Ayesha - Sie kehrt zurück
antwortete, daß es den Anschein habe. Entweder in diesem oder einem seiner früheren Leben habe er davon gehört, daß dort Menschen leben sollten, die das Feuer anbeteten. Auf jeden Fall sei erwiesen, daß ein Bruder, der vor etwa dreißig Jahren den alleinstehenden Berg in der Wüste erklommen hatte, um dort ein paar Tage in einsamer Meditation zu verbringen, bei seiner Rückkehr von wunderbaren Dingen zu berichten wußte, die er gesehen hatte: von einem gewaltigen Feuer, das hinter den Fernen Bergen lodere; doch ob es sich dabei um eine Vision oder Wirklichkeit handelte, konnte er nicht sagen. Er erinnerte sich jedoch, daß er zur gleichen Zeit, als er das Feuer sah, die Erschütterungen eines starken Erdbebens gespürt habe.
Dann begann die Erinnerung an die schwere Sünde, die er glaubte, vor zweitausend Jahren begangen zu haben, wieder das unschuldige, alte Herz Kou-ens zu bedrücken, und er schlich laut lamentierend aus der Bibliothek und wurde eine Woche lang nicht mehr gesehen. Und er sprach nie wieder mit uns über diese Angelegenheit.
Wir aber unterhielten uns lange und oft darüber, von Verwunderung und Hoffnung erfüllt, und wir beschlossen, daß auch wir eines Tages auf diesen alleinstehenden Berg steigen würden.
3
Das Leuchtfeuer
Eine Woche später bot sich die Gelegenheit, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Wir befanden uns mitten im Winter, die Schneestürme hatten aufgehört, und ein harter Frost ließ die Oberfläche des Schnees gefrieren und machte sie begehbar. Wir hatten von den Mönchen erfahren, daß ovis poli und andere Dickhornschafe um diese Zeit aus den Bergen herabkamen, um in bestimmten Tälern Schutz zu suchen und Futter unter dem Schnee hervorzukratzen und so verkündeten wir, daß wir auf die Jagd gehen wollten. Wir gaben vor, nach dem langen Herumsitzen unbedingt etwas Bewegung zu brauchen.
Unsere Gastgeber wandten ein, daß so ein Ausflug sehr gefährlich sei da das Wetter von einer Stunde zur anderen umschlagen könne. Sie wiesen uns jedoch auch darauf hin, daß sich am Hang des Berges, den wir ersteigen wollten, eine große, natürliche Höhle befände, in der wir nötigenfalls Schutz finden würden, und einer der Mönche, etwas jünger und aktiver als die anderen, erbot sich, uns zu dieser Höhle zu führen. Nachdem wir uns also eine Art Zelt aus Fellen zusammengestückelt und unser altes Yak mit Nahrungsmitteln und warmer Kleidung beladen hatten, brachen wir eines Morgens, kurz nach Sonnenaufgang auf. Unter der Führung des Mönchs, der ungeachtet seiner Jahre noch recht gut zu Fuß war, erreichten wir den Nordhang des Berges kurz vor Mittag. Und hier fanden wir, wie er uns gesagt hatte, eine ausgedehnte Höhle, deren Eingang durch eine überhängende Felsplatte geschützt wurde. Die Höhle war offensichtlich zu gewissen Jahreszeiten ein beliebter Unterschlupf für Wildtiere, wie eine dicke, über Jahrhunderte angesammelte Kotschicht bewies, durch die unser Brennstoffproblem gelöst wurde.
Den Rest dieses kurzen Wintertages verbrachten wir damit, unser Zelt in der Höhle zu errichten, vor deren Eingang wir ein großes Feuer entfachten, und einer ersten Untersuchung der Berghänge, die wir dem Mönch damit erklärten, daß wir nach Spuren wilder Schafe suchten. Der Zufall wollte es, daß wir bei unserer Rückkehr auf eine kleine Herde stießen, die an einer geschützten Stelle Moos äste. Wir konnten zwei der Schafe erlegen, da niemals Jäger in diese Gegend kamen und die armen Tiere keine Angst vor Menschen hatten. Da sich Fleisch bei diesen Kältegraden praktisch ewig hält, hatten wir genügend Nahrung für vierzehn Tage. Wir schleiften die Tiere den Hang hinab zur Höhle und häuteten sie ab, kurz bevor es dunkel wurde.
An dem Abend aßen wir frisches Hammelfleisch, ein großer Luxus, den der Mönch genauso genoß wie wir, denn wenn er auch aus religiösen Gründen gegen das Töten war, mochte er doch Hammelfleisch. Dann krochen wir ins Zelt und rückten eng zusammen, um uns gegenseitig zu wärmen, weil es während der Nacht noch um einige Grade kälter wurde. Der alte Mönch schlief tief und fest, doch weder Leo noch ich fanden Ruhe; die Ungewißheit, was wir vom Gipfel dieses Berges aus sehen mochten, verdrängte den Schlaf.
Am nächsten Morgen, bei Sonnenaufgang, kehrte unser Führer zum Kloster zurück, nachdem wir ihm versprochen hatten, ihm am nächsten oder übernächsten Tag zu folgen.
Endlich allein, begannen wir sofort mit dem Anstieg zum
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