Ayesha - Sie kehrt zurück
Leo, der zu rudern aufgehört hatte, und er legte sich wieder in die Riemen.
Doch das Fährboot war plump und schwerfällig, und die Strömung riß uns ein ganzes Stück flußabwärts, bevor wir das andere Ufer erreichten. Dort ließen wir das Boot auf den Sand laufen und zogen unsere Pferde heraus. Dann stießen wir das Fährboot in die Strömung zurück und ließen es treiben, da wir keine Zeit hatten, es zu versenken. Wir überprüften Sattelriemen und Zaumzeug, saßen auf und ritten auf die rotglühende Rauchwolke zu, die in weiter Ferne über den Feuerberg hing.
Anfangs kamen wir nur sehr langsam voran, da es hier keine Wege zu geben schien und wir querfeldein reiten und oft Umwege machen mußten, um Stege über Gräben und Kanäle zu suchen, die zu breit waren, als daß die Pferde hinübersetzen konnten. Mehr als eine Stunde verbrachten wir so, bis wir schließlich ein Dorf erreichten, in dem sich nichts rührte, und dort auf eine Straße stießen, die in Richtung auf den Berg zu führen schien, uns jedoch, wie wir später sahen, viele Meilen von unserem Kurs abbrachte. Zum ersten Mal konnten wir jetzt die Pferde zu einem leichten Galopp antreiben. Wir hatten es eilig, wollten die Tiere jedoch auch nicht zu sehr ermüden und mußten befürchten, daß sie bei dem unsicheren Licht stürzen konnten.
Kurz vor Anbruch der Dämmerung sank der Mond hinter den Berg, und es wurde so dunkel, daß wir zu einer Rast gezwungen wurden. Wir stiegen ab, hielten die Pferde an den Zügeln fest und ließen sie grasen. Als es hell wurde, verglomm das Feuer über dem Berg, das uns die Richtung gewiesen hatte, und dann ging die Sonne auf und warf ihr Licht auf die Schneewände des Berges und durch den Ring auf dem Pfeiler. Wir ließen unsere Pferde aus einem Bewässerungsgraben trinken, stiegen wieder auf und ritten langsam weiter.
Mit den Schatten der Nacht schien auch die Last der Angst zu weichen, und wir waren voller Hoffnung, ja, sogar ausgelassen. Die verhaßte Stadt lag hinter uns. Zurückgeblieben waren auch die Khania mit ihren unbeherrschten, unheilvollen Leidenschaften und ihrer wilden Schönheit, die Zauberkünste ihres Mentors, so alt an Jahren und geheimen Sünden, und der Irrsinn dieses seltsamen Wesens, halb Teufel, halb Märtyrer, gleichzeitig grausam und feige, des Khans, ihres Mannes, und seines korrupten Hofes. Vor uns lagen das Feuer, der Schnee, und die Geheimnisse, die beide bergen mochten, und nach denen wir so viele Jahre gesucht hatten. Jetzt würden wir sie lösen oder sterben. Also ritten wir frohen Herzens voran, unserem Schicksal entgegen, wie immer es aussehen mochte.
Viele Stunden lang verlief die Straße durch bebautes Land. Die Bauern, die es bearbeiteten, legten ihre Geräte aus den Händen und sahen uns an, wenn wir vorbeizogen, und in den kleinen Dörfern ergriffen die Frauen ihre Kinder und verschwanden in den Häusern. Sie hielten uns für Lords des Hofes, die gekommen waren, um ihnen etwas anzutun, und ihre Angst zeigte uns, wie sehr das Volk unter der Unterdrückung des Tyrannen Rassen litt. Gegen Mittag, obwohl wir dem Berg kaum nähergekommen zu sein schienen, veränderte sich der Charakter des Landes. Jetzt stieg das Gelände leicht an und konnte deshalb nicht bewässert werden.
Offensichtlich war man hier auf ausreichenden Regen angewiesen, der in diesem Frühjahr ausgeblieben war. Obwohl das Land auch hier dicht besiedelt war und jeder Fußbreit Boden genutzt wurde, würde man in diesem Jahr bestenfalls eine sehr magere Ernte einfahren. Es war ein trauriger Anblick, wenn man über die Felder blickte, auf denen das junge, kaum einen Fuß hohe Korn zu welken begann, da der Boden nicht genug Feuchtigkeit enthielt, wie das Vieh auf vertrockneten Weiden nach Futter suchte und die armen Bauern versuchten, den steinharten Boden mit der Hacke aufzulockern.
Hier schienen die Menschen von uns gehört zu haben, von den zwei Fremden, deren Ankunft von Mund zu Mund weitergegeben worden war, und, dreist durch ihre Angst vor einer Hungersnot, schrien sie uns nach, ihnen den Regen zurückzugeben, den wir ihnen gestohlen hätten. Die Frauen und Kinder in den Dörfern warfen sich vor uns auf den Boden, deuteten auf den Berg und auf den blauen, wolkenlosen Himmel und flehten uns an, ihnen Regen zu geben. Einmal wurden wir von einer Horde mit Spaten und Hacken bewaffneter Bauern bedroht, die uns den Weg verlegten, so daß wir gezwungen waren, unsere Pferde zum Galopp anzuspornen, um sie
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