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Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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die Fessel von dieser edlen Lady fallen, die du jetzt verspottest, und ein anderer, würdigerer Mann wird deinen Platz an ihrer Seite einnehmen und mit ihr Kinder aufziehen, die deinen Thron einnehmen können, und dann wird das Land wieder zur Ruhe kommen.«
    Ich hörte diese Worte – niemand, der sie nicht hörte, kann sich die Bitterkeit vorstellen, mit denen sie gesprochen wurden – und erwartete jede Sekunde, daß der Khan das kurze Schwert ziehen würde, das an seiner Seite hing, um den alten Mann niederzumachen. Doch er tat es nicht. Er duckte sich vor ihm wie ein Hund vor einem grausamen Herrn, dessen Peitsche er kennt. Ja, ohne Widerrede wich er in die Ecke zurück und stand dort, eng an die Wand gepreßt, als ob er sich in ihr verkriechen wollte. Simbri nahm Atenes Hand und ging mit ihr zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen, wandte sich um und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die jammervolle Gestalt in der Zimmerecke.
    »Khan Rassen«, sagte er, »ich habe dich emporgehoben, und jetzt werde ich dich stürzen. Denke an mich, wenn du im Sterben liegst – in Blut und Schmerzen!«
    Die Schritte verklangen, und der Khan kam aus seiner Ecke und sah mit ängstlichen Blicken umher.
    »Sind sie fort, diese Ratte und das Weib?« fragte er uns und fuhr mit dem Ärmel über seine schweißglänzende Stirn. Die Angst schien ihn nüchtern gemacht zu haben, und für den Augenblick war der irre Ausdruck aus seinen Augen verschwunden.
    Ich sagte ihm, daß die Lady und der Schamane fort seien.
    »Ihr haltet mich sicher für einen Feigling«, sagte er heftig, »und das stimmt. Ich habe Angst vor ihm und vor ihr – so wie du, Gelbbart, auch Angst vor ihnen haben wirst, wenn deine Zeit kommt. Ich sage euch, daß sie mir durch einen Trank meine Kraft und meinen Verstand genommen haben, denn wer kann ihren Zaubereien widerstehen? Seht mich an! Einst war ich ein Fürst, der Herr über die Hälfte dieses Landes, edel von Gestalt und Gemüt, und ich liebte ihre verfluchte Schönheit, so wie alle sie lieben müssen, auf die sie ihr Auge wirft. Und auf mich warf sie ihr Auge; sie hat mir die Heirat angeboten, und die alte Ratte hat mir ihre Botschaft überbracht.
    Also ließ ich den Krieg zwischen unseren Heeren abbrechen, heiratete die Khania und wurde zum Khan. Doch es wäre für mich besser gewesen, als Aufwäscher in ihre Küche gekrochen zu sein, denn als Ehemann in ihre Kammer. Sie hat mich nämlich von Anfang an gehaßt, und je mehr ich sie liebte, desto mehr haßte sie mich, bis sie mir schließlich während der Hochzeitsfeier dieses Gift in meinen Becher schüttete, das mich dazu brachte, sie zu verachten und uns so voneinander trennte; doch es hat mich auch verrückt gemacht und frißt an meinem Gehirn wie ein Feuer.«
    »Wenn sie Euch so abgrundtief haßte, Khan«, sagte ich, »warum hat sie sich nicht einen stärkeren Trank brauen lassen, um Euch ganz loszuwerden?«
    »Warum? Aus politischen Gründen, weil mir die Hälfte des Landes gehörte. Und weil es ihr gefiel, mich am Leben zu lassen, als willenlose Kreatur, mit der sie ihren Spott treiben konnte; und weil sie, solange ich lebe, vom Volk nicht gedrängt werden kann, einen anderen Mann zu heiraten. Denn sie ist keine Frau, sondern eine Hexe, die allein leben will. Jedenfalls glaubte ich das bis zu diesem Abend ...« Er runzelte die Stirn und sah Leo an.
    »Sie weiß auch, daß ich zwar durch ihr Gift gezwungen werde, sie zu hassen, sie jedoch im Grund meines Herzens nach wie vor liebe, und nach wie vor eifersüchtig werden kann und sie deshalb vor allen Männern beschütze. Sie war es, die mich gegen den Lord aufgebracht hat, den unlängst meine Hunde zerrissen, weil er um ihre Liebe warb und sich nicht zurückweisen ließ. Doch jetzt ...« – wieder sah er Leo finster an – »jetzt weiß ich, warum sie immer so kalt schien. Weil es einen Mann gibt, dessen vereistes Herz sie schmelzen will; dafür hat sie sich ihr Feuer aufbewahrt.«
    Leo, der die ganze Zeit über schweigend zugehört hatte, trat jetzt auf den Khan zu. »Hattet Ihr vorhin den Eindruck, als ob das Eis schmelzen würde?«
    »Nein – falls du nicht gelogen hast. Doch das war nur, weil das Feuer noch nicht heiß genug brannte. Warte, bis sie die Flammen noch weiter aufgeschürt hat, dann muß das Eis schmelzen, denn welcher Mann kann dem Willen Atenes widerstehen?«
    »Und wenn das Eis diesem Feuer entkommen will? Khan, sie haben gesagt, daß ich Euch töten werde, doch ich bin nicht auf Euer

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