Ayesha - Sie kehrt zurück
unvorstellbar intensiven Licht hing ein großer Metallklumpen, der von einem Eisengestell gehalten wurde.
Wie kann ich die Intensität dieses Lichts beschreiben? Wenn alle Diamanten der Welt unter einem riesigen Brennglas auf einen Haufen gelegt würden, wäre das von ihren Facetten reflektierte Licht nicht einmal ein Tausendstel so hell wie dieses. Es blendete meine Augen und verursachte ein starkes Brennen auf der Haut meines ganzen Körpers, doch Ayesha stand ohne jeden Schutz in der intensiven Strahlung. Ja, sie trat sogar unmittelbar an die Strahlungsquelle heran, schlug ihren Schleier zurück und untersuchte das Objekt, das über ihr hing.
»Es ist fertig, und sogar eher, als ich angenommen hatte.« Dann löste sie den Metallklumpen mit bloßen Händen aus der Halterung und trug ihn so spielerisch, als ob er nur ein leichtes Federkissen wäre, zum anderen Ende des Raums, wo wir standen.
»Sag mir nun, mein ach so belesener Holly«, sagte sie lachend, »ob du jemals von einem besseren Alchimisten gehört hast, als es diese arme Priesterin eines vergessenen Glaubens ist?« Mit diesen Worten hielt sie mir die glühende Substanz dicht vor den Helm, der meinen Kopf umschloß.
Ich warf mich herum und lief – nein, ich watschelte, denn in dem schweren Schutzanzug konnte man sich nicht rasch bewegen – aus der Felsenkammer, und blieb erst stehen, als ich gegen die Wand des anderen Raums stieß. Dort preßte ich meinen Kopf gegen den Fels und schloß die Lider, da ich das Gefühl hatte, als ob glühende Kohlen in meine Augen gepreßt worden wären. So stand ich und hörte sie hinter mir lachen und spotten, bis ich endlich das scharrende Geräusch der Steinplatte vernahm, die wieder vor den Eingang der anderen Kammer geschoben wurde, und ein wohliges Dunkel mich umfing.
Nun erlöste Ayesha Leo aus seinem strahlensicheren Anzug, und er befreite anschließend mich; und in dem sanften Licht, das durch die Felstür der geschlossenen Kammer strahlte, blinzelten wir einander an wie Eulen im Sonnenlicht, und Tränen rannen über unsere Wangen.
»Nun, bist du jetzt zufrieden, mein lieber Holly?« fragte Ayesha.
»Zufrieden womit?« sagte ich ärgerlich, denn das Brennen meiner Augen war unerträglich. »Ich habe jedenfalls genug von deinen Tricks und deiner Magie.«
»Und ich auch«, knurrte Leo, der leise, aber ausdauernd vor sich hinfluchte.
Doch Ayesha lachte nur. Oh! Sie lachte, bis sie uns wie die Göttin aller Fröhlichkeit der Erde erschien; sie lachte, bis auch ihr die Tränen über die Wangen liefen. Dann sagte sie: »Wie undankbar ihr seid. Du, mein Leo, wolltest die Wunder sehen, die ich vollbringe, und du, Holly, bist ungeladen nachgekommen, nachdem ich dir gesagt hatte, du solltest in meinen Gemächern bleiben, und jetzt seid ihr beide unhöflich und wütend und weint wie kleine Kinder, die sich den Finger verbrannt haben. Hier, nehmt das!« Und sie gab uns einen Topf Salbe, der auf einen Regalbrett stand. »Reibt es euch in die Augen, dann hört das Brennen auf!«
Wir taten es, und die Schmerzen vergingen sofort, doch noch Stunden später waren meine Augen blutrot.
»Und was sind diese Wunder?« fragte ich dann. »Wenn du dieses unerträgliche Licht meinst ...«
»Nein, ich meine das, was aus dem Licht geboren wird, wie du in deiner Ignoranz diese mächtige Naturkraft nennst. Sieh her!« – die deutete auf den Metallklumpen, den sie mitgebracht hatte, und der nun, noch immer leicht glühend, auf dem Boden lag. »Nein, er ist nicht heiß. Glaubst du, ich wollte meine zarten Hände verbrennen und sie unansehnlich machen? Du kannst ihn ruhig anfassen, Holly.«
Doch ich tat es nicht, da ich mir überlegte, daß Ayesha sicher daran gewöhnt war, sich im heißesten Feuer aufzuhalten, und befürchtete einen ihrer drastischen Späße. Ich sah mir den Metallklumpen jedoch lange und gründlich an.
»Nun, was ist es, Holly?«
»Gold«, antwortete ich, korrigierte mich sofort und sagte: »Kupfer«, denn das matte, gelbrote Strahlen ließ auf jedes der beiden Metalle schließen.
»Nein, nein«, erwiderte sie, »es ist Gold, pures Gold.«
»Das Erz muß hier sehr reich sein«, sagte Leo, als ich stumm blieb.
»Ja, mein Leo, das Eisenerz ist reich.«
»Eisenerz?« Er sah sie fragend an.
»Ja, Eisenerz«, sagte sie, »denn aus welcher Mine kann man Gold in diesen Mengen holen? Eisenerz, Geliebter, das ich durch meine Alchimie in Gold verwandle, da wir eine Menge Gold brauchen werden, um unsere Pläne zu
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