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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ich alle Hoffnung fahren und bereitete mich auf das Sterben vor. Dieser Vorgang erwies sich als nicht sehr unangenehm. Ich sah keine Visionen aus meiner Vergangenheit, was angeblich beim Ertrinken der Fall sein soll, sondern – und dies beweist die Stärke ihrer Herrschaft über mich – meine Gedanken kreisten um Ayesha. Ich sah sie in einer rauhen Felsenlandschaft vor mir stehen, mit einem Mann an ihrer Seite. Sie trug einen langen Reisemantel und in ihren wunderbaren Augen stand ein Ausdruck tödlicher Angst. Ich wollte mich erheben, um sie zu grüßen, doch sie rief mit wütender, scharfer Stimme: »Was für ein Unheil ist hier geschehen? Du lebst; doch wo ist mein Geliebter Leo? Sprich, Mann, und sage mir, wo du meinen Geliebten versteckt hast – oder stirb!«
    Die Vision war sehr real und lebendig, erinnere ich mich, und, wenn man sie in Verbindung mit einem gewissen späteren Ereignis sieht, äußerst bemerkenswert. Doch sie verschwand so rasch, wie sie gekommen war.
    Ich wurde bewußtlos.
    Plötzlich sah ich Licht und hörte eine Stimme – die Stimme Leos.
    »Horace!« schrie er. »Horace, halte dich am Gewehrkolben fest!« Etwas Hartes wurde gegen meine ausgestreckte Hand gedrückt, und ich griff danach. Ich spürte, wie jemand am anderen Ende mit aller Kraft zog; aber es war aussichtslos, der Schnee hielt mich fest in seiner Umklammerung. Doch dann kam mir ein Gedanke; ich zog die Beine an den Leib, und durch einen glücklichen Zufall, oder durch eine Gnade des Himmels, fühlte ich unter meinen Füßen den harten Fels, auf dem ich lag. Ich richtete mich auf, als ich wieder den kräftigen Zug am Gewehr spürte, stemmte meine Füße gegen den Fels und stieß mich von ihm ab. Plötzlich gab der Schnee nach, und ich schoß aus dem Loch wie ein Fuchs aus seinem Bau.
    Mein Kopf prallte gegen etwas; es war Leo, der das Gewehr am Lauf gepackt hielt und mit aller Kraft daran zog. Ich stieß ihn auf den Rücken, und zusammen rollten wir den steilen Hang hinab, bis wir endlich hart am Rand der Schlucht gegen einen der herabgerollten Steine prallten. Ich setzte mich auf und zog gierig die frische Luft in meine Lungen. Ein unbeschreiblich herrliches Gefühl! Mein Blick fiel auf meine Hand, und ich sah, daß die Venen hart wie Schnüre unter der Haut lagen. Ich war dem Ende verdammt nahe gewesen, erkannte ich.
    »Wie lange lag ich unter dem Schnee?« fragte ich Leo, der neben mir saß und sich den Schweiß vom Gesicht wischte.
    »Keine Ahnung. So ungefähr zwanzig Minuten, würde ich sagen.«
    »Zwanzig Minuten! Mir kam es vor wie zwanzig Jahrhunderte. Wie hast du mich herausgezogen? Du konntest doch nicht aufrecht stehen in dem Pulverschnee.«
    »Nein. Ich habe mich auf das Yak-Fell gelegt und mich durch das lockere Zeug zu dir hinabgegraben. Ich hatte dich ja verschwinden sehen und war nicht weit von der Stelle entfernt. Schließlich entdeckte ich deine Fingerspitzen. Sie waren so blaugefroren, daß ich sie zuerst für Fels hielt, doch dann sah ich, daß sie sich bewegten, als ich mit dem Gewehrkolben gegen sie stieß. Zum Glück hattest du noch soviel Kraft, dich daran festhalten zu können. Den Rest weißt du. Wenn wir nicht beide so kräftig wären, hätten wir es nicht geschafft.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Wofür?« antwortete er mit einem flüchtigen Lächeln. »Glaubst du, daß ich Lust hatte, allein weiterzureisen? Komm! Wenn du wieder zu Atem gekommen bist, wollen wir weitermachen. Du bist durchgefroren und mußt dich bewegen. Sieh, mein Gewehr ist zerbrochen, und deins liegt irgendwo unter dem Schnee. Na schön, das erspart uns die Mühe, die Munition schleppen zu müssen.« Er lachte sarkastisch.
    Wir begannen unseren Marsch zu der Stelle, an der die alte Straße vor der Schlucht endete, etwa vier Meilen weit entfernt, weil ein Weitergehen in die andere Richtung sinnlos erschien, und wir erreichten sie auch ohne Zwischenfall. Einmal donnerte eine Lawine von der Größe einer Kirche dicht vor uns zu Tal, und einmal löste sich ein Felsen aus dem Hang und kam mit der Geschwindigkeit eines angreifenden Löwen auf uns zugerast, sprang über unsere Köpfe hinweg und verschwand in der Tiefe der Schlucht. Doch wir nahmen von diesen Dingen kaum Notiz; unsere Nerven schienen von den Ereignissen der vergangenen Nacht betäubt und unempfindlich zu sein gegen jede Gefahr.
    Wir standen am Ende der Straße und sahen unsere eigenen Fußabdrücke und die Hufspuren des Yaks im Schnee. Ich blickte eine ganze Weile auf

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