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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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unsere Ankunft bekannt geworden und erregte Neugier und Interesse, denn wir sahen überall kleine Menschengruppen stehen, die uns erwarteten und anstarrten, als wir an ihnen vorbeizogen. Wir sahen auch Menschen in den Fenstern, und sogar auf den flachen Dächern der niedrigen Häuser. Am Ende der engen Straße befand sich eine Art Marktplatz, und nachdem wir ihn überquert hatten – inzwischen mit einem Gefolge von Neugierigen, die über uns Bemerkungen machten, die wir nicht verstehen konnten –, kamen wir zu einem Tor in der inneren Mauer. Hier wurden wir von einem Posten aufgehalten, doch ein Wort von Simbri genügte, und der Mann trat beiseite und öffnete das Tor.
    Wir gingen hindurch und fanden uns in einem parkartigen Garten. Über eine breite, gepflasterte Straße oder Auffahrt gelangten wir zu einem weitläufigen Gebäude, das in einem bastardisierten ägyptischen Stil erbaut und mit turmartigen Aufbauten und Säulen verziert war.
    Nachdem wir das Tor passiert hatten, befanden wir uns in einem Hof, der an allen Seiten von Veranden umgeben war, von denen kurze Korridore zu den einzelnen Zimmern führten. Durch einen dieser Korridore führte uns der Offizier in eine Räumlichkeit – eine Suite, genauer gesagt – die aus einem Wohnraum und zwei Schlafzimmern bestand. Alle Zimmer waren luxuriös, doch auf eine etwas barbarisch wirkende Art möbliert und wurden von primitiven Öllampen beleuchtet.
    Hier verließ uns Simbri, nachdem er uns erklärt hatte, daß der Offizier im Vorzimmer auf uns warten würde, um uns zum Speisesaal zu führen, sobald wir bereit seien. Wir traten in die Schlafzimmer, wo wir von Dienern oder Sklaven erwartet wurden, stillen, freundlichen Männern, die uns beim Ablegen von Stiefeln und Reiserobe halfen. Anschließend reichten sie Hosen und Jacken, die steifen Gehröcken ähnlich geschnitten waren, doch aus einem weichen weißen Material bestanden und reich mit Hermelin verbrämt waren.
    Nachdem sie uns beim Anlegen dieser Kleidung geholfen hatten, verneigten sie sich, um uns anzudeuten, daß unsere Toilette beendet sei, und führten uns ins Vorzimmer, wo der Offizier auf uns wartete. Er geleitete uns durch mehrere große, saalartige Räume, die offenbar unbenutzt waren, in eine Halle, die von mehreren Öllampen erhellt und durch Feuer erwärmt wurde. Die Decke der Halle wurde von mehr als einem Dutzend dicker Steinsäulen getragen, deren Kapitelle entfernt an ägyptischen Stil erinnerten; an den Wänden hingen Gobelins, die dem Raum eine warme, komfortable Atmosphäre verliehen.
    Am oberen Ende der Halle befand sich, auf einem etwa zwei Fuß hohen Podest, ein langer Tisch, auf dessen Decke Teller und Becher aus schwerem Silber standen. Hier warteten wir, bis Butler erschienen und einen Vorhang beiseite zogen. Dann schlug einer von ihnen auf einen silbernen Gong, und ein Dutzend Höflinge traten herein, alle genauso gekleidet wie wir, gefolgt von etwa der gleichen Zahl Damen, von denen einige jung und hübsch waren. Die meisten von ihnen waren von heller Hautfarbe, andere hatten einen eher gelben Teint. Sie verneigten sich vor uns, und wir vor ihnen.
    Es folgte eine Pause, während der wir einander schweigend musterten, bis nach einem Fanfarenstoß zwei Gestalten in der Passage hinter dem offenen Vorhang sichtbar wurden, von dem Schamanen Simbri angeführt, und gefolgt von einer Gruppe anderer Hofbeamter: der Khan und die Khania von Kaloon.
    Niemand, der den Khan jetzt in seinen Speisesaal treten sah, wie alle anderen in festliches Weiß gekleidet, konnte sich vorstellen, daß er derselbe Mann war, der vor wenig mehr als einer Stunde seine höllischen Hunde angefeuert hatte, einen Mitmenschen und ein hilfloses Pferd in Stücke zu reißen und zu verschlingen. Er wirkte jetzt wie ein dicklicher, etwas ungeschlachter Mann, mit unsteten Augen, den man keiner wirklichen Emotion für fähig hielt. Die Khania brauche ich nicht zu beschreiben. Sie sah so aus, wie ich sie zuletzt in den Räumen des Torhauses gesehen hatte, wirkte jedoch sehr ermüdet. In ihren Augen stand ein gehetzter Ausdruck, und es war klar zu erkennen, daß die Ereignisse der vergangenen Nacht ihre Spuren hinterlassen hatten. Als sie uns sah, errötete sie ein wenig, dann gab sie uns einen Wink, vorzutreten, und sagte zu ihrem Mann: »Lord, dies sind die Fremden, von denen ich dir berichtet habe.«
    Seine trüben Augen richteten sich zuerst auf mich, und mein Aussehen schien ihn leicht zu amüsieren; auf jeden Fall

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