie. Ein schneller Bluttest, unter Zwang vorgenommen, würde ergeben, dass er ein Vierter war. Und dann konnte wer weiß was geschehen.
    »Aber warum würden sie so etwas tun? Warum ihn kidnappen?«
    »Um ihn zu verhören. Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Sie glauben also, dass er etwas weiß.«
    »Wenn sie’s ernst meinen, dann haben sie ihm einen Hämoglobintest verpasst, bevor sie noch aus der Tür waren.«
    »Nein. Die Genomische Sicherheit – wenn sie es ist, die dafür verantwortlich ist – arbeitet nicht so. Selbst für sie gibt es gewisse Grenzen. Man kann nicht einfach ohne Grund Leute verschleppen und sie verhören.«
    »Nun, ich

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