Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ayesha - Sie kehrt zurück

Ayesha - Sie kehrt zurück

Titel: Ayesha - Sie kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
Blut aus. Ihr glaubt, daß ich Euch Eure Frau nehmen will, doch mir ist noch nie dieser Gedanke gekommen. Wir haben keinen anderen Wunsch, als aus dieser Eurer Stadt zu verschwinden, doch das können wir nicht, weil die Tore verschlossen und wir Gefangene sind, die Tag und Nacht bewacht werden. Hört mich an! Ihr besitzt die Macht, uns zu befreien und Euch unser zu entledigen.«
    Der Khan blickte ihn mißtrauisch an. »Und wenn ich euch befreie, wohin wollt ihr gehen? Ihr seid hier, weil ihr in die Schlucht gestürzt seid, doch nur Vögel können ihren Rand von dieser Seite aus erreichen.«
    »Wir wollen zum Feuerberg.«
    Rassen starrte ihn an.
    »Bin ich es, der verrückt ist, oder seid ihr es, die ihr den Feuerberg besuchen wollt? Doch das wäre mir gleichgültig, wenn ich euch glauben könnte. Und wenn ihr tatsächlich zu dem Berg geht, so vielleicht nur, um mit anderen zurückzukehren. Eventuell wollt ihr euch sogar mit der Herrscherin des Berges verbünden, um dieses Land zu erobern. Es gibt mächtige Feinde auf dem Berg.«
    »Das haben wir nicht vor«, sagte Leo mit Nachdruck. »Ich versichere Euch als Ehrenmann, daß wir nichts gegen Euch vorhaben. Ich will weder das Lächeln Eurer Frau noch einen Fußbreit Eures Landes. Seid klug und helft uns zu entkommen; dann könnt Ihr ungestört so leben, wie es Euch gefallen mag.«
    Der Khan stand eine Weile schweigend da und ließ seine langen Arme hin und her pendeln, bis ihm etwas einzufallen schien, das ihn belustigte, denn er brach wieder in sein entsetzliches Gelächter aus.
    »Ich stelle mir Atenes Gesicht vor, wenn sie morgen aufwacht und erfährt, daß ihr lieblicher Vogel davongeflogen ist. Sie wird eine schreckliche Wut auf mich haben.«
    »Ich habe den Eindruck, daß sie nicht viel wütender werden kann, als sie es jetzt schon ist«, sagte ich. »Gebt uns eine Nacht Vorsprung und sorgt dafür, daß sie uns in einer anderen Richtung sucht, dann wird sie uns nie fangen.«
    »Du vergißt, Wanderer, daß sie und die alte Ratte in geheimen Künsten bewandert sind. Sie, die wußten, wo sie euch finden würden, werden auch wissen, wo sie euch jetzt zu suchen haben. Und doch, und doch ... es müßte ein seltenes Vergnügen werden, sie so wütend zu sehen. ›Oh, Gelbbart, wo bist du? Wo bist du, Gelbbart?‹ rief er und versuchte, die Stimme seiner Frau zu imitieren. ›Komm zurück, damit ich dein Eis schmelzen kann, Gelbbart!‹«
    Wieder lachte er, und dann sagte er plötzlich: »Wann könnt ihr fertig sein?«
    »In einer halben Stunde«, sagte ich.
    »Gut. Geht in eure Zimmer und macht euch bereit! Ich werde euch dort abholen.«
    Wir gingen hinaus.

11
     
    Die Jagd und die Beute
     
     
    Wir gelangten in unsere Zimmer, ohne jemandem zu begegnen, und trafen unsere Vorbereitungen. Als erstes vertauschten wir unsere festlichen Roben gegen die wärmere Kleidung, die wir während der Reise nach der Stadt Kaloon getragen hatten. Dann aßen und tranken wir so viel wie möglich von den Nahrungsmitteln, die im Vorzimmer standen, da wir nicht wußten, wann wir wieder etwas zu essen finden würden, und füllten zwei Umhängetaschen mit den Resten und ein paar anderen notwendigen Dingen. Dann schnallten wir unsere großen Jagdmesser um und nahmen zwei kurze Jagdspeere auf.
    »Vielleicht hat er vor, uns zu ermorden«, meinte Leo, »und für den Fall sollten wir ein paar Waffen bei uns haben.«
    Ich nickte, denn das Echo von Rassens Lachen klang mir noch immer in den Ohren. Es war ein entsetzliches Lachen.
    »Sehr gut möglich«, sagte ich. »Ich traue dem verrückten Kerl nicht. Aber er hat schließlich jedes Interesse daran, uns loszuwerden.«
    »Stimmt. Aber, wie er sagte: Lebende könnten zurückkehren, Tote nicht.«
    »Atene ist anderer Meinung«, sagte ich.
    »Und trotzdem hat sie uns den Tod angedroht«, antwortete Leo.
    »Weil sie von Scham und Leidenschaft zum Wahnsinn getrieben wird«, sagte ich, und dann schwiegen wir.
    Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und der Khan trat herein. Er trug einen weiten Umhang mit einer Kapuze, als ob er sich unkenntlich machen wollte.
    »Kommt«, sagte er, »wenn ihr bereit seid!« Dann bemerkte er die Speere, die wir in unseren Händen trugen und setzte hinzu: »Die braucht ihr nicht. Schließlich geht ihr nicht auf die Jagd.«
    »Das nicht«, sagte ich. »Aber vielleicht werden wir gejagt.«
    »Wenn ihr davor Angst habt, solltet ihr vielleicht lieber bleiben, wo ihr seid, bis die Khania von Gelbbart genug hat und euch die Tore

Weitere Kostenlose Bücher