Ayesha - Sie kehrt zurück
Witwe die Strafe für mein Verbrechen erhalten«, sagte er sarkastisch.
»Es gefällt dir, dich über mich lustig zu machen, Leo Vincey, obwohl du weißt, was für ein Ehegemahl dieser Mann mir ist.«
Ich wußte, daß wir jetzt die Krise erreicht hatten, und auch Leo war sich darüber im klaren. Er sah Atene ins Gesicht und sagte: »Sprich weiter, Lady! Sage alles, was dir auf dem Herzen liegt. Vielleicht ist es besser für uns beide.«
»Ich gehorche dir, Lord. Von den Ursprüngen dieses Schicksals weiß ich nichts, doch ich werde von den ersten Seiten an berichten, die mir offen liegen. Es hat mit meinem jetzigen Leben zu tun. Erfahre, Leo Vincey, daß mich dein Bild von meinen Kindertagen an verfolgt hat. Oh, als ich dich zum ersten Mal erblickte, drüben am Fluß, war mir dein Gesicht nicht fremd, denn ich kannte es – ich kannte es sehr gut aus meinen Träumen. Als ich ein kleines Mädchen war und eines Tages am Ufer des Flusses schlief, sah ich es zum ersten Mal – frage meinen Onkel, ob es nicht so war –, doch es war damals jünger. Später sah ich es wieder und immer wieder in meinen Träumen und erfuhr, daß du mein bist, denn die Magie meines Herzens verriet es mir.
Dann vergingen lange Jahre, in denen ich fühlte, daß du mir näher und näher kamst, nur langsam, doch immer näher, auf deinem Weg durch die Länder dieser Welt; über die Berge, über die Ebenen, über die Wüsten, über den Schnee, um an meiner Seite zu sein. Schließlich kam das Ende, denn eines Nachts, vor kaum drei Monden, während dieser weise Mann, mein Onkel, und ich hier beieinander saßen und die Geheimnisse der Magie studierten, die er mich gelehrt hatte, und versuchten, das Dunkel der Vergangenheit zu lüften, kam mir eine Vision.
Ich versank in einen magischen Schlaf, in dem sich die Seele vom Körper löst und Dinge sieht, die waren, und solche, die sein werden. Und meine Seele sah dich und deinen Gefährten, wie ihr in der Schlucht, über dem Fluß, an einem abgebrochenen Eisstück hingt. Ich lüge nicht. Es ist auf diesem Pergament aufgezeichnet. Ja, du warst es, der Mann meiner Träume, und kein anderer, und da ich die Stelle kannte, eilte ich mit meinem Onkel an das Ufer des Flusses, da ich glaubte, du könntest vielleicht tot im Wasser liegen.
Doch während wir dort warteten, entdeckte ich plötzlich zwei winzige Gestalten auf der eisigen Zunge, die kein Mensch überwinden kann und ... oh, den Rest kennst du. Wir standen reglos vor Entsetzen, als wir dich ausgleiten und an dem Seil hängen sahen, als du das Seil zerschnittest und herabstürztest, ja, und wir sahen diesen tapferen Mann, Holly, dir nachspringen.
Doch meine Hand war es, die dich aus dem reißenden Wasser zog, in dem du sonst ertrunken wärst, dich, meine Liebe eines längst vergangenen Lebens und des Heute, meine Liebe aller Zeiten. Ja, du und kein anderer, Leo Vincey. Es war meine Seele, die deine Gefahr vorausahnte, und meine Hand, die dich vor dem Tod rettete, und ... und kannst du sie zurückweisen, wenn ich, die Khania, sie dir anbiete?«
So sprach sie und lehnte sich dabei auf den Tisch und blickte mit flehenden Augen in sein Gesicht.
»Lady«, sagte Leo, »du hast mich gerettet, und ich bedanke mich noch einmal dafür, obwohl es vielleicht besser gewesen wäre, hättest du mich ertrinken lassen. Aber – vergib mir diese Frage – wenn diese ganze Geschichte stimmen sollte, warum hast du dann einen anderen Mann geheiratet?«
Sie fuhr zurück, als ob er ihr einen Dolch in die Brust gestoßen hätte.
»Oh! Sprich nicht davon«, stöhnte sie. »Es war Politik, die mich an diesen Verrückten fesselte, den ich immer gehaßt habe. Sie haben mich dazu gedrängt; ja, selbst du, Simbri, mein Onkel, den ich für immer dafür verfluche – ihr habt mich gedrängt und mir gesagt, daß diese Ehe nötig sei, um den Krieg zwischen Rassens Parteigängern und meinen eigenen zu beenden. Und daß ich außerdem die letzte der königlichen Rasse sei deren Blutlinie fortgeführt werden müsse. Also habe ich schließlich nachgegeben, um mein Volk groß zu machen.«
»Und dich selbst am größten, wenn das, was ich gehört habe, zutrifft«, sagte Leo scharf, denn er war entschlossen, diese Sache zu Ende zu bringen. »Ich mache dir keinen Vorwurf, Khania, obgleich du jetzt von mir verlangst, einen Knoten zu zerschlagen, den du selbst geknüpft hast, indem ich den Ehemann deiner eigenen Wahl töte, da es angeblich so vom Schicksal vorbestimmt sei einem Schicksal,
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