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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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es gegen deinen Willen sein sollte, werden wir diese Seite des Buches nicht aufblättern. Wenn du es so willst, soll das alte Übel, die Liebe zum Gold, die Menschen weiter beherrschen. Sollen sie doch ihren alten König behalten, ich werde ihnen keinen neuen krönen, wie ich es beabsichtigt hatte – einen König wie die Lebende Kraft, die du erst eben leuchten sahst, jene Kraft, deren Herrin ich bin, die den Menschen Gesundheit geben und selbst Metalle veredeln kann, und die, wenn ich es will, auf meinen Befehl eine Stadt in Schutt und Asche legen oder diesen Berg aus seiner Wurzel reißen kann.
    Aber sieh, Holly ist vor lauter Staunen müde geworden und braucht Ruhe. Oh, Holly! Du bist geboren worden, um Dinge zu kritisieren, die andere getan haben, nicht, um selbst etwas zu tun. Ich kenne deine Sorte Menschen, denn schon während meiner Zeit auf den Schulen von Alexandria hallten die Lehrsäle von ihrem leeren Wortgeklingel wider. Ich sage dir, Holly, daß Menschen, die schöpferisch tätig sind und handeln, manchmal wenig Geduld für solche kleingeistigen Zweifeln und Querelen haben. Doch hab keine Angst, alter Freund, und nimm mir gelegentliche Äußerungen von Unmut und Zorn nicht übel. Dein Herz ist schon aus purem Gold, warum sollte ich also auch deine Knochen in Gold verwandeln?«
    Ich dankte Ayesha für das Kompliment und ging zu Bett. Eine ganze Weile lag ich schlaflos und überlegte, welche ihrer beiden Seiten echt war, ihre Herzlichkeit, oder ihr Zorn, oder ob beides nur aufgesetzt war. Ich fragte mich auch, auf welche Weise sie mit Kritikern von Alexandria über Kreuz gekommen sein mochte. Vielleicht hatte sie ein Gedicht oder eine philosophische Schrift veröffentlicht, die von ihnen abgelehnt und verrissen worden war. Das wäre eine durchaus logische Erklärung, doch wenn Ayesha Lyrik geschrieben hätte, so wären ihre Verse, wie ich glaube, unsterblich geworden, wie die Sapphos.
     
    Am nächsten Morgen machte ich die Feststellung, daß Ayesha, was immer sonst an ihr falsch sein mochte, eine echte Chemikerin war, wahrscheinlich die größte, die es je gegeben hat. Denn als ich mich ankleidete, stolperten die beiden Priester, die wir im Laboratorium gesehen hatten, herein. Sie trugen gemeinsam einen schweren Gegenstand, der mit einem Tuch bedeckt war, und legten ihn auf Oros' Anweisung auf den Boden.
    »Was ist das?« fragte ich Oros.
    »Eine Friedensgabe der Hesea«, sagte er, »mit der, wie ich erfahren habe, du gestern dich zu streiten gewagt hast.«
    Dann entfernte er das Tuch, und vor uns lag der große Metallklumpen, in den unter meinen und Leos Augen das Lebenssymbol eingemeißelt worden war, das ich jetzt wiedersah. Doch jetzt war der Klumpen eindeutig aus Gold, nicht mehr aus Eisen; aus einem Gold, das so pur und so weich war, daß ich es mit dem Fingernagel ritzen konnte. Neben ihm lag mein Jagdmesser, und dessen eisernes Heft war ebenfalls in Gold verwandelt worden.
    Ayesha verlangte dieses Messer später zu sehen und zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis ihres Experiments. Sie wies auf Streifen und Tupfer von Gold auf der Klinge – deren Stahl nicht in Gold verwandelt worden war – und befürchtete, daß sie seine Struktur schwächen könnten, und deshalb sei ihre Absicht gewesen, lediglich das Heft in Gold zu verwandeln. {*}
    Ich habe mich seit dieser Zeit oft gefragt, wie Ayesha dieses Wunder vollbringen konnte und aus welchen Materialien sie die Energiequelle hergestellt haben mochte, die Licht mit dem Helligkeitsgrad von tausend Blitzen abstrahlte; ob es mit dem Feuer des Lebens imprägniert worden war, das in den Höhlen von Kôr brannte. {**} Doch bis zu dieser Stunde habe ich keine richtige Antwort auf diese Frage gefunden.
    Ich nehme an, daß sie in Vorbereitung ihrer Eroberung der Welt – für die es ohne jede Unterstützung durch ihre anderen Kräfte allein ausgereicht hätte – die Herstellung von Gold aus Eisen ununterbrochen fortführen ließ.
    Doch während der wenigen Tage, die wir noch zusammenblieben, sprach Ayesha nie wieder davon. Entweder glaubte sie, mit der einmaligen Demonstration ihr Ziel erreicht zu haben, oder sie hatte es unter dem Druck anderer, wichtigerer Dinge vergessen. Doch neben einigen anderen Erlebnissen, die ich nicht erwähnt habe, da ich eine sorgfältige Auswahl treffen muß, war dies eins der bemerkenswertesten, und es bildete lange das Thema unserer Gespräche, weil es ein beeindruckendes Beispiel von Ayeshas Beherrschung der

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