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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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diese Spuren, denn es kam mir seltsam vor, daß wir lebten und sie noch einmal sehen sollten. Dann starrten wir über den Rand des Abgrunds. Ja, seine Wand war steil und glatt und unbezwingbar.
    »Komm, wir gehen zum Gletscher!« sagte Leo.
    Also gingen wir zum Gletscher, krochen ein kleines Stück an ihm hinab und überprüften seinen weiteren Verlauf. So weit wir es erkennen konnten, war die Schlucht hier etwa vierhundert Fuß tief. Doch ob die Eiszunge bis zu ihrem Grund reichte, konnten wir nicht erkennen, da sie sich in ihrem letzten Drittel nach innen wölbte, wie das Ende eines gespannten Bogens, und wir deshalb ihr Ende nicht sehen konnten. Wir kletterten wieder auf den festen Boden zurück und setzten uns, von Resignation und Verzweiflung gepackt.
    »Was sollen wir tun?« fragte ich. »Vor uns liegt der sichere Tod, genau wie hinter uns, denn wie sollten wir die Berge überwinden, ohne Nahrung, und ohne Gewehre, um Wild zu schießen? Wir werden hier sterben, Leo; wir werden hier sitzen, bis wir verhungern. Wir haben getan, was wir konnten – und sind gescheitert. Wir sind am Ende, Leo! Nur noch ein Wunder könnte uns retten.«
    »Ein Wunder«, antwortete er. »Was war es denn, das uns auf das Plateau des kleinen Berges geführt hat, wodurch wir die Lawine überlebt haben? Und was war es, das den Fels unter deine Füße brachte, als du in der Schneewehe versankst, und was hat mir die Geistesgegenwart und die Kraft verliehen, dich aus deinem Schneegrab zu retten? Und was hat uns siebzehn Jahre lang Gefahren überstehen lassen, wie sie wohl kaum zwei andere Menschen durchgemacht haben? Eine leitende Macht, sage ich dir! Ein Geschick, das sich in uns verwirklichen will. Warum sollte diese Macht uns jetzt nicht mehr leiten? Warum sollte das Geschick jetzt seine Hand von uns nehmen?«
    Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er entschlossen fort: »Ich sage dir eins, Horace: Selbst wenn wir Gewehre, Nahrung und Yaks hätten, würde ich nicht kehrt machen, denn ein Aufgeben würde mich als Feigling entlarven und mich ihrer unwürdig machen. Ich mache weiter.«
    »Wie?« fragte ich.
    »Über diesen Weg.« Er deutete auf den Gletscher.
    »Dieser Weg führt in den Tod!«
    »Und wenn schon, Horace. In diesem Land finden Menschen Leben im Tod, jedenfalls glauben sie das. Wenn wir jetzt sterben, dann bei der Verfolgung unseres Ziels, auf der Straße, die direkt zu ihm führt, und in dem Land, in dem wir, sollten wir sterben, vielleicht wiedergeboren werden. Ich habe meinen Entschluß gefaßt, du mußt dich entscheiden, was du tun willst.«
    »Ich habe meine Entscheidung vor vielen Jahren getroffen, Leo, als wir diese Reise gemeinsam begannen, und deshalb werden wir sie auch gemeinsam beenden. Vielleicht weiß Ayesha von unserer Lage und wird uns helfen. Wenn nicht ...« Ich lachte bitter. »Komm, wir verschwenden nur Zeit!«
    Wir berieten uns, und das Ergebnis dieser kurzen Besprechung war, daß wir das zähe Fell des Yak in schmale Streifen schnitten und diese zu zwei recht brauchbaren Seilen zusammenknoteten, die wir uns um den Leib banden. Vielleicht konnten sie uns den Abstieg über den Gletscher erleichtern.
    Anschließend schnitten wir eine unserer Decken in Stücke und banden diese um unsere Beine und Knie, damit sie vor den scharfen Kanten von Eis und Fels geschützt waren, und zogen aus demselben Grund unsere dicken Lederhandschuhe über. Nachdem das erledigt war, verschnürten wir den Rest unserer Habe zu Bündeln, beschwerten sie mit Steinen und warfen sie über den Rand des Abgrunds, in der Hoffnung, sie dort unten wiederzufinden, falls wir den Boden lebend erreichen sollten. Jetzt waren unsere Vorbereitungen abgeschlossen, und es wurde Zeit, daß wir zu dem vielleicht gefährlichsten Unternehmen aufbrachen, das Männer jemals freiwillig auf sich genommen haben.
    Doch wir zögerten noch ein wenig und blickten einander schweigend an, denn wir waren unfähig, zu sprechen. Wir umarmten einander, und ich weinte ein wenig, muß ich gestehen. Es kam mir alles so traurig und hoffnungslos vor, diese Sehnsucht, die wir über so viele Jahre hinweg mit uns herumgetragen hatten, dieses ständige, ermüdende Reisen, und jetzt – das Ende. Mir war der Gedanke unerträglich, daß dieser wunderbare Mann, mein Schützling, mein geliebter Freund, der Gefährte meines Lebens, der jetzt so voller Leben neben mir stand, innerhalb weniger Minuten in einen zerfetzten Kadaver verwandelt werden sollte. Auf mich kam es nicht an. Ich

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