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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Vergessens.‹
    Denk, wie es ist, wenn man alles Wissen und alle Weisheit der Erde besitzt und doch darauf brennt, seinen Durst aus einer kühleren, verbotenen Quelle zu löschen; wenn man alle Macht und allen Reichtum zusammenrafft, nur um sie wieder aus den Händen gleiten zu sehen, oder sie freiwillig fallenzulassen, so wie Kinder ein Spielzeug fortwerfen, dessen sie müde geworden sind; wenn man die Harfe des Ruhms erringt und sie, zum Wahnsinn getrieben von ihrem monotonen Klang, mit den Füßen zerstampfen möchte; wenn man nach dem Becher des Glücks greift und feststellt, daß er mit Sand gefüllt ist, und wenn wir uns schließlich, müde und ausgelaugt, zu Boden werfen und die gnadenlosen Götter, in deren gestohlene Kleider wir uns gehüllt haben, anflehen, sie zurückzunehmen und uns die Gnade zu gewähren, nackt ins Grab sinken zu dürfen.
    Das ist das Leben, das du erbittest, Leo? Sag, willst du es noch immer haben?«
    »Wenn ich es mit dir teilen kann, ja«, antwortete er ruhig. »Diese Leiden werden aus der Einsamkeit geboren, doch unser Zusammensein wird sie zu Freunden machen.«
    »Ja«, sagte sie. »Also soll es sein, Leo. Im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, werden wir zusammen nach Libyen reisen, und dort sollst du in der Quelle des Lebens baden, jener verbotenen Essenz, von der du dich einst nicht zu trinken trautest. Und danach werde ich dich heiraten.«
    »Der Ort ist für immer verschlossen, Ayesha.«
    »Nicht mir oder dir«, antwortete sie. »Fürchte nicht, mein Geliebter, und selbst wenn dieser Berg darauf stünde, ich würde mit meinen Blicken einen Tunnel in den Stein sengen und das Geheimnis freilegen. Oh! Ich wünschte, du wärest so wie ich. Aber noch bist du es nicht. Hunger und Kälte können dich noch töten, Wasser dich ertränken, Krankheit deine Kraft zerstören. Wäre die falsche Atene nicht gewesen, die meine Befehle mißachtete, wie es vorausbestimmt war, wären wir heute schon jenseits der Berge oder nordwärts über die gefrorene Wüste und die vereisten Flüsse gezogen. Jetzt müssen wir warten, bis der Schnee wieder schmilzt, denn der Winter steht vor der Tür, und in dieser Zeit kann, wie du weißt, niemand in den Bergen überleben.«
    »Acht Monate bis zum April, bis zum Aufbruch, und wie lange werden wir brauchen, um über die Berge zu gelangen, durch das weite Land, das hinter ihnen liegt, über die See und durch die Sümpfe von Kôr? Mindestens zwei Jahre, Ayesha, bevor wir am Ziel sind.« Und er flehte sie an, daß sie sofort heiraten und danach auf die Reise gehen sollten.
    Doch Ayesha blieb hart und unnachgiebig, und schließlich erhob sie sich und entließ uns, als ob sie befürchtete, daß sie seinem Drängen nicht länger standhalten könnte.
    »Ach, mein Holly!« sagte sie zu mir, als wir uns verabschiedeten. »Ich habe euch und mir ein paar Stunden der Ruhe und stiller Freude versprochen, und du siehst, wie mein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Die alten Ägypter pflegten sich bei ihren Festen oft mit einem Skelett an die Tafel zu setzen; doch ich zählte heute Abend vier Skelette, die ihr auch sehen konntet, und sie heißen: Angst, Ungewißheit, Vorahnung und verschmähte Liebe. Und wenn diese begraben sein werden, kommen andere zu Gast und nehmen uns den Bissen von den Lippen.
    So ist es bei mir immer gewesen, doch ich lasse die Hoffnung nicht fahren, und jetzt liegen schon viele Barrieren hinter uns. Leo, du bist, wie es vorgesehen war, im dreifachen Feuer geprüft worden und hast dich als standhaft erwiesen. Schlafe wohl, o mein Geliebter! Süß sei dein Schlaf, und noch süßer deine Träume, denn wisse, meine Seele wird sie mit dir teilen. Ich schwöre dir, daß du morgen glücklich sein wirst, ja, morgen, ganz bestimmt.«
     
    »Warum will sie mich nicht sofort heiraten?« fragte Leo, als wir in unserem Zimmer allein waren.
    »Weil sie Angst hat«, sagte ich.

19
     
    Leo und der Leopard
     
     
    Während der Wochen, die diesen ereignisreichen Tagen folgten, fragte ich mich immer wieder, ob es wohl jemals ein elenderes Wesen gegeben hatte, als diese Frau, oder dieser Geist, den wir als Sie , Hes und Ayesha kannten. Ob sie tatsächlich oder nur in unserer Phantasie aus der Asche von Alter und Häßlichkeit zur vollen Blüte ewigen Lebens und unvorstellbarer Schönheit aufgestiegen war, konnte ich noch immer nicht sagen.
    Diese Dinge waren sicher: Ayesha hatte das Geheimnis einer so ungeheuer langen Existenz entdeckt, so daß man sie, vom

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