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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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lachte er unverschämt und sagte in einem barbarischen Griechisch, das mit Worten des lokalen patois gemischt war: »Was für ein komisches altes Tier. Ich habe dich bisher noch nie gesehen, nicht wahr?«
    »Nein, großer Khan«, antwortete ich. »Aber ich habe Euch bereits gesehen, heute nacht bei der Jagd. Habt Ihr Euch gut amüsiert?«
    Sofort wurde er hellwach, rieb seine Hände und sagte: »Ausgezeichnet. Er hat lange durchgehalten, aber meine Hunde haben ihn schließlich doch erwischt, und dann ...« Er schlug seine kräftigen Kiefer aufeinander.
    »Hör auf mit diesem brutalen Geschwätz!« unterbrach ihn seine Frau, und er wich einen Schritt zur Seite. Dabei stieß er gegen Leo, der darauf wartete, ihm vorgestellt zu werden.
    Der Anblick dieses großen, bärtigen Mannes schien ihn zu erstaunen, denn er starrte ihn eine ganze Weile schweigend an. Dann sagte er: »Bist du der andere Freund der Khania, den sie in der Schlucht vor dem Tor erwartete? Damals konnte ich nicht verstehen, warum sie sich solche Mühe mit euch machte, doch jetzt begreife ich es. Nimm dich in acht, daß ich dich nicht eines Tages auch jage!«
    Leo wurde wütend und wollte ihm eine passende Antwort geben, doch ich legte rasch meine Hand auf seinen Arm und sagte auf englisch: »Bleib ruhig! Der Kerl ist verrückt.«
    »Gemein, willst du sagen«, knurrte Leo. »Wenn er versuchen sollte, seine verdammten Köter auf mich zu hetzen, brech ich ihm das Genick.«
    Jetzt gab die Khania Leo einen Wink, neben ihr Platz zu nehmen. Mich wies sie an, an ihrer anderen Seite Platz zu nehmen, zwischen ihr und ihrem Onkel, dem Wächter des Tores. Der Khan setzte sich ein gutes Stück von uns entfernt und winkte zwei der hübschesten Damen heran, damit sie ihm Gesellschaft leisteten.
    So verlief unsere Einführung am Hof zu Kaloon. Das nun folgende Mahl war reichlich, doch recht einfallslos; es bestand aus Fisch, Hammelbraten und sehr stark gesüßten, kleinen Kuchen. Alles wurde auf riesigen Silberplatten aufgetragen. Dazu wurde eine Menge Kornbranntwein gereicht, von dem fast alle Anwesenden mehr tranken, als gut für sie war. Nachdem die Khania mir ein paar Fragen über unsere Reise gestellt hatte, wandte sie sich an Leo und sprach den ganzen Abend über ausschließlich mit ihm, während ich mich mit dem alten Schamanen Simbri unterhielt.
    Hier ist, zusammengefaßt alles, was ich an diesem Abend und später von ihm erfuhr:
    Jede Art von Handel war im Land Kaloon unbekannt, da alle Verbindungen nach Süden seit undenklichen Zeiten abgebrochen waren. Ihr Land, das groß und dicht bevölkert war, wurde von drei Seiten durch hohe Gebirge eingeschlossen. Im Süden stand der große Feuerberg und hinter ihm erstreckte sich eine riesige, unpassierbare Wüste. Das ausgedehnte Hügelland, das den Berg umgab, war die Heimat wilder Bergstämme, die jeden Fremden töteten, der ihr Gebiet betrat. Als Folge dieser geographisch bedingten Isolation kannten weder das Volk der Ebene, noch die Bergstämme Geld, und alle Geschäfte wurden auf dem Weg des Tauschhandels abgeschlossen. Auch Steuern wurden in Naturalien erhoben.
    Neben den zehntausenden Abkömmlingen der Ureinwohner Kaloons gab es eine dünne herrschende Schicht, die behauptete – und wahrscheinlich zu recht – Nachkommen der Eroberer zu sein, die zur Zeit Alexanders in das Land eingefallen waren. Ihr Blut war jedoch inzwischen sehr stark mit dem der Ureinwohner vermischt, die, ihrem Aussehen und der gelben Hautfarbe nach zu urteilen, zu irgendeinem Stamm des großen Volks der Tataren gehören mußten. Die Regierung, wenn man sie so nennen konnte, war eine milde Despotie, deren Oberhaupt durch Erbfolge eingesetzte Khans oder Khanias waren.
    Was die Religion anbetraf, so gab es zwei grundlegend verschiedene Glaubensrichtungen. Die des Volkes basierte auf der Verehrung des Geistes vom Feuerberg, die der herrschenden Klasse auf Magie, Geisterglauben und Orakeln. Doch selbst dieser Schatten einer Religion war dem Untergang geweiht, da die Mitgliederzahl der weißen Herrenschicht von Generation zu Generation abnahm und viele von ihnen von der Masse des Volkes aufgesogen wurden.
    Doch ihre Herrschaft war tolerant und milde. Ich fragte Simbri nach dem Grund. Er zuckte seine hageren Schultern und sagte, daß sie gut für das Land sei dessen Einwohner keinerlei Ambitionen besäßen. Außerdem sei die derzeitige Khania die letzte der direkten Nachkommen des Herrscherhauses; ihr Cousin und Ehemann habe weniger

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