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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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gekrochen waren, aßen wir und warteten.
    Es war entsetzlich kalt! Und in dieser Höhe wehte ein Wind, dessen eisiger Atem durch alle Hüllen drang. Unser Fleisch brannte wie ein heißes Eisen. Es war ein Glück für uns, daß wir das Yak mit heraufgebracht hatten, denn ohne seine Körperwärme wären wir erfroren, selbst in unserem Zelt. Mehrere Stunden lang saßen wir wach und starrten nach Nordosten, doch sahen wir nichts außer ein paar einsamen Sternen, und hörten nichts in dieser absoluten Stille, denn hier war selbst der Wind lautlos, wenn er über die eisigen Schneeflächen wehte. Da ich an solche Strapazen gewöhnt war, begann ich schläfrig zu werden. Doch als sich meine Augen schlossen, rief Leo plötzlich: »Horace! Sieh doch! Unter dem roten Stern!«
    Ich blickte in die Richtung, und am Himmel war wieder das Glühen, das wir in der vergangenen Nacht beobachtet hatten. Doch vom Gipfel aus sahen wir noch mehr: unterhalb der Reflexion an den Wolken, etwa auf gleicher Höhe mit uns und dicht oberhalb der Gipfel der Fernen Berge, war ein unregelmäßig pulsierendes Licht, wie der Schein zuckender Flammen, und davor war etwas Dunkles, ein undeutlicher Schatten. Während wir gebannt hinüberstarrten, wurde das Feuer heller und schien zu wachsen; immer intensiver wurde sein Schein. Und nun, vor diesem flammenden Hintergrund wurde der vage Schatten zu einer scharfen, deutlich erkennbaren Silhouette. Es war die Silhouette eines hochaufragenden Pfeilers, dessen Spitze die Form eines aufrechtstehenden Ringes hatte. Ja, wir konnten jedes Detail deutlich erkennen. Es war das crux-ansata , das Symbol des Lebens.
    Das Feuer erlosch, das Symbol verschwand. Noch einmal loderten die Flammen auf, heller und feuriger als zuvor, und das Lebenssymbol wurde wieder deutlich sichtbar, erlosch dann erneut. Zum dritten Mal loderten die Flammen auf, mit einer solchen Intensität, daß ihr Licht heller war als Blitze. Am ganzen Horizont glühten die Wolken im Widerschein, und durch das runde Auge des Lebens-Symbols schoß ein feuriger Strahl über die Berggipfel hinweg wie das Lichtsignal eines Leuchtfeuers. Er schoß wie ein Pfeil über die verschneite Wüste hinweg auf den Gipfel zu, auf dem wir saßen. Ja, er warf seinen brandroten Schein über die weite weiße Fläche und auf unsere bleichen Gesichter, während es rechts und links von uns völlig dunkel blieb.
    Mein Kompaß lag vor mir im Schnee, und in dem hellen Licht des Feuerstrahls konnte ich sogar seine Nadel sehen. Dann erlosch er plötzlich, und mit ihm erlosch das Feuer, aus dem er gekommen war, und das Lebens-Symbol wurde wieder unsichtbar. Nur ein rötlicher Schimmer am Horizont sagte uns, daß wir nicht geträumt hatten.
    Wir schwiegen eine lange Weile. Dann sagte Leo: »Erinnerst du dich noch, Horace, wie wir auf dem Wiegenden Stein lagen und ihr Mantel auf mich fiel ...« – seine Stimme klang erstickt –, »wie der Lichtstrahl aufzuckte, der uns Lebewohl sagen und uns den Weg weisen sollte, auf dem wir aus dem Palast des Todes entkommen konnten? Jetzt ist er wieder zu uns geschickt worden, um uns zu begrüßen und uns den Weg zum Palast des Lebens zu zeigen, in dem Ayesha wohnt, die wir für eine Weile verloren hatten.«
    »Vielleicht«, sagte ich knapp, denn diese Frage lag jenseits aller Worte und Argumente, sogar jenseits allen Begreifens. Aber ich wußte, so wie ich es auch heute weiß, daß wir Akteure in einem großen Drama waren; daß unsere Rollen längst geschrieben waren und wir sie bis zu ihrem unbekannten Ende spielen mußten. Angst und Zweifel blieben hinter uns zurück, aus Hoffnung war Gewißheit geworden, lange zurückliegende Visionen von dieser Nacht hatten ihre Erfüllung gefunden, und die armselige Saat des Versprechens von ihr, die gestorben war, wuchs ungesehen und unbemerkt durch all die grausamen, leeren Jahre und war nun reif zur Ernte.
    Nein, wir fürchteten uns nicht mehr, nicht einmal, als sich mit der Morgendämmerung ein schneidend kalter Sturm erhob, durch den wir den Berghang hinabstiegen, und in jeder Minute in Lebensgefahr schienen; nicht einmal, als wir Stunde um Stunde durch den dichten Schneesturm zum Kloster zurückzogen, spürten wir Angst. Denn wir wußten, daß wir vor jeder Gefahr geschützt waren. Wir konnten in dem sturmgepeitschten Schneetreiben weder sehen noch hören, doch wir wurden geführt. An die zottigen Flanken unseres Yak geklammert, stolperten wir heimwärts, und sein Instinkt brachte uns schließlich aus

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