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Axis

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Titel: Axis Kostenlos Bücher Online Lesen
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dem Arundji-Airfield starteten oder landeten. Es waren Propellermaschinen, Buschflugzeuge – für Größeres waren die Rollpisten des Arundji nicht lang genug. Die Flugzeuge, die hier aufstiegen, waren entweder das Hobby von Reichen oder der Broterwerb von Ärmeren. Wenn man einen Hangar mieten, sich als Tourist einer Exkursion auf die Gletscherpässe anschließen oder eilig nach Bone Creek oder Kubelick’s Grave gelangen wollte, kam man zum Arundji-Flugplatz. Und wenn man schlau war, wandte man sich in solchen Fällen an Turk Findley, der ermäßigte Charterflüge anbot.
    Lise war schon einmal mit Turk geflogen. Aber jetzt war sie nicht hier, um einen Piloten zu engagieren. Turks Name war im Zusammenhang mit dem Foto aufgetaucht, das sie im Handschuhfach ihres Wagens in einem braunem Umschlag aufbewahrte.
    Sie parkte auf dem Schotterplatz vor dem Flughafen, stieg aus dem Wagen und hielt kurz inne, um den in der Nachmittagshitze summenden Insekten zu lauschen. Dann trat sie durch die Tür auf der Rückseite des überdimensionalen Blechdachschuppens, der als Abfertigungshalle diente. Turks Charterbetrieb war hinten in einer Ecke angesiedelt, im Einvernehmen mit Paul Arundji, dem Eigentümer des Flugplatzes, der dafür einen Anteil von Turks Einnahmen beanspruchte. Turk hatte ihr das einmal erzählt, damals, als sie viel Zeit zum Reden hatten.
    Es gab keine Sicherheitsschleuse, die zu durchqueren war. Turk Findleys Büro war eine am nördlichen Ende des Gebäudes aufgestellte Kabine, und anstatt zu klopfen, spazierte sie einfach hinein und räusperte sich. Turk saß am Schreibtisch und füllte irgendwelche offiziellen Formulare aus – Lise konnte das blaue Logo der von der UN eingesetzten Provisorischen Regierung oben auf der Seite erkennen. Nachdem er eine letzte Unterschrift auf das Papier gesetzt hatte, sah er auf. »Lise!« Sein Grinsen war entwaffnend. Und ganz und gar echt. Keine Vorwürfe, kein Warum-hast-du-nicht- zurückgerufen.
    »Äh, bist du gerade beschäftigt?«, erwiderte sie.
    »Seh ich so aus?«
    »Na ja, es sieht jedenfalls so aus, als hättest du zu tun.« Sie war sich ziemlich sicher, dass er alle nicht unbedingt lebenswichtigen Angelegenheiten hintanstellen würde, um sich ihr widmen zu können – eine Möglichkeit, die sie ihm lange Zeit nicht mehr gewährt hatte. Er kam um den Schreibtisch herum und umarmte sie. Sanft, herzlich. Ihn so von Nahem zu spüren, seinen Geruch einzuatmen, machte sie etwas nervös. Turk war fünfunddreißig, acht Jahre älter als Lise und ungefähr einen Kopf größer. Sie versuchte, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.
    »Bloß Papierkram«, sagte er. »Gib mir einen Grand, ihn beiseite zu legen. Bitte.«
    »Na ja…«
    »Dann sag mir wenigstens, ob du geschäftlich oder zum Vergnügen hier bist.«
    »Geschäftlich.«
    Er nickte. »Okay. Alles klar. Nenn mir dein Reiseziel.«
    »Nein, ich meine – ich bin in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs, die mich betreffen, aber ich will keinen Flug buchen. Es gibt da etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte. Vielleicht beim Abendessen? Meine Einladung?«
    »Ich gehe gerne mit dir essen. Aber ich lade dich ein. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, wie ich dir bei deinem Buch behilflich sein könnte.«
    Es freute sie, dass er sich daran erinnerte, was sie ihm über ihr Buch erzählt hatte. Obwohl es gar kein Buch gab. In diesem Moment rollte ein Flugzeug zu einem Hangar in der Nähe, und der Lärm drang durch die dünnen Wände wie durch eine offene Tür. Lise betrachtete die Tasse auf Turks Schreibtisch, sah, wie die ölige Oberfläche eines offenbar schon einige Stunden alten Kaffees konzentrische Wellen warf. Als das Dröhnen nachließ, sagte sie: »Du kannst mir sogar sehr behilflich sein. Vor allem, wenn wir irgendwohin gehen könnten, wo es ruhiger ist…«
    »Klar. Ich hinterlege meine Schlüssel bei Paul.«
    »Einfach so?« Sie war immer wieder erstaunt darüber, wie die Leute im Grenzland die Dinge handhabten. »Hast du keine Angst, einen Kunden zu verpassen?«
    »Der Kunde kann eine Nachricht hinterlassen. Früher oder später komme ich ja wieder. Ist ohnehin nicht viel los diese Woche. Du kommst gerade zur rechten Zeit. Was hältst du vom Harley’s?«
    Das Harley’s war eines der besseren amerikanischen Restaurants in der Stadt. »Das kannst du dir gar nicht leisten.«
    »Geht auf Geschäftskosten. Übrigens habe ich auch eine Frage an dich. Quid pro quo.«
    Was immer das bedeuten mochte.

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